Rechtsextreme Militärs in Spanien: Blutige Träume rechts außen
Rechte spanische Ex-Generäle machen in Chatgruppen auf Reichsbürger. In Briefen an den König sorgen sie sich um ihr Vaterland.
Allen Schreiben gemeinsam ist „die Sorge um das Vaterland“. Die Koalitionsregierung aus Sozialisten und Linksalternativen sei „illegitim“. Die „Sozialkommunisten, unterstützt von ETA-Freunden und Unabhängigkeitsbefürwortern“, setzten Spaniens Einheit aufs Spiel. Alle Unterzeichner erklären dem König ihre Treue.
Der erste Brief wurde Mitte November von 34 Ex-Generälen unterschrieben, der zweite kurz darauf von weiteren 73 ranghohen Militärs. Als dieser Brief für Schlagzeilen und Kritik der Linken sorgte, kam Nummer 3 mit 250 Unterschriften.
Während die konservative Chefin von Madrids Regionalregierung, Isabel Díaz Ayuso, dieses Schreiben ausgerechnet am Tag der Verfassung, dem 6. Dezember, verteidigte, warnte schon Nummer 4, ein Manifest, vor einem „nie dagewesenen Verfall des Vaterlandes“.
Im Tenor der rechtsextremen Partei Vox
Es hat mehr als 400 Unterschriften von Militärs aller Ränge im Ruhestand. Die Argumentationen der Texte folgen dem Tenor der Parlamentsreden der rechtsextremen Partei Vox.
Unter den Autoren und Unterzeichnern sind drei Vox-Abgeordnete, der Chef der Stiftung Francisco Franco, die den Ex-Diktator ehrt, sowie ein Ausbilder der Marine und enger Freund des Königs.
Initiatoren des zweiten Briefs debattierten in einer Chatgruppe ihres Jahrgangs an der Militärakademie, wie sie Spanien retten wollen. „Es bleibt kein anderer Ausweg, als 26 Millionen Hurensöhne zu erschießen“, schrieb General Francisco Beca. Er führte die Liste der 73 Unterzeichner an.
„Ich will nicht, dass diese unverschämten Lümmel die Wahlen verlieren. Nein, ich will, dass sie und ihr ganzer Stamm sterben“, schrieb ein Hauptmann. „Eines Tages muss jemand was machen, legal oder illegal“, erklärte ein Oberst. In einem Chatbeitrag war ein Video mit Vox-Chef Santiago Abascal zu sehen. „Mir wurde gesagt, dass es eine Pflicht ist, diese Gruppe zu grüßen. Eine Umarmung an alle. ¡Viva España!“, rief er.
Bisher schweigt der König
Während König Felipe VI. als Adressat bisher ebenso schweigt wie noch aktive Offiziere, die von der Gruppe wussten, übergab Verteidigungsministerin Margareta Robles den Fall an die Staatsanwaltschaft.
„Unsere Verpflichtung gegenüber der Verfassung steht außer Frage“, erklärte Generalstabschef Miguel Ángel Villarroya vergangene Woche. Als Antwort darauf folgte das Manifest der mehr als 400.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen
Bundestagswahl 2025
Parteien sichern sich fairen Wahlkampf zu
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei