Rechter Terror in Sachsen-Anhalt: Nazis entführen Antifa
Nach einer Antifa-Demo in Burg werden Linke von Neonazis gejagt. Ein 18-Jähriger wird verschleppt und dann „stark lädiert“ im Wald liegen gelassen.
BERLIN taz | Erst niedergeschlagen, dann entführt: In der Nacht zu Sonntag sollen Rechtsextreme in Burg nahe Magdeburg einen Jugendlichen auf offener Straße angegriffen und mit dem Auto verschleppt haben, um Namen und Adressen aus der antifaschistischen Szene zu erpressen. „Dem Betroffenen geht es dementsprechend“, sagte ein Sprecher der Antifaschisten Aktion Burg (AAB) am Montag der taz. Das Gesicht des 18-Jährigen sei „stark lädiert“.
Am Samstag hatte die AAB im sachsen-anhaltischen Burg eine Demonstration unter dem Motto „In die Offensive! Schluss mit dem Naziterror und Repression“ ausgerichtet. Über 200 Demonstranten waren gekommen. Schon während der Aktion versuchten Rechtsextreme zu stören.
In der Nacht kam es dann vor der Diskothek „Big Ben“ zu einer Auseinandersetzung. An die 30 Rechtsextreme sollen Antifaschisten dort angegriffen und ihnen nachgestellt haben. „Wir sind die berühmte, wir sind die berühmte BWSE“, skandierten sie. 2008 hatte das Landesinnenministerium die „Blue White Street Elite“ (BWSE), einem Zusammenschluss aus gewaltbereiten Rechten und Fußball-Hooligans, verboten.
Kurz nach zwei Uhr nachts soll es dann vier Neonazis gelungen sein, einen der Antifa-Männer in ihr Auto zu zerren. Im Wagen sollen sie weiter auf ihr Opfer eingeschlagen haben. Die Fahrt ging offenbar bis zu einem Waldstück im Ortsteil Detershagen. Kurz vor drei Uhr sollen die Rechten von ihrem Opfer abgelassen haben, „so ganz genau kann er es nicht erinnern“, sagt der Sprecher der AAB. Der junge Mann blieb nach der Attacke im Wald liegen.
Die Polizei hat Ermittlungen wegen des Verdachts des Menschenraubs, der gefährlichen Körperverletzung und Diebstahls aufgenommen, sagt ein Sprecher der Polizei. Und: Eine politische Motivation sei „nicht ausgeschlossen“.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rechtspopulistinnen in Europa
Rechts, weiblich, erfolgreich
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
#womeninmalefields Social-Media-Trend
„Ne sorry babe mit Pille spür ich nix“
Landesparteitag
Grünen-Spitze will „Vermieterführerschein“
Die Wahrheit
Herbst des Gerichtsvollziehers