Rechter Angriff auf Gedenkstätte: Nazi-Schmierereien in Buchenwald
Schilder der KZ-Gedenkstätte Buchenwald wurden großflächig mit Nazi-Symbolen beschmiert. Der Staatsschutz ermittelt.
Die Schmierereien ziehen sich großflächig über eine Informationstafel zur Gedenkstätte und ein Straßenschild. Sie zeigen neben Hakenkreuzen mehrere SS-Runen, den Nazi-Code 88 – zweimal der achte Buchstabe im Alphabet als Abkürzung für ‚Heil Hitler‘ – sowie die Buchstaben „THS“, das Kürzel des Thüringer Heimatschutzes“. Dieser war in den 1990er Jahren unter dem Neonazi Tino Brandt die mitgliederstärkste und militanteste Neonazigruppierung Ostdeutschlands. Unter seinen Mitgliedern waren auch die späteren NSU-Terrorist*innen Uwe Mundlos, Uwe Böhnhard und Beate Zschäpe sowie ihr Waffenbeschaffer Ralf Wohlleben.
„Wir finden in der Gedenkstätte alle zwei bis drei Wochen Hakenkreuze vor“, sagt Lüttgenau. „Für eine Gedenkstätte mit einer Besucherzahl von einer halben Million Menschen im Jahr ist das nicht einmal viel.“ Doch meist seien die Symbole heimlich und kaum sichtbar irgendwo hingemalt oder eingeritzt – „auf der abgewandten Seite einer Holzbank etwa, oder in einem Baumstamm“, so Lüttgenau. „Dieses martialische Auftreten jetzt ist eine andere Qualität. Da hat jemand den Schutz der Dunkelheit genutzt, um in einer sehr gezielten Aktion Präsenz zu zeigen.“
Flagge zeigen gegen Rechtsextremismus
Empfohlener externer Inhalt
Die Gedenkstätte hatte noch am Abend Anzeige erstattet. Patrick Martin, Pressesprecher des LKA, bestätigte der taz, dass der Fall von der Staatsschutzabteilung bearbeitet werde. Zusammen mit der Gedenkstätte sei man bemüht, die Schmierereien so bald wie möglich wieder unkenntlich zu machen und den alten Zustand wieder herzustellen, damit „solche Symbole nur so kurz wie möglich sichtbar sind“, so Martin. „Wir müssen jetzt sehen, inwiefern das Schild wieder herstellbar ist, oder ob wir ein neues anschaffen müssen“, sagt auch Lüttgenau.
Der Vorfall zeige, wie wichtig die Arbeit der Gedenkstätten sei. „Es ist immer wieder unsere Aufgabe, Flagge zu zeigen und gegen Rechtsextremismus einzustehen. Das tun wir, dadurch werden wir aber auch zum Ziel rechter Angriffe“, so Lüttgenau. „Das ist ermüdend und erschreckend zugleich.“
Das KZ Buchenwald, nahe der Stadt Weimar gelegen, war das größte Konzentrationslager auf deutschem Boden. Es wurde 1937 errichtet. Nach Kriegsbeginn 1939 verschleppten die Nazis Menschen aus ganz Europa zur Zwangsarbeit dorthin, darunter viele politisch Verfolgte, Jüdinnen und Juden, Sinti*zze und Rom*nja und Homosexuelle. Fast 280.000 Menschen wurden in Buchenwald und seinen Außenlagern inhaftiert. Mehr als 56.000 starben an den Folgen von Folter, Auszehrung und medizinischen Experimenten.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Macrons Krisengipfel
Und Trump lacht sich eins
Frieden in der Ukraine
Europa ist falsch aufgestellt
Die Neuen in der Linkspartei
Jung, links und entschlossen
Krisentreffen nach Sicherheitskonferenz
Macron sortiert seine Truppen
Maßnahmenkatalog vor der Bundestagswahl
Grünen-Spitze will „Bildungswende“
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
USA und Russland besetzen ihre Botschaften wieder regulär