piwik no script img

Rechte Influencerin Laura LoomerZu extrem? Nicht für Trump

Die Influencerin Laura Loomer ist für ihre rassistischen und islamophoben Ausfälle berüchtigt. Von Trump wird sie als „Freigeist“ gelobt.

„Stolze Islamophobin“: Laura Loomer während einer Veranstaltung mit dem US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump Foto: Matt Rourke/ap

Sie selbst bezeichnete sich einmal als „stolze Islamophobe“. Sie ist dafür berüchtigt, rassistische Gerüchte, sexistische und homophobe Kommentare sowie Verschwörungstheorien im Netz zu verbreiten. Den Islam verglich sie mit Krebs, die LGBTQ-Community nannte sie eine „terroristische Organisation“, die Anschläge vom 11. September 2001 hielt sie für einen „inside job“ im Auftrag der US-Regierung.

Als Twitter sie 2018 deshalb von seiner Plattform verbannte, kettete sie sich mit einem Megaphon und einem gelben Davidstern auf der Brust vor der Firmenzentrale in New York an und warf dem Unternehmen „Judenhass“ vor.

Unter allen rechtsradikalen Influencern, von denen es in den USA nicht wenige gibt, ist die 31-jährige jüdische Aktivistin Laura Loomer eines der schrillsten Exemplare. Ihre Karriere startete die gelernte Journalistin bei der rechtsextremen Website InfoWars des Verschwörungs-Entrepeneurs Alex Jones und bei der antimuslimischen Aktivistin Pamela Geller.

2020 kandidierte sie in Florida vergeblich für den US-Kongress. Zwei Jahre später scheiterte sie schon bei einer republikanischen Vorwahl. Der Sprung in die Politik misslang. Dafür machte sie weiterhin durch öffentlichkeitswirksame Aktionen auf sich aufmerksam.

Auf Instagram und Facebook ist Loomer gesperrt. Sogar Taxi-Apps wie Uber und Lyft schmissen sie raus, nachdem sie dort über muslimische Taxifahrer herzog. Doch seit Elon Musk Twitter übernahm und in X umbenannte, darf Loomer dort wieder ihre Hetze verbreiten. Mehr als 1,3 Millionen Follower danken es ihr.

Nach dem ersten Attentat auf Trump im Juli mutmaßte sie, US-Präsident Joe Biden würde dahinterstecken. Und vor Trumps TV-Duell mit seiner Kontrahentin Kamala Harris schrieb sie auf X: Sollte die Demokratin die Wahl am 5. November gewinnen, werde es im Weißen Haus wohl „nach Curry riechen“, und ihre Reden würden über ein Call Center verbreitet – eine Anspielung auf die indische Herkunft der Kandidatin. Auch das Gerücht, Flüchtlinge aus Haiti würden in der Stadt Springfield (Ohio) heimlich Hunde und Katzen essen, das Trump bei der TV-Debatte vorbrachte, soll er von ihr haben.

Selbst vielen Rechten zu extrem

Das ist selbst vielen rechten Republikanern zu extrem. Die Kongressabgeordnete Marjorie Taylor Greene aus Georgia, selbst selten um rechtsextreme Verschwörungstheorien verlegen, nannte Loomers Kommentare „entsetzlich und extrem rassistisch“. Aus North Carolina meldete sich der Senator Thom Tillis und nannte Loomer „eine verrückte Verschwörungstheoretikerin, die regelmäßig widerlichen Müll von sich gibt, um die Republikaner zu spalten“.

Auch Trumps Vize-Kandidat JD Vance, dessen Ehefrau indischer Herkunft ist, distanzierte sich von ihr. Sie alle eint die Sorge, dass ihr Einfluss Trumps Chancen auf eine erneute US-Präsidentschaft schmälern könnte.

Trump selbst gibt sich davon unbeeindruckt. Er lobte Loomer als mutigen „Freigeist“, stellte sie bei Kundgebungen heraus und ließ sich ausgerechnet am 11. September zu einer Veranstaltung zum Gedenken an die Terroranschläge von ihr begleiten. Zwar teile er ihre Ansichten nicht, gab er später zu Protokoll. Aber, stellte er sich hinter sie: „linksradikale Marxisten und Faschisten“ würden sie verleumden.

Diese Nähe zwischen dem 78-jährigen Trump und der 31-jährigen Loomer wiederum gibt Gerüchten Nahrung, die beiden hätten eine Affäre. Der TV-Moderator Bill Maher spekulierte am Freitag in seiner Sendung ganz offen darüber. Loomer reagierte auf ihre Art: mit vulgären Ausfällen, und indem sie mit einer Klage drohte.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

15 Kommentare

 / 
Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Menschen wie Loomer sind schlicht der - absolut logische - nächste Schritt der amerikanischen Rechten (Konservative kann man die ja nicht mehr nennen). Diese Radikalisierung schreitet seit 40 Jahren voran.

  • Trump lobt sie als Freigeist.



    -Leute frei von Geist sind halt sein Ding...!

  • Laura Loomer ist ein grauenhafter Mensch und ein Meme dazu. Welche Relevanz hat es für den Autor, dass sie jüdisch ist? Bei jeglichen anderen religiös/kulturellen Zuordnungen würde er sich das, bin sicher, verbitten.

    • @Jewels&Iron:

      Laura Loomer bezeichnet sich auf ihrem Twitter-Profil als "feisty jewess" (aufbrausende, temperamentvolle Jüdin) und nachdem sie 2018 für ihre schon damals auffällig bizarren Äußerungen von Twitter verbannt wurde, kettete sie sich, geschmückt mit einem gelben Davidstern, an das Twitter Hauptbüro, um gegen deren "pro-antisemitische" Moderationspolitik zu protestieren. Viele jüdische Stimmen, nicht nur in den USA, haben sie dafür (und diverse sonstige absurd-rassistische Erzählungen) heftig dafür kritisiert, ihr jüdisch-sein als Feigenblatt für derartige Ausbrüche zu missbrauchen. Grund genug, das (am Rande) zu erwähnen, denke ich.

      • @Systemknecht:

        Das Argument ist ein bisschen schräg...



        Oder macht die Tatsache, dass z. B. Gudrun Ensslin die Tochter eines Pfarrers war, sie zu einer "Evangelischen Terroristin/Aktivistin"?



        Komisch... diese Formulierung habe ich noch nirgends gehört..

      • @Systemknecht:

        Aber genau dies passiert ja nicht im Text. Da wird "jüdisch" als Adjektiv ohne jeglichen inhaltlichen Mehrwet/Kontext genutzt, wie man "muslimischer Straftäter" schreiben würde.

        • @Jewels&Iron:

          Ähm doch? Artikel gelesen?

          "Als Twitter sie 2018 deshalb von seiner Plattform verbannte, kettete sie sich mit einem Megaphon und einem gelben Davidstern auf der Brust vor der Firmenzentrale in New York an und warf dem Unternehmen „Judenhass“ vor."

  • Ich weiß nicht, ob es sich damals um Fakenews gehandelt hat (die gab es offiziell noch nicht, sondern man nannte es Zeitungsente), aber auch Kubaner sollen vor lauter Hunger Katzen gegessen haben.

    taz.de/Kubaner-ess...e-Katzen/!1533503/

    • @Piet Petersen:

      Der Artikel ist 30 (!) Jahre alt.

    • @Piet Petersen:

      Vor lauter Hunger haben Menschen auch schon Menschen gegessen!

      Was das mit dem Artikel zu tun hat, erschließt sich mir weniger.

    • @Piet Petersen:

      Ich schätze mal, dass Deutsche im Krieg auch alles gegegessen haben, was essbar war! Das ist aber nicht der Punkt, wenn es um diese haltlose Anschuldigung geht, die Trump und seine MAGAs streuen. Es sind auch keine illegalen Einwanderer, die dort beschuldigt werden. Diese Menschen wanderten sogar nach Springfield ein, als Trump im Weißen Haus saß! Ganz legal. Die Urheberin des Facebook-Posts hat übrigens zugegeben, dass sie keinerlei Beweise hat. Ihr Post beruhte auf ein Gerücht über vier Ecken hinweg. Das Ergebnis sind Mord- und Bombendrohungen und genau das war auch die Absicht. Trump will Gewalt. Er redet ständig von Krieg, ob jetzt Bürgerkrieg oder sogar einem dritten Weltkrieg, den nur er natürlich verhindern kann. Schlimm ist, dass fast die Hälfte der Amerikaner ihn wählen wollen.

      • @Minelle:

        "Ich schätze mal, dass Deutsche im Krieg auch alles gegegessen haben, was essbar war!" -

        Korrekt! Nicht umsonst gibt es die schöne, deutsche Bezeichnung für Katzen als "Dachhasen", bereits seit dem 17. Jahrhundert. Gehungert wurde und wird immer.

    • @Piet Petersen:

      Und was genau tut das jetzt hier zu Sache? Der Artikel ist von 1994

  • Wer nix kann wird Wirt, wer gar nix kann Influencer. Ist es Zufall, daß das genauso klingt wie Influenza?

    • @Stoffel:

      Ich glaube dabei nicht an einen Zufall. Schlimm ist, dass wohl in den USA der Wettbewerb um Aufmerksamkeit die Mittel immer weiter ins Absurde verschiebt.