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Rechte EU-Fraktion schließt AfD ausEuropas Rechte auf Distanz zur AfD

Die Rechtsaußen-Fraktion im Europaparlament hat genug von der AfD und ihrem Spitzenkandidaten Maximilian Krah und wirft alle AfD-Abgeordneten raus.

Während der Durchsuchung des Büros von Maximilian Krah in Brüssel Foto: Alina Grünky/dpa

Brüssel dpa | Alle AfD-Europaabgeordneten sind aus der rechten ID-Fraktion im Europäischen Parlament ausgeschlossen worden. Ein entsprechender Antrag von Fraktionschef Marco Zanni habe die erforderliche Unterstützung bekommen, sagten mehrere Fraktionsvertreter am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur in Brüssel. Zuvor hatten unter anderem Äußerungen des AfD-Abgeordneten und Europawahlspitzenkandidaten Maximilian Krah zur SS für scharfe Kritik gesorgt.

In der angenommenen Entscheidung heißt es, in Anbetracht „der Reihe von Vorfällen, an denen Herr Maximilian Krah und damit auch die deutsche Delegation der Gruppe beteiligt waren und in Anbetracht der Tatsache, dass diese Vorfälle dem Zusammenhalt und dem Ruf der Gruppe geschadet haben“ werde die Mitgliedschaft der Mitglieder der deutschen Delegation mit sofortiger Wirkung beendet. Dazu werden die Namen aller neun AfD-Europaabgeordneten aufgeführt.

Der Ausschluss der AfD-Abgeordneten hat vor allem symbolischen Charakter, da das Parlament erst nach der Europawahl in zwei Wochen wieder tagen wird. Dann werden sich auch die Fraktionen möglicherweise neu zusammensetzen.

Über den Ausschlussantrag wurde in einem fraktionsinternen schriftlichen Verfahren abgestimmt. Den Informationen zufolge stimmten die italienische Lega, die französische Partei RN von Marine Le Pen, der flämische Vlaams Belang, die Dänische Volkspartei sowie die tschechische Partei Freiheit und direkte Demokratie dafür. Die österreichische FPÖ und eine estnische Partei votierten dagegen.

Die deutsche AfD-Delegationsleiterin Christine Anderson hatte zuvor noch versucht, die Entscheidung zu verhindern und forderte eine Anhörung. Zudem legte sie unterstützt von sechs anderen AfD-Abgeordneten in der ID-Fraktion einen Antrag vor, lediglich Krah auszuschließen. Nur der AfD-Abgeordnete Joachim Kuhs unterstützte ihn nicht.

Grund für den Antrag von ID-Fraktionschef Marco Zanni waren die zahlreichen Negativ-Schlagzeilen, die es in den vergangenen Wochen zur AfD gab. So erteilte die Parteispitze ihrem eigenen Spitzenkandidaten Krah nach den SS-Äußerungen am Mittwoch ein Auftrittsverbot. Zudem steht der 47-jährige Sachse unter Druck wegen der Spionageaffäre um einen Mitarbeiter und wegen seiner Nähe zu Russland und China. Auch die Nummer zwei der AfD-Europaliste, Petr Bystron, wird nach Korruptionsermittlungen vorerst keinen Wahlkampf mehr machen.

Der französische Rassemblement National hatte der AfD bereits vor der dem Ausschlussverfahren die Zusammenarbeit aufgekündigt. RN-Parteichef Jordan Bardella sagte am Dienstag im Sender TF1: „Ich denke, dass die AfD, mit der wir im Europäischen Parlament seit fünf Jahren zusammengearbeitet haben, Linien überschritten hat, die für mich rote Linien sind.“ Nach der Wahl werde man neue Verbündete haben und nicht mehr an der Seite der AfD sitzen.

Zuvor hatte ein Interview der italienischen Zeitung „La Repubblica“ und der „Financial Times“ mit Krah für Schlagzeilen gesorgt. In diesem war der AfD-Politiker nach der nationalsozialistischen SS gefragt worden und hatte gesagt: „Ich werde nie sagen, dass jeder, der eine SS-Uniform trug, automatisch ein Verbrecher war.“ Auf die Frage, ob die SS Kriegsverbrecher seien, antwortete er: „Es gab sicherlich einen hohen Prozentsatz an Kriminellen, aber nicht alle waren kriminell.“ Er erwähnte dabei nicht, dass die Schutzstaffel Adolf Hitlers unter anderem die Konzentrationslager bewachte und verwaltete und maßgeblich für Kriegsverbrechen verantwortlich war.

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6 Kommentare

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  • Das war abzusehen: Die Süd-Europäer wollen Kohle, die AfD will sparen und möglichst wenig in die EU einbezahlen. Dass dieser Tag kommt, wusste, ich schon vor 4 Jahren.

  • Die internationale Zusammenarbeit der Rechtsnationalen ist sowieso ein Widerspruch in sich. Es gibt erhebliche gegenseitige Ressentiments und das Eingehen von Kompromissen ist den Damen und Herren zuwider. Fast erstaunlich, dass das so lange gehalten hat.

    • @Ralph Bohr:

      Das mag alles stimmen, was Sie sagen. Trotzdem machen die Rechtsradikales eines viel besser, als z.B. linksdemokratische Parteien: die rechtsradikalen helfen und verbinden sich auf allen Ebenen, und Ländern, um an die Macht zu kommen. Und kupfern von einander ab (vor allem Verächtlichmachung der staatl. Institutionen. Hier Erster: Trump).



      Beste Beispiele sind die von Storch's in Brasilien, Milei in Spanien bei VOX, oder Orban's Besuche bei den Rep's usw.



      Auch das rechte Wahlbündnis in Italien kann man dazu zählen (LEGA vs. Süditalien spielt dann erst mal keine Rolle. Hauptsache an die Macht).

  • Ich frage mich schon immer, wie rechte nationalistische Parteien unterschiedlicher Länder überhaupt koalieren können. Das geht doch schon vom Prinzip her nicht. Wer alles für sein Land fordert, kann ja schlecht die unterstützen, die alles für ihr Land fordern.

    • @Gnutellabrot Merz:

      Danke! Die Frage stellt sich mir auch schon immer. Ich dachte nur, ich übersehe was und stelle sie deshalb nicht.

  • ich würde diese Ereignisse etwas mehrdimensionaler sehen. Da wäre z.B. die Frage, ob die anderen europäischen rechtspopulistiischen Parteien überhaupt an einer starken AfD interessiert sind.



    Eine starke AfD führt zu einer verringerten Aufnahme von Migranten aus anderen europäischen Ländern (nicht erwünscht), zu einer Verringerung der Zahlungen z,B. an die Ukraine (ebenfalls nicht erwünscht, Frankreich z.B, gibt ja jede Menge verbale aber sehr deutlich geringere tatsächliche Hilfe und müsste dann wohl irgendwie einsprigen), und am Ende auch eine Verringerung der Zahlungen an die EU, von denen Länder wie Italien oder auch Frankreich abhängig sind (total unerwünscht). Von daher haben diese Parteien wohl auch die eigenen nationalen Interessen im Sinn die mit denen Deutschlands zum Teil überhaupt nicht übereinstimmen. Hinzu kommt natürlich auch die billige Wahlwerbung bzw Profilierung im eigenen Land. Alles in allem haben insbesondere die RN wohl nur auf einen Vorwand gewartet den der Herr Krah da jetzt so uneigennützig geliefert hat.