Rassistisches Logo geändert: No Logo, no Aufschrei

Der hannoversche Kaffeeröster Machwitz hat ganz leise sein Logo geändert. Das ist doch besser als das peinliche PR-Getrommel rund ums "Schwarzfahren".

Ausstellungsstücke in einer Kolonialismus-Ausstellung des Historischen Museums Hannover: Eine Tüte mit dem Machwitz-Logo.

Mit Absicht unscharf: Das alte Logo von Machwitz auf einer Kaffeetüte Foto: Peter Steffen/dpa

Inhaltswarnung: Dieser Text enthält mehr als Spuren von Rassismus. Ich sage das jetzt sicherheitshalber mal so, obwohl es eigentlich eine gute Nachricht gibt. Die alteingesessene hannoversche Kaffeerösterei Machwitz hat ihr Logo geändert. Einfach so und offenbar sehr leise, ohne PR-Tamtam, jedenfalls habe ich keins gehört, vielleicht war ich auch im Sommerloch. 2018 haben wir hier noch über eine entsprechende Onlinepetition berichtet.

Das Logo war wirklich schwer zu ertragen: Drei „Mohren“ (ja, ja), die aussahen, als wären sie direkt einer dieser unsäglichen Karikaturen aus wilhelminischer Zeit entsprungen, große runde Kindsköpfe, albern aufgerissene Kulleraugen, dicke rote Lippen. Damals reagierten die Firmenchefs allerdings eher verhalten, ist doch alles nicht böse gemeint, wir sind ja gar keine Rassisten, ist bloß Tradition und so, das Übliche eben. Dann passierte erst einmal nichts.

Mir persönlich geht dieses Traditionsargument fürchterlich auf den Keks, weil man damit natürlich immer alles rechtfertigen kann. Wir haben ja viele Traditionen hier: Herrenmenschentum, Antisemitismus, Frauen und Kinder schlagen. Ich finde nicht, dass man die unbedingt pflegen muss, aber bitte, jeder wie er meint und was er an Geldstrafen ertragen kann.

Was ich dann wiederum ganz sympathisch fand, ist, dass die Firma es offenbar irgendwann doch eingesehen hat und still und leise das Logo an der Fassade geändert hat. Auf der Website sind sie allerdings noch nicht durchgehend dazu gekommen, scheint mir. Immerhin haben sie es sich verkniffen, dazu eine öffentlichkeitswirksame Enthüllung zu veranstalten und schwiemelige Pressemitteilungen zu verfassen.

„Schwarzfahren“ streichen hilft nicht gegen Alltagsrassismus

Es gibt ja kaum etwas Peinlicheres als Unternehmen, die sich plötzlich zu antirassistischen Vorkämpfern stilisieren, weil sie einmal etwas verstanden haben. Das fand ich schon bei den verschiedenen Verkehrsunternehmen – darunter auch die Üstra – nervig, die großspurig verkündeten, künftig auf den Begriff „Schwarzfahren“ verzichten zu wollen.

Nun kann man lange darüber streiten, ob der Begriff tatsächlich rassistisch ist, lange Abhandlungen über die geschichtliche Herkunft und Entwicklung des Begriffes verfassen und so weiter – an dem Alltagsrassismus, denen People of Colour und Menschen, die man für Migranten hält, in öffentlichen Verkehrsmitteln ausgesetzt sind, ändert das aber halt leider so gar nichts.

Ich weiß nicht, wie oft ich schon bei Kontrollen mitbekommen habe, dass es für alle anderen hieß: „Guten Tag, Ihre Fahrscheine, bitte“, während sich der einzige Schwarze im Abteil mit einem gegrunzten „You! Ticket!“ abfinden sollte.

Wenn etwas schon so anfängt, kann man sich leicht ausmalen, wie schnell Kontrollen eskalieren, wenn es dann tatsächlich etwas zu beanstanden gibt. Dabei ließe sich das Ganze doch locker auch mit undurchdringlicher, professioneller Höflichkeit abwickeln, ohne dass sich im Ergebnis irgendetwas ändern würde. Man müsste halt dem ein oder anderen Kontrolleur bloß einmal beibringen, dass nicht jeder Regelverstoß eine persönliche Beleidigung an seine Adresse ist.

Vielleicht lieber ein Seminar in „Kill them with Kindness“?

Aber natürlich ist es sehr viel teurer, Kontrolleure und Zugbegleiter ordentlich zu schulen, als ein paar Wörter in Druckvorlagen und auf Homepages auszutauschen.

Und natürlich ist es auch ein bisschen billig, auf dem Personal herumzuhacken, das seinerseits zunehmend Unverschämtheiten und Angriffen ausgesetzt ist, wenn man den Statistiken glauben darf, und dafür auch nicht so wahnsinnig gut bezahlt wird.

Man müsste denen halt nicht nur ein Antirassismus-Training bezahlen, sondern gleich eine ganze Seminarreihe mit verschiedenen Resilienztrainings, etwa „Kill them with Kindness“ oder „Wie überlebe ich in einem völlig bekloppten System“. Aber das macht PR-mäßig natürlich gar nichts her.

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