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Rassismus bei der deutschen PolizeiBeamte sind auch nur Deutsche

Kommentar von Klaus Hillenbrand

Ein nicht unerheblicher Teil der deutschen Bevölkerung hegt rassistische Ressentiments. Warum sollten ausgerechnet PolizistInnen davor gefeit sein?

Polizeigewalt: Nach der Demonstration gegen Rassismus und Polizeigewalt in Berlin Foto: Christian Mang

D ie Beispiele von Polizeigewalt am Rand einer antirassistischen Demonstration in Berlin, die die taz nun publik macht, sind erschreckend. Es besteht wenig Anlass, an den Videos, Bildern und Aussagen der Betroffenen Zweifel zu hegen. Zugleich aber zählen diese Bilder zum Alltag. Immer wieder gehen Polizeibeamte auch in Deutschland mit unangemessener Brutalität vor, und immer wieder treffen solche Vorfälle, aber auch angeblich zufällige Personenkontrollen, bevorzugt Menschen mit schwarzer Hautfarbe.

Das ist erst einmal wenig überraschend. Wenn ein nicht unerheblicher Teil der deutschen Bevölkerung rassistische Ressentiments hegt, warum sollten dann ausgerechnet Polizisten davor gefeit sein? Staatsdiener sind keine besseren Menschen. Es sind ebenso AfD-Wähler unter ihnen wie Anhänger demokratischer Parteien. Sie neigen ebenso zu Gewalt wie Bäcker, Kaufleute oder Journalisten.

Kurz: Ihr latenter Rassismus dürfte sich nur geringfügig von dem der Gesamtbevölkerung unterscheiden. Auch der Korpsgeist bei der Polizei ist kein spezifisches Problem, sondern entspringt dem Verhalten sozialer Gruppen, wenn diese von außen eine vermeintliche Bedrohung wahrnehmen – nur die wenigsten Menschen sind zum Whistleblower geboren.

Deshalb sind die Versuche mancher Politiker und Gewerkschafter, Polizisten als Berufsgruppe per se eine Unschuld zu unterstellen, nicht nur eine Verhöhnung der Opfer, sie verweigern sich schlicht der Realität. Ebenso falsch wäre es allerdings, zu unterstellen, dass die deutsche Polizei generell rassistisch verseucht sei. Es bestehen gewichtige Unterschiede zwischen der Bundesrepublik und den USA, wo Polizisten in wenigen Wochen ausgebildet werden und dazu vor allem das Training an der Waffe gehört.

Der erste Schritt, ein Problem anzugehen, besteht darin, es als ein solches auch zu akzeptieren. Wenn Rassismus in Deutschland eine der größten gesellschaftlichen Herausforderungen darstellt, dann gilt dies erst recht für entsprechende Tendenzen innerhalb des Polizeiapparats. Deren Beamte dürfen als Vertreter des Staates Gewalt gegen andere Menschen ausüben. Rassisten unter ihnen können viel furchtbarere Dinge anrichten als normale Bürger. Und diese Rassisten sind auch keine vereinzelten schwarzen Schafe, dafür ist die Zahl der entsprechenden Vorfälle zu groß.

Ein Problem anzuerkennen muss bedeuten, es im nächsten Schritt auch zu bearbeiten. Das ist kein Job für Dünnbrettbohrer. Aus dem Kampf gegen Antisemitismus wissen wir, wie mühsam – und bisweilen vergeblich – der Versuch ist, Ressentiments aus den Köpfen zu vertreiben. Doch angesichts der Tatsachen führt kein Weg daran vorbei, diese Aufgabe jetzt anzugehen – ohne politische Scheuklappen.

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taz-Autor
Jahrgang 1957, ist Mitarbeiter der taz und Buchautor. Seine Themenschwerpunkte sind Zeitgeschichte und der Nahe Osten. Hillenbrand ist Autor mehrerer Bücher zur NS-Geschichte und Judenverfolgung. Zuletzt erschien von ihm: "Die geschützte Insel. Das jüdische Auerbach'sche Waisenhaus in Berlin", Hentrich & Hentrich 2024
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14 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

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  • Ich halte ja sonst wenig von der us-amerikanischen Polizei, aber eine Sache machen sie dort richtig: Es gibt dort eine unabhängige Untersuchungsgruppe die bei Problemen gegen Polizisten ermittelt, in Deutschland existiert so etwas nicht, was mE dazu führt das sich Polizisten in Deutschland gegenseitig decken.

    • @Corinna Hartmann:

      Allerdings sollte bedacht werden, dass solche "unabhängige Untersuchungsgruppe" nicht unbedingt zu Ermittlungsergebnissen und Verurteilungen führt, um es diplomatisch auszudrücken. Eine zweite Frage wäre, ob das Justizsystem generell ein zu wünschender Ansatz wäre ...

      • @Uranus:

        Muss denn immer etwas gefunden werden? ich meine, wo nichts ist, da kann auch nichts gefunden werden, oder irre ich da?

  • Ich finde erfrischend, das die TAZ endlich erkennt, dass man auch bei Polizisten differenzieren muss. Habe lange darauf gewartet. Das reflexartige Draufschlagen auf die Polizei ist nur noch peinlich.

  • Die Polizei ist eine Instution der Gewalt, wer Polizist wird hat meist eine eher konservative Grundhaltung.



    Es liegt nahe das Rassismus unter Polizeibeamten stärker verbreitet ist, meine Alltagserfahrungen bestätigen dies auch.

  • Kommentar entfernt. Bitte beachten Sie die Netiquette.

    • RS
      Ria Sauter
      @HMG HMG:

      Guter Kommentar!



      Ihre Erfahrungen teile ich, täglich.



      Nahverkehr Saarbrücken - Sarreguemines. Saarbrücken - Mannheim.....

      Ich möchte nicht tauschen, mit denjenigen, die versuchen Recht umzusetzen.



      Angesichts der Pöbeleien, und Beleidigungen ist es schon erstaunlich, dass so wenig passiert.

      Ich bin kein Freund der Polizei. Dazu habe ich in meinem Leben zuviel Polizeigewalt gesehen und erlebt, bei Demos.



      Wir haben ein Problem mit der Akzeptanz von Widerstand von Seiten der Polizei und der Staatsmacht.

      In Wackersdorf, Stuttgart 21 etc. war die Gewalt massiv vorhanden.



      Sie ist immer im Spiel egal ob weisse oder andersfarbige Menschen auf die Strasse gehen.



      Das ist das Problem.



      Wer provoziert, landet rasch auf dem Boden der Tatsachen. Im wahrsten Sinn der Worte.

  • Es ist interessant, dass reflexartig ausgeholt wird, die Polzei würde unter Generalverdacht gestellt, wenn Rassismus erfasst und dokumentiert werden soll.



    Dabei schreien die Vertreter der Polizei und Innenpolitiker seit Jahrzehnten hinaus: Wer nicht zu verbergen habe, müsse sich nicht fürchten vor Handyüberwachung, Kameraüberwachung, Trojanern, Fingerabdrücken bei Pässen, endlose Liste der Sicherheitsfanatiker...



    Wehren sich seit Jahren vehement gegen die Kennzeichnungspflicht.



    Warum soll es nur einseitig gefordert werden? Weshhalb soll ein blinder Vertrauensvorschuss gewährt werden? Warum soll die Polizei was besonderes sein? Insbesondere bei autoritär organisierten Strukturen ist Rassimus ein besonderes Problem.







    Die Geschichte der Polzeibataillone und der Wiederaufbau nach dem 2. Weltkrieg, Personenkontinuität in Amt und Würden ist noch nicht ein mal historisch aufgearbeitet.



    In den 90er Jahre gab es Untersuchungen, dass ca 20% der Polizei mit den Republikanern sympathisiert. Wo sind solche Untersuchungen zur AfD?



    Es ist längst fällig Rassismus in der Polizei auf höchster Prioritätsstufe zu behandeln.

    • @balaban:

      Allein,, dass Vergehen der Polizei so gut wie nie von Gerichten geahndet werden, führt dazu, dass sich im Polizeiapparat immer mehr Kriminelle ansammeln. Ein normaler, nicht gewalttätiger und nicht rassistischer Polizist wird dieses Treiben seiner Kollegen oft nicht mehr mit ansehen können und den Dienst quittieren. Oder er oder sie wird rausgemobbt.



      Durch die Beteiligung der Polizeiführung an kriminellen Machenschaften (siehe den Fall des Polizeigewerkschafters Rainer Wendt) besteht auch hier keine Chance auf Besserung. Eine Polizei, die das Recht durchsetzen soll, selbst aber durch und durch mafiös und kriminell ist, kann das nicht leisten.

  • Ich stimme im Großen und Ganzen hier zu. Allerdigns wäre es interessant zu sehen, inwieweit es hier Abhilf durch unabhängige Unterssuchungsstellen / Ombudsmänner oder ähnliches in den einzelnen Bundesländern gibt. Ebenso sollte die Polizei auch einen vermehrten Schwerpunkt auf größere Diversität legen. Aus Rüstung und Trainig sollten auch angepasst werden. Es gibt also immer etwas zu tun und hoffentlich damit auch besser zu machen.

  • „Kurz: Ihr latenter Rassismus dürfte sich nur geringfügig von dem der Gesamtbevölkerung unterscheiden.“ Das ist beschönigend, der Typ der einen Korpsgeistladen, wie die hiesige Polizei attraktiv findet, ist in der Regel rechts geprägt und damit rassistisch, den Rassismus ist ein wesentliches Merkmal rechter Weltanschauungen.

    Die Polizei muss definitiv für Menschen attraktiver werden, die ein gewisses Maß an Empathie mitbringen. Viele, die da jetzt hingehen sind als Schlichter und Vermittler völlige Versager. Als Ermittler leider häufig auch. Solange die Polizei ein Tummelplatz für rechtsaffine Schlagfixe ist, wird sie von brauchbaren KandidatInnen gemieden. Leider basiert der katastrophale Zustand auf seit je her tradierte Muster (der blind autoritäre Untertan). Da muss man was Rekrutierung und Ausbildung angeht schon ans Eingemachte.

    Bei der Polizei häufen sich rechtsextremistische Haltungen und Handlungen, das bestätigt eine Recherche des Dlf

    www.deutschlandfunk.…

  • Soweit mir bekannt hat die Polizei (zumindest NRW) bereits intern Vorkehrungen im Kampf gegen Rassismus getroffen. Leider findet das in dem mal wieder viel zu kurzen Artikel keinen Platz.



    In den USA wird der Präsident des Rassismus beschuldigt. Was ist mit unseren Politikern? Ich erinner mich da an manche Äußerungen im Jahr 2015. Also auf gehts!

  • 0G
    02854 (Profil gelöscht)

    Der erste Schritt um das Problem anzuerkennen ist, das nicht nur dreifach priviligierte Menschen - Mann, Weiß, Studiert - in den Medien darüber berichten!

    Also eigentlich die Gruppe die am wenigsten davon betroffen ist! Was sich übrigens so ziemlich in allen Leitmedien durchzieht!

    Daher an die TAZ der Aufruf! Seit solidarisch und last die Betroffenen ran!

    • @02854 (Profil gelöscht):

      Es ist doch sowas von egal, welche Hautfarbe ein Journalist hat, solange er nur professionel recherchiert und berichtet. Journalisten sind bei den allerwenigsten Themen, über die sich berichten, selbst betroffen. Wo soll so eine Forderung hinführen? Über Probleme von Alleinerziehenden sollen dann wohl nur noch alleinerziehende Journalisten berichten? Über Zustände in Gefängnissen nur, wer selbst schon mal eingesessen ist? Über Politik, wer selbst schon mal Abgeordneter war??? Entscheidend ist doch eher, dass Journalisten wirklich alle Beteiligten befragen und gründlich recherchieren. Beim Thema Polizeigewalt erwarte ich für eine differenzierte Darstellung, dass natürlich Betroffene befragt werden - aber auch aktive Polizisten, um sich auch in deren Welt hineindenken zu können.