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Queen Elizabeth II. ist totLondon trauert

Der Tod der Queen erschüttert in Großbritannien selbst Menschen, die von ihr wenig wissen wollten. Premierministerin Truss spricht vom Ende einer Ära.

Trauer um die Queen: Menschen legen Blumen am Zaun des Buckingham Palace ab Foto: Henry Nicholls

LONDON taz | Der Tod kommt oft unangemeldet. In London konnten es Menschen am Donnerstagabend nicht fassen, schauten lange und ernst auf ihre Telefone. Die eine oder andere versicherte dann den Umstehenden: „Yes, she is dead!“ Dann wurde es leise in der sonst so lauten und wuseligen boomenden Stadt.

Die Sender der BBC schalteten alle auf einen Kanal um. Es gebe eine spezielle Ankündigung, hieß es. Dann wurde das friedliche Ableben Ihrer Majestät Queen Elizabeth II. am Nachmittag in Balmoral offiziell verkündet. Es folgte die Nationalhymne, die ab jetzt wieder „God Save the King!“ heißt, so wie vor 1952.

Mit 96 Jahren und einer zunehmend fragilen Gesundheit war der Tod der Queen durchaus im Rahmen dessen, was so alten Menschen eben passieren kann. Und doch, so richtig geglaubt hatte es selbst am Donnerstagmorgen wirklich niemand, als die ersten Meldungen durchkamen, dass sich die Gesundheit Ihrer Majestät verschlechtert hätte.

Die Queen hat für die meisten Menschen im Vereinigten Königreich immer gelebt. Sie war immer da, irgendwo im Hintergrund des Bewusstseins, fast wie eine Seele des Landes, wie eine Urmutter der Nation. Erst vor drei Monaten hatte das Vereinigte Königreich den 70. Jahrestag ihrer Thronbesteigung unbeschwert gefeiert.

Aber jetzt, als ihr Tod nach 18.30 Uhr Ortszeit offiziell verkündet war, tauschten sich sogar Teenager, von denen niemand dachte, dass sie sich je viel aus der Queen machen, Nachrichten darüber aus, Tränen rollten.

Bedenkliche Vorzeichen

Noch am Dienstag schien alles gut, aber mit bedenklichen Vorzeichen. Da hatte Queen Elizabeth noch ihre Premierminister Boris Johnson und Liz Truss empfangen, zur Abdankung des einen und zur Ernennung der anderen – in ihrer schottischen Sommerresidenz Balmoral, ein Ort, den sie besondes liebte. „Mobilitätsprobleme“ waren als Grund genannt worden, warum sie den Regierungswechsel nicht wie sonst im Buckingham Palace in London vollzog. Mit schottischen Rock und weißem Jackett stand sie da in ihrem Salon, mit Hilfe eines Gehstocks, lächelte und schüttelte Hände.

Am Donnerstag wurde die Lage ernst. Das merkte man nicht nur an der höchst unüblichen Ankündigung, dass Ihre Hoheit nunmehr unter ärztlicher Beobachtung stehe, sondern vor allem auch daran, dass Thronfolger Prinz Charles mit seiner Gattin Camilla, seine beide Söhne Prinz William und Prinz Harry und seine beiden Brüder Prinz Edward und Prinz Andrew sich alle auf den Weg nach Schottland machten. Seine Schwester Prinzessin Anne war schon da. Die BBC schaltete plötzlich auf Schwarz, traditionell die Ankündigung einer Todesnachricht. Im Parlament unterbrach Speaker Lindsey Hoyle die Debatte und sprach gute Wünsche aus, Ähnliches gab es aus allen Ecken der Welt.

Gegen 18.30 Uhr Ortszeit bestätigte schließlich der Palast, dass Ihre Majestät Queen Elizabeth II. am Nachmittag verstorben sei. Premierministerin Liz Truss, gerade erst seit zwei Tagen im Amt, sprach in einer kurzen Rede vor ihrem Amtssitz in 10 Downing Street vom „Ende einer Ära“ und bot dem neuen König Charles III. die Treue der Nation an.

Dienstälteste Monarchin der Welt

Am Abend versammelten sich vor Buckingham Palace, wo die Flagge auf halbmast gesenkt wurde, die ersten Menschentrauben. Queen Elizabeth II. ist nach allem, was man weiß, die dienstälteste Monarchin der Welt nach Frankreichs Louis XIV. Und anders als beim französischen Sonnenkönig war ihre Zeit als Königin seit ihrem 26. Lebensjahr ein Leben des Dienstes.

König Charles III., der am Freitag aus Balmoral nach London zurückkehren soll, nannte in einer Erklärung den Tod seiner geliebten Mutter, Ihrer Majestät der Queen, einen Moment der tiefen Trauer für ihn und seine Familie. „Wir trauern aufs Tiefste um das Ableben einer geliebten Herrscherin und tief geliebten Mutter. Ich weiß, ihr Verlust wird überall im Land stark gefühlt werden, in den Gebieten des Commonwealth und von vielen unzähligen Menschen rund um die ganze Welt.“

Das ist unverkennbar. Das Land trauert um den „Fels, um den das moderne Großbritannien gebaut wurde“, wie es Liz Truss nannte. Eine Ära geht zu Ende.

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35 Kommentare

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  • Und das rechtfertigt stundenlange Nachrufsendungen auf den öffentlich-rechtlichen Kanälen, die besser bei Bild -TV aufgehoben wären?



    Und, mit Verlaub, den britischen Steuerzahler kostet das Königshaus ungezählte Millionen Pfund Sterling ohne irgendeine adäquate Gegenleistung.

  • Im Märchenbuch findet man auch immer Gleichberechtigung, Frieden, Toleranz, soziale Gerechtigkeit nur eben nicht in der Realität.

    • @Pepi:

      Ging an @Wunderer

  • Ganz England trauert? Wirklich?



    Trauer ist heutzutage elektronisch, eine Abfolge von binären Zahlen.



    Bilder über Bilder.



    Die Meisten sagen, mit 96 darf man sterben.



    Morgen hab ich Frühschicht. Und König Charles dreht sich nochmal um.

  • Das englische Königshaus ist nur die Spitze des Eisbergs.



    Untenrum ist es das System von Landbesitz und Pacht, dass eine demokratische Entwicklung unmöglich macht.



    König Charles und seine Familienbande verdienen mit. Auch wenn er Ökolandbau unterstützt ist das Feudalismus.



    Ich wünsche Schottland, Wales und Nordirland die Unabhängigkeit. Der Rest kann weiter im royalem Sumpf dümpeln.

    • @WeisNich:

      Das wäre dann aber immer noch ein ziemlich großer Rest: England plus die Kanalinseln, Kanada, Australien, Neuseeland, etliche Inseln in der Karibik und der Südsee usw.

      Ach ja, und selbst wenn z.B. Schottland ein eigener selbständiger Staat wird heißt das noch lange nicht dass das Staatsoberhaupt nicht auch weiterhin König Charles III. bleibt.

  • Vier Versuche, den Tod der Queen zu kommentieren:

    1.Sie hat sehr viel für die Versöhnung mit Deutschand getan (die erste Sprache der Queen Mother war deutsch, glaube ich).



    2. Hoffen wir, dass die anderen Briten Liz Truss überleben.



    3. Anarchy in the UK, it's coming some time, it may be...



    4. King Charles III. and his consort. Take a lot of getting used to.

  • She was a nice person.

  • Die Monarchie ist in UK eben positiv. Und die Queen bringt auch England, Wales, Nord-Irland und Schottland besser zusammen als die Politiker an der Macht. Außerdem war sie gut in ihrer Arbeit. Wer sich deutsche Bundespräsidenten anschaut, der weiß, was ich meine, es gibt von ihr gar nichts Peinliches zu berichten. Sie hat ihr ganzes Leben direkt so geführt, nie auch nur Schwäche gezeigt und das hätte sie durchaus, da gab es genu Durcheinander.

    • @Andreas_2020:

      Monarchie findet sich in jedem Märchenbuch - brauchen wir nicht in unserer heutigen Realität . In unserer Gesellschaft, geht es um Gleichberechtigung , Frieden, Toleranz, soziale Gerechtigkeit, Märchen gehören wenn überhaupt - ins Kinderzimmer...

      • @Alex_der_Wunderer:

        Sie sind nicht auf dem neuesten Stand. Gleichberechtigung, Frieden, Toleranz und teilweise auch soziale Gerechtigkeit finden sich inzwischen ebenfalls in modernen Märchen.

        Also auch alles Themen die wir in der Realität nicht mehr brauchen ;-)

        Soweit ich das beurteilen kann hat die Queen in ihrer Amtszeit einen sehr positiven Einfluss auf das Leben vieler Menschen gehabt. Solche Menschen sind nicht selbstverständlich und ich für meinen Teil finde dass man davon gar nicht genug haben kann.

        Dabei ist es mir absolut egal ob sie sich dabei einen lustigen Titel gönnen oder nicht - die Welt hat mit dem Tod der Queen mehr verloren als gewonnen

        • @Questor:

          ...wenn es so wäre wie Sie schreiben , wieviele Menschen haben denn Ihrer werten Beurteilung nach, ihr Leben, ihren Besitz, ihr Land, ihre Freiheit für die Monarchie lassen dürfen ?

      • @Alex_der_Wunderer:

        Monarchie hat nichts mit Märchen zu tun. Gleichberechtigung, Frieden, Toleranz und soziale Gerechtigkeit finden Sie recht ausgewogen in Skandinavien und den Beneluxstaaten, was samt und sonders Monarchien sind.

        • @Saile:

          Irrtum - fnde ich da nicht ... aber vielleicht findet man ja bei den Demokratie missionierenen deutschen parteinahen Stiftungen, im Ausland irgendwas positives...

          • @Alex_der_Wunderer:

            Also wenn Sie die angesprochenen Werte _nicht_ zumindest in Skandinavien finden, dann natürlich nirgendwo auf der Welt…den Himmel auf Erden gibt’s halt leider noch nicht…

  • Möge sie in Frieden ruhen!

    Aber ganz ehrlich...warum überschlägt man sich bei uns in Deutschland bei ARD(da insbesondere) und ZDF mit "Brennpunkt" und etlichen Sondersendungen zum Tod der Queen?



    Die ModeratorInnen allesamt in tiefschwarz gekleidet, als ob man persönlich betroffen wäre.



    Zur ausführlichen Berichterstattung hätte man ja den Infosender Phoenix nutzen können.

    • @Andy Krisst:

      Wie soll jemand in Frieden bzw. nicht in Frieden ruhen oder auch nicht ruhen? Wer tot ist, ist tot. Da haben die Worte "Frieden" oder "ruhen" keine Bedeutung mehr.

      Bei der letzten Hochzeit von irgendwelchen britischen Royals haben ARD und ZDF beide gleichzeitig stundenlang live berichtet. Monarchistische Propaganda in unserer Republik. Teuerstes "Gala"-TV von unseren Gebühren. Entschuldigung: "Demokratie-Abgabe"!

    • @Andy Krisst:

      Die Queen ist kein 08/15 Adelspromi, sondern war jetzt für 70 Jahre Staatsoberhaupt von Millionen mit realen, wenn auch von ihr nicht genutzten (da undemokratisch) Befugnissen.

  • [...] Beitrag entfernt. Bitte beachten Sie die Netiquette. Vielen Dank! Die Moderation

    • @Obscuritas:

      dann formuliere ich es eben neutraler und mit Kontext:

      Die Queen hat Ihr Vermögen in Steueroasen geparkt und 12 Jahre lang Geld investiert in Brighthouse. Ein Unternehmen welches, gezielt ärmere Menschen, mit Kreditfallen ausnutzt.

      Long live the Queen!

      Quelle: www.theguardian.co...re-paradise-papers

      • @Obscuritas:

        Gut formuliert ! Interessante Informationen zur Personalie... Danke dafür !

    • @Obscuritas:

      Der Regent ist der nominelle Oberbefehshaber der britischen Armee.



      Daraus lässt sich eine persönliche Verantwortung für die Taten der Truppen ableiten.



      Exemplarisch am Beispiel des sogenannten "Mau-Mau-Krieges" in Kenia sehe ich eine persönliche Verantwortung Elisabeth II. für die von britischer Seite begangenen Kriegsverbrechen (Internierung der Zivilbevölkerung, Folter in den Lagern, Sondergerichte mit Todesurteilen).



      Und dennoch wird in in der taz einer Monarchin mit Blut an den Händen gehuldigt?



      Eigentlich ist das unglaubich.

      • @Saccharomyces cerevisiae:

        Und bei uns geht alle Macht vom Volk aus. Daraus lässt sich Ihre persönliche Verantwortung für alles was die Regierung falsch macht ableiten... Schämen. Sie. Sich.

        Der Treppenwitz ist natürlich nicht nur der Konsens dass die Queen absolut keine Macht über die Armee hat, sondern es außerdem der mit Abstand größte Kritikpunkt an ihr wäre wenn es sich anders verhalten würde.

        • @Questor:

          Verantwortung trage ich höchsten indirekt.



          Zwischen mir und dem Oberbefehlshaber der Bundeswehr (Bundesminister der Verteidigung, im Kriegsfall Bundeskanzler) sind das in meinem Wahlkreis gewählte Mitglied des Bundestages, das Mitglied auf Grund der Zweitstimme sowie darüber der Bundestag, der den Bundeskanzler wählt.



          Da bin ich aber weit weg von der Verantwortung. als commander-in-chief in 15 Ländern.

      • @Saccharomyces cerevisiae:

        ...an der neutralen Berichterstattung der TAZ kann ich in diesem Artikel keine Huldigung der verstorbenen



        Monarchin erkennen .

    • @Obscuritas:

      Warum tun sie es dann?

      • @Der Cleo Patra:

        warum tu ich was?

        sooo genau kann ich mich an den Komm jetz nich erinnern.

        Gelöscht wurde er sicher wegen "good riddance" ^^

  • Ende einer Ära? Wäre ja toll, wenn jetzt eine Republik käme...

    • @FullContact:

      Was ist denn an einer Republik soviel besser?

      • @Saile:

        Eine Republik ist u.a. deshalb besser, weil dann auch ein/e britische Staatsbürger/in den Job des Staatsoberhauptes machen könnte, der/die nicht Anglikaner/in ist, sondern z.B. atheistisch, jüdisch oder muslimisch. Daß diese Position auf Mitglieder einer bestimmten Familie und Angehörige eines spezifischen Kults beschränkt ist, ist nicht mehr zeitgemäß. So sehen es wohl auch immer mehr Brit/inn/en. Angeblich ist schon ein Viertel für das Ende der Monarchie.

      • @Saile:

        ...im ernst jetzt ?



        Aber nicht wieder so eine demokratische womöglich deutsche Republik... Bitte nicht !

  • King Charles. Da muss ich mich jetzt erst einmal daran gewöhnen. Aber ich glaube, er ist sympathisch und hat viele vernünftige Ansichten, etwa zum Klimawandel, gegen den er sich schon seit langem engagiert hat.

    • @Konfusius:

      Oh je, in der Tat muss ich mich daran gewöhnen....sie war immer da...und dabei bin ich auch schon 62. Ich bin gespannt was sich ändern wird....

      • @Petra Behrens:

        ... kleiner Trost an Sie, die Queen hat über 30 Jahre ohne Petra gelebt, da werden Sie auch ein paar Jahrzehnte ohne Queen klarkommen.



        Ändern wird sich wohl die Kleidung - König Charles bevorzugt ja eher Anzug, ab und an mal Schottenrock.