Prozess um Kündigung von Pflegerin: Whistleblowerin wehrt sich
Der Konflikt zwischen Asklepios und seinen Beschäftigten geht am Montag in Hamburg vor Gericht weiter. Es geht um die Kündigung einer Pflegekraft.
Im Interview hatte die Pflegerin von massivem Personalmangel berichtet, der zu dramatischen Szenen geführt habe. Häufig kämen auf eine Pflegekraft bis zu fünf Intensivpatient:innen. „Leider ist nicht immer eine menschenwürdige Sterbebegleitung möglich“, sagte sie. Asklepios widersprach der Darstellung vehement und will der Pflegerin kündigen.
Es sei „nicht hinnehmbar, dass Mitarbeiter aus ideologisch-politisch motivierten Gründen gegenüber Medien wissentlich Falschinformationen verbreiten“, teilte Asklepios mit. Eine Kündigung ist allerdings nicht ohne Weiteres möglich, da die Beschäftigte Mitglied im Betriebsrat des Krankenhauses ist. Der hat seine Zustimmung zur Kündigung verweigert.
Montag kommt es vor dem Arbeitsgericht zu einer Güteverhandlung. Dass die Beteiligten (Asklepios, die Pflegerin und der Betriebsrat) sich dort einigen werden, gilt als unwahrscheinlich. Dann dürfte Asklepios auf eine sogenannte Zustimmungsersetzung durch das Arbeitsgericht pochen: Damit könnte die Kündigung trotz Widerspruchs des Betriebsrat durchgesetzt werden.
Solidaritätsmahnwachen vor der Klinik
Der Fall hatte in den vergangenen Wochen für massiven Protest gesorgt. Die Hamburger Krankenhausbewegung, ein Zusammenschluss von Pflegekräften, hält seit Mitte Januar tägliche Solidaritätsmahnwachen vor dem Krankenhaus ab. Gewerkschaften und zivilgesellschaftliche Gruppen kritisieren Asklepios und die Stadt Hamburg, die Miteigentümerin des Konzern ist, ebenfalls harsch.
Am Sonntagmittag soll anlässlich des Prozesses auch vor dem Rathaus protestiert werden.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Nach Taten in München und Aschaffenburg
Sicherheit, aber menschlich
Soziologische Wahlforschung
Wie schwarz werden die grünen Milieus?
Comeback der Linkspartei
„Bist du Jan van Aken?“
Nach Absage für Albanese
Die Falsche im Visier
Klimaneutral bis 2045?
Grünes Wachstum ist wie Abnehmenwollen durch mehr Essen