Provinzparlament gegen Lachsfarmen: Kein Industrie-Lachs aus Feuerland
Die argentinische Provinz verbietet die Einrichtung industrieller Fischfarmen. Die Entscheidung hat Auswirkungen über die Region hinaus.
„Die Umweltauswirkungen der Lachszucht waren eine Bedrohung für die Wirtschaft der Provinz Feuerland“, begrüßte David López Katz von der Umweltorganisation Sin Azul No Hay Verde die Zustimmung der 15 Parlamentarier*innen für die eingebrachte Gesetzesvorlage.
Allein in der Provinzhauptstadt Ushuaia sei die Hälfte der Familien vom Tourismus abhängig und diese hätte unter den Konsequenzen der Fischzuchtbranche enorm gelitten. „Das Verbot ist ein Beispiel für den Erhalt eines nachhaltigen Wirtschafts- und Produktionsmodells, das kulturelle Traditionen und handwerkliche Praktiken respektiert und echte Arbeitsplätze schafft“, so der Umweltaktivist.
Drastische Auswirkungen auf das Ökosystem
Die 240 Kilometer lange Wasserstraße verbindet den Atlantik und den Pazifik auf natürliche Weise. Da die Gewässer des Beagle-Kanals die einzigen in Argentinien sind, die die natürlichen Voraussetzungen für solche Lachsmastfarmen erfüllen, kommt die Entscheidung der Provinz einem landesweiten Verbot der Zucht gleich. Noch 2018 hatte die argentinische Zentralregierung und die damalige Regierung der Provinz Feuerland den Fischunternehmen die Möglichkeit einer Lachszucht im Beagle-Kanal zugesagt.
Was dem Beagle-Kanal damit drohte, ist entlang der südchilenischen Pazifikküste zu beobachten. Jährlich werden dort rund 900.000 Tonnen Zuchtlachs nahezu ausschließlich für den Export produziert. Nach ihrer Aufzucht werden die Lachsfischchen in schwimmende Käfige vor der Meeresküste verbracht und mit Pellets aus Fisch- und Pflanzenmehl gemästet. Mit der Zeit leben Tonnen von Fisch gedrängt nebeneinander. Krankheiten breiten sich in dieser Enge rasch aus, was den präventiven Einsatz von Antibiotika nötig macht. Störende Mikroalgen werden mit Pestiziden bekämpft.
Kot, Futterreste und verendete Fische, alles sinkt nach unten. Der Verfaulungsprozess verbraucht den Sauerstoff und überzieht den Meeresgrund mit einer toten Breimasse. Ein weiteres Problem sind die sich ständig wiederholenden Massenausbrüche der für die einheimische Fauna und Flora exotischen Raubfische. Das alles bleibt dem Kanal und seinen Anwohner*innen nun erspart, weshalb auch jene Kleinfischerfamilien erleichtert aufatmen können, die vor allem Königskrabben in ihren Reusen heranziehen und dafür auf das kalte und reine Wasser angewiesen sind.
„Mit diesem Gesetz schützen wir ganz Südpatagonien“, sagte María Laura Colazo von Feuerlands Grüner Partei, die mit drei Abgeordneten im Parlament vertreten ist. Das Verbot werde auch auf die chilenische Seite des Kanals ausstrahlen. Im Mai 2019 wurden dort im chilenischen Puerto Williams bereits installierte Lachskäfige vor allem auf Druck der indigenen Gemeinschaft der Yagán abgebaut. Wäre es nach den Mastunternehmen gegangen, würden sich vor dem kleinen Küstenort in über 130 Becken knapp 27 Millionen Lachse drängeln.
Aus Chile kam auch Applaus. „Wir haben es bei uns geschafft, dass die Lachsfarmen wieder abziehen mussten, und sie haben es geschafft, die Lachszucht gänzlich zu verbieten“, begrüßte David Alday, der Vertreter der Yagán-Gemeinschaft in Chile, das Abstimmungsergebnis im benachbarten Provinzparlament. „Alle sollen wissen, dass am Ende der Welt ein Zeichen gegen eine so zerstörerische Industrie wie die Lachszucht gesetzt wurde.“
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