Proteste in den USA nach Polizeigewalt: Ein Toter in Indianapolis

Nach dem Tod von George Floyd kommt es in US-Städten zu Plünderungen und gewaltsamen Auseinandersetzungen. In Indianapolis wurde ein Mensch erschossen.

protestierende Menschen mit gereckter Faust, die von Polizisten umgeben sind

Solidarität mit Georg Floyd im Flint Township, Michigan Foto: Jake May/ap

MINNEAPOLIS dpa | Der Tod des Afroamerikaners George Floyd nach einem brutalen Polizeieinsatz in der US-Stadt Minneapolis hat am Wochenende landesweit erneut zu Protesten und Gewalt geführt. Trotz Ausgangssperren in mindestens 25 Städten gingen Menschen die fünfte Nacht in Folge auf die Straßen. In der Großstadt Minneapolis im Bundesstaat Minnesota, wo Floyd am Montag nach dem Einsatz starb, drängten Sicherheitskräfte Demonstranten mit Tränengas zurück.

In anderen Städten von New York bis Los Angeles kam es zu Unruhen und auch zu Plünderungen. Auf Bildern waren vielerorts brennende Autos und Geschäfte zu sehen. In Indianapolis im Bundesstaat Indiana wurde mindestens ein Mensch in der Nähe von Demonstrationen durch Schüsse getötet, wie der Sender NBC News unter Berufung auf die Polizei berichtete. Vize-Polizeichef Josh Barker zufolge gab es mindestens zwei Verletzte. Was genau geschah, war zunächst unklar. Auf Twitter schrieb die Polizei, ihre Beamten seien nicht beteiligt gewesen.

Immer mehr US-Städte verhängten angesichts der teils gewalttätigen Proteste Ausgangssperren. Die Bürgermeisterin von San Francisco, London Breed, verkündete am Samstagabend eine Ausgangssperre, die von Sonntag 20.00 Uhr Ortszeit bis Montagfrüh 5.00 Uhr Ortszeit (15.00 Uhr MESZ) gelten soll. Zuvor waren Proteste in der Innenstadt in Plünderungen und Vandalismus umgeschlagen. Die Bürgermeisterin sagte, die Nationalgarde werde „bereitstehen“, wie die Zeitung San Francisco Chronicle berichtete. Aktive Kriminalität „ist etwas, das wir nicht tolerieren werden“.

In Los Angeles wurde ebenfalls die Nationalgarde angefordert, um weitere Ausschreitungen zu verhindern. Dort gab es insgesamt schon mehr als 500 Festnahmen. Bürgermeister Eric Garcetti sagte im US-Sender Fox News: „Das ist nicht länger ein Protest, das ist Zerstörung. In der zweitgrößten Stadt der USA galt zudem ebenfalls eine Ausgangssperre. Aus Chicago meldeten Medien, das Polizeipräsidium habe für die Beamten 12-Stunden-Schichten angeordnet, um die Proteste unter Kontrolle zu bekommen.

„Bin ich der Nächste?“

Vor dem Weißen Haus in Washington verhinderten Sicherheitskräfte am Samstagabend, dass sich Demonstranten dort versammelten. Ein schwarzer Demonstrant trug ein Schild mit der Aufschrift: „Bin ich der Nächste?“ Demonstranten skandierten George Floyds Namen. Auf Fernsehbildern aus Washington war zu sehen, wie ein Gebäude im Stadtzentrum brannte. In New York gab es Festnahmen sowie Verletzte.

Die Nationalgarde von Minnesota teilte mit, mehr als 4.100 von insgesamt bis zu 10.000 mobilisierten Soldaten seien bereits im Einsatz. Die anderen Soldaten stünden bereit. Die Nationalgarde zählt zur Reserve der US-Streitkräfte und kann in Ausnahmesituationen in Bundesstaaten eingesetzt werden.

Floyd war am Montagabend nach einem brutalen Polizeieinsatz gestorben. Einer von vier beteiligten Beamten saß dem 46-Jährigen minutenlang mit dem Knie im Nacken. Die Bitten des Afroamerikaners, ihn atmen zu lassen, ignorierte er. Inzwischen wurde Anklage gegen ihn erhoben.

„Gewalt und Vandalismus der Antifa“

US-Präsident Donald Trump machte linksradikale Gruppen für die Ausschreitungen verantwortlich. „Die Gewalt und der Vandalismus werden von der Antifa und anderen gewaltsamen Gruppen des linken Flügels angeführt“, sagte Trump. „Linksradikalen Kriminellen, Verbrechern und anderen in unserem Land und auf der Welt wird nicht erlaubt werden, unsere Gemeinden in Brand zu stecken.“

Nach Trump gab auch US-Justizminister William Barr linken Gruppierungen die Schuld. Die Gewalt gehe auf das Konto von „anarchistischen Linksextremisten“. Beweise legte auch er nicht vor. Barr kündigte an, die Justiz werde die Verantwortlichen für Ausschreitungen zur Rechenschaft ziehen.

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