Proteste gegen spanische Monarchie: Lieber einen König als Joachim Gauck
Die spanische Monarchie ist lebendiger denn je, und das ist gut so. Lieber Könige, die Elefanten schießen, als Präsidenten, die keine Ahnung haben.
FRANKFURT/MAIN taz | Die Krone wankt, das Volk erhebt sich, die Menge ruft: „Keine Könige mehr!“ Szenen, nicht 1789 in Paris oder 1848 in Berlin, sondern erst am vergangenen Montag in Madrid und anderen spanischen Großstädten. Juan Carlos Alfonso Víctor María de Borbón y Borbón-Dos Sicilias hatte seinen Rücktritt angekündigt. Und sein Volk trat nach.
Die feine spanische Art ist das nicht. Zumal der Rücktritt des katholischen Königs in seiner Radikalität mit dem Rücktritt eines Papstes vergleichbar ist. Seine Gattin, Sophia von Griechenland, hatte bereits vor Jahren erklärt: „Ein König tritt nicht zurück. Ein König stirbt im Bett.“ Diesen Gefallen hat Juan Carlos seiner Königin nicht getan und stattdessen seinem von Finanz- und Immobilienkrise schwer gebeutelten Volk einen letzten Dienst erwiesen.
Gerade so wie 1981, als er putschenden Offizieren die Unterstützung bei der Rückkehr zum Faschismus versagte und in den folgenden Jahren sein Land in eine parlamentarische Monarchie verwandelte. Vom damals erworbenen Lorbeer zehrte die Monarchie in Spanien die folgenden Jahrzehnte, nun lässt sich damit nicht einmal mehr ein Tee aufkochen.
Es gab außereheliche Affären, wie in jeder guten Ehe. Es gab Korruptionsvorwürfe gegen den Schwiegersohn, wie in jedem guten Familienbetrieb. Zuletzt war es aber das Verhalten des Königs selbst, das seinem Volk nicht mehr zu vermitteln war.
Mitten in der Krise war Juan Carlos nach Botswana gereist, um dort Elefanten zu schießen. Das Erlegen von Großwild gehört zu den vornehmsten Aufgaben eines Monarchen. Ein inzwischen legendäres Foto zeigt den glücklichen alten Mann vor dem toten Rüsseltier. Kurz darauf brach die Hoheit sich den Arsch respektive die „Hüfte“, so die höfische Sprachregelung. Ein doppelter PR-GAU in einem Land, wo das Schaukeln dicker Eier sowie das öffentliche Totquälen großer Tiere zur Folklore gehört.
Gieriger Adel
Nun war es nachweislich nicht die Monarchie, die Spanien in die Krise gestürzt hat – sondern die handelsübliche Gier und der entfesselte Markt. Es sei also davor gewarnt, aus einer üblen Laune heraus eine Jahrhunderte währende Tradition mit dem Bade auszuschütten. Die traurigen Alternativen zu einem König können die Spanier in den einst ähnlich stolzen, inzwischen aber kronenlosen Staaten Europas besichtigen. Wahlmonarchen werden vom parteipolitischen Proporz, nicht von Gottes Gnaden ins Amt befördert – was dilettierenden Amateuren wie Joachim Gauck in die Hände spielt.
Zwar hat der Präsident als Ersatzmonarch keine Untertanen, sondern „Bürgerinnen und Bürger“, von dieser zweifelhaften Ehre können die sich aber auch nichts kaufen. Den Job des folgenlos mahnenden Wackeldackels, der einem moribunden System sein halbwegs staatstragendes Gesicht leihen muss, sollte doch besser jemand machen, der dafür qualifiziert ist, weil er seit seiner Geburt darauf vorbereitet wurde.
Kronprinz Felipe hat seine Chance verdient. Vielleicht führt er ja fort, was sein Vater mit der Einführung der Demokratie begonnen hat – und es wird endlich einen monarchischen Anarchosyndikalismus in Spanien geben.
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