Proteste am Flughafen Leipzig/Halle: Klimacamp gegen Luftfracht
Das vierte Klimacamp im Leipziger Land beginnt am Freitag. Thema ist der Ausbau des DHL-Luftdrehkreuzes am Flughafen Leipzig/Halle.
Für Mobilitätsgerechtigkeit macht sich das vierte Klimacamp Leipziger Land stark, das am Freitag am Störmthaler See im Südraum Leipzig beginnt. Adressat sind in diesem Jahr die Mitteldeutsche Flughafen AG und der Logistikkonzern DHL, der sein Luftdrehkreuz am Flughafen Leipzig/Halle enorm ausbauen will.
„Wir verstehen uns als Teil der Klimagerechtigkeitsbewegung, die das kapitalistische Ausbeutungsmodell, das der Flughafen Leipzig/Halle repräsentiert, nicht mehr länger hinnimmt“, sagt Sprecherin Maja Schmidt. Die Vorbereitungsgruppe steht in enger Verbindung mit „Ende Gelände“, „Sand im Getriebe“ oder „Am Boden bleiben“ und solidarisiert sich mit dem Aktionsbündnis „CancelLEJ“, das Mitte Juli eine der Zufahrten zum DHL-Gelände blockiert hatte.
„Der zweitgrößte deutsche Frachtflughafen schadet dem Klima schon jetzt massiv mit zwei Millionen Tonnen CO²-Ausstoß jährlich“, begründet Sprecherin Schmidt die Auseinandersetzung mit der exzessiven Steigerung des Luftfrachtverkehrs am Schkeuditzer Flughafen. Widerstand regt sich auch bei Anwohnern. Das Camp macht außerdem darauf aufmerksam, dass der Flughafen einer der zentralen Abschiebepunkte aus Deutschland ist. 2019 sollen 1.100 Asylbewerber betroffen gewesen sein.
Wegen des Infektionsschutzes ist die Teilnehmerzahl in diesem Jahr auf 500 begrenzt worden. Neben zahlreichen Kursen und Workshops können sie sich auch an kulturellen und geselligen Angeboten beteiligen. Höhepunkte sollen zwei Podiumsdiskussionen am kommenden Montag zur Mobilitätswende und am Mittwoch zur Abschiebepraxis sein. Für Samstag den 4.September wird ein noch nicht näher bezeichneter „kreativer Protesttag“ angekündigt.
Die Landesdirektion Sachsen hatte wegen der pandemiebedingten Einschränkungen Ende des vorigen Jahres eine erneute Auslegung der Planfeststellungsunterlagen für die DHL-Erweiterung bis Ende Juli verfügt. In der ersten Runde waren bereits 3.974 Einwendungen und eine Online-Petition eingegangen.
Die sächsischen Bündnisgrünen, die mit Wolfram Günther den Umweltminister stellen, haben ein Lärmschutzgutachten in Auftrag gegeben. Auf ihren Druck hin wird am 1.September ein unabhängiger Fluglärmschutzbeauftragter berufen. Von den im Camp thematisieren Klimaaspekten ist allerdings auch beim grünen Koalitionspartner in Sachsen nicht die Rede.
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