Protest im Dannenröder Wald: Harter Kern hält die Stellung
Besetzer*innen aus dem Dannenröder Wald protestieren auch nach Abschluss der Rodungssaison vor Ort. Der Ausbau der A49 ist in vollem Gang.
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Der Bau der Autobahnstrecke zwischen Kassel und Gießen, den Aktivist*innen verhindern wollten, ist allerdings in vollem Gange. Deshalb sind Waldschützer*innen geblieben. In den vergangenen Wochen errichteten sie immer wieder Barrikaden im Maulbacher Wald und Herrenwald, um Rodungen und Bauarbeiten zu behindern. Auch die Bürgerinitaitive „Keine A49“, in der sich Anwohner*innen der umliegenden Dörfer engagieren, trifft sich noch regelmäßig.
Dabei haben die Aktivist*innen den Kampf um den „Danni“ schon Anfang Dezember verloren. Obwohl Hunderte Umweltschützer*innen die Bäume über ein Jahr lang besetzt hatten, wurden rund 85 Hektar Wald abgeholzt. Am 8. Dezember fiel das letzte Baumhaus. Ein Camp am Waldrand blieb stehen, aber die meisten Zelte waren zuletzt leer. Trotzdem hält sich noch immer ein harter Kern aus 30 bis 60 Aktivist*innen vor Ort auf. „Wir haben hier unser Zuhause aufgebaut und lassen es uns nicht nehmen, weiter für die Verkehrswende zu kämpfen“, sagt ein Sprecher der Besetzer*innen der taz. Das Ziel sei immer noch, den Bau der Autobahn zu verzögern.
Die Aktivist*innen planen, den einzigen Gasthof des Ortes Dannenrod zu übernehmen. Das Gasthaus Jakob hatte sich zum Zentrum des Protests entwickelt. In der ehemaligen Scheune des Hofs kochten Aktivist*innen und brachten das Essen in die Baumhausdörfer.
Am Waldrand entsteht ein Betonwerk
Die Nichtregierungsorganisation Attac mietete das Erdgeschoss: Dort entstand ein Co-Working-Space, damit Student*innen an der Besetzung teilnehmen und Vorlesungen folgen konnten. In den oberen Etagen nahmen Aktivist*innen Auszeiten von den Minusgraden. Nun planen sie, dauerhaft ein Bildungs- und Erholungszentrum in dem Gasthof zu errichten und Landwirtschaft zu betreiben. Die Besitzerin Ingrid Süßmann bestätigt Verkaufsverhandlungen.
Derweil plant das Unternehmen Strabag, das als Partner des Bundes in öffentlich-privater Partnerschaft den Bau und Betrieb der A49 verantwortet, ein Betonwerk am Rande des Waldes zu errichten. Laut dem Bürgermeister von Stadtallendorf, Christian Somogyi (SPD), wurde bereits eine gemeinsame Absichtserklärung unterschrieben, die nötigen Genehmigungen lägen schon vor.
Der Landtagsabgeordnete der Linksfraktion, Jan Schalauske, kritisiert die Pläne. „Es kann doch nicht im Sinne Stadtallendorfs sein, dass im Herrenwald noch mehr Natur durch Rodungen und Flächenversiegelungen zerstört wird“, sagt er. Somogyi argumentiert dagegen, die Belastung sei geringer, je näher sich das Betonwerk an der Trasse befinde. „Wenn ein Großteil des Betons auf der Trasse transportiert werden kann, ist das ein Beitrag dazu, den CO2-Ausstoß insgesamt zu reduzieren“, sagt er.
Für Schalauske zählt dieses Argument nicht. „Es ist doch aberwitzig, wenn die Stadt den Bau mit Verkehrsvermeidung begründet, während die A49 deutlich mehr Verkehr in die Region bringen und Umwelt und Klima weiter belasten wird“, sagt er.
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