Protest gegen neues Polizeigesetz: Online-Demo verpufft
Mehrere Gruppen hatten dazu aufgerufen, online gegen Schleswig-Holsteins neues Polizeigesetz zu protestieren. Aber nur wenige machten mit.
Die Demo sollte sich gegen das geplante Polizeigesetz richten. Mehrere Gruppen hatten aufgerufen, sich mit Mails, Faxen, Postkarten oder Anrufen bei Abgeordneten der Jamaika-Fraktionen und beim Innenministerium zu melden.
„Es waren nur fünf Personen, die sich per Mail bei mir gemeldet haben“, berichtet Burkhard Peters, innenpolitischer Sprecher der Grünen. „Hatte deutlich mehr erwartet.“ Er habe auf alle Schreiben „umfangreich geantwortet“ und sei auf Kritikpunkte eingegangen.
Auch im Innenministerium hielt sich der Andrang in Grenzen. „Zwei Postkarten, zwei Faxe und vier E-Mails“, zählt Sprecher Dirk Hundertmark auf. Antworten seien aber nur bei zwei Mails möglich gewesen: „Die anderen Eingänge waren ohne Absender oder ohne konkreten Inhalt.“
Die SPD will aufpassen
Dabei habe allein die Piraten-Partei, die Teil des Bündnisses gegen das Polizeigesetz ist, auf einen Tweet rund 8.000 Reaktionen erhalten, berichtet Mark Hintze, Landesgeschäftsführer der Partei. Warum die Resonanz bei der Online-Demo nun so gering ausfiel, sei schwer zu sagen. Sprecher Hundertmark hat eine Erklärung:
Der Gesetzentwurf sei „sehr ausgewogen“, daher habe es bereits bei den ersten Beratungen im Kabinett „vergleichsweise wenige kritische Stimmen“ gegeben. Diese KritikerInnen hätten Gelegenheit, sich im parlamentarischen Verfahren zu äußern.
Dass das Gesetz nicht „einfach durchgewinkt“ wird, darauf achte die SPD. Das jedenfalls verspricht die polizeipolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, Kathrin Bockey: „Die Coronakrise zu missbrauchen, um strittige Gesetze hinter verschlossenen Türen zu verabschieden, wäre ein fatales Signal.“
Kritikpunkte am Gesetz sind, dass neue Waffen wie Taser eingesetzt und Fußfesseln präventiv eingesetzt werden können.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kinderbetreuung in der DDR
„Alle haben funktioniert“
Hybride Kriegsführung
Angriff auf die Lebensadern
BSW in Koalitionen
Bald an der Macht – aber mit Risiko
Dieter Bohlen als CDU-Berater
Cheri, Cheri Friedrich
Niederlage für Baschar al-Assad
Zusammenbruch in Aleppo
Sport in Zeiten des Nahost-Kriegs
Die unheimliche Reise eines Basketballklubs