Protest gegen Tierversuche-Zulieferer: Endstation im Versuchslabor
Air France-KLM transportiert noch immer Primaten für Tierversuche. Die Initiative Stop Vivisection ruft daher zur Demo gegen die Airline auf.
MÜNCHEN taz | Mehrere tausend Primaten fliegen jedes Jahr mit Air France-KLM aus Afrika und Ostasien nach Nordamerika oder Europa. Viele sterben schon während des Flugs. Wenn sie ihn überleben, werden sie in Tierversuchslaboren „verwertet“. Deswegen ruft die Initiative Stop Vivisection am Samstag in Frankfurt am Main zur bislang größten Demonstration gegen Air France-KLM als der letzten Zuliefer-Airline für Primaten auf.
Wissenschaftler halten Experimente mit Primaten zum Beispiel zur Erprobung neuer Medikamente oder Methoden zur Organtransplantation für unerlässlich. Viele Versuche dienten auch der Grundlagenforschung, die nicht direkt eine praktische Anwendung zur Folge hat. Die Veranstalter der Demonstration bestreiten jedoch generell, dass Tierversuche für die anwendungsbezogene Forschung nötig seien. Methoden etwa mit menschlichen Zellkulturen oder Computermodellen seien aussagekräftiger.
Höhepunkt der Protestveranstaltung soll ein Zug von Demonstranten vom Rathenauplatz zur deutschen Firmenzentrale sein. Ein ganztägiges Programm soll aus verschiedenen Perspektiven über Tierversuche und Alternativlösungen informieren.
Die Überlegung der Tierversuchsgegener: Keine Zulieferung – keine Verwertung – kein Labor. Primaten sind in Gefangenschaft schwer nachzuzüchten und werden oft wild gefangen. Auch über Generationen gezüchtete, gentechnisch veränderte Ratten und Mäuse gibt es nur von der Spezialfarm mit entsprechendem Patent. Ohne Zulieferwirtschaft bekommen Versuchslabore also Nachschubprobleme.
In den vergangenen Jahren haben viele Airlines den Transport von Tieren zu Versuchszwecken beendet. Manche vollständig, wie El Al, oder für einige Arten, etwa Lufthansa. Meist werden aber zunächst nur Primaten ausgenommen - zuletzt kündigte das im März 2014 China Southern Airlines an.
Und Air France-KLM? Der Konzern feierte am 07. Oktober 2013 sein 80-jähriges Bestehen. Ob er zum 81. das Ende der Tiertransporte zu Versuchszwecken verkündet? Auf Anfragen zu den Tiertransporten und möglichen Änderungen war von Air France Deutschland keine Antwort zu erhalten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!