Protest gegen Burschenschaft Germania: Wo Antifas zum Entern ausrücken
Die rechte Burschenschaft Germania will auf der Elbe herum schippern. Linke rufen zur Piraten-Fahrt auf.
D er hohe Wellengang wird die Schiffsfahrt wohl nicht verhindern. Dafür hat das Hamburger „Bündnis gegen Rechts“ (HBgR) eine Kaperfahrt angekündigt. Denn am Samstag will die Hamburger Burschenschaft „Germania“ auf der Elbe ihren jährlichen Norddeutschen Heimatabend feiern. Das HBgR will mit einer Antifa-Schaluppe das „braune Pack“ entern.
In der wohl ironischen Ankündigung rufen die Antifaschist*innen auf: „Poliert die Holzbeine, wetzt die Säbel, schwingt Enterhaken und Neunschwänzige“. Um 17 Uhr kann an der Jan-Fedder-Promenade, auf Höhe des Hafentors, die Schaluppe betreten werden, um die Elbe von braunen Studentenverbindungen zu befreien. Unter der Totenkopf-Flagge wollen sie in See stechen, um die Germanen zu stören.
Denn die pflichtschlagende Verbindung beteuert zwar gern, für Volk und Vaterland zu kämpfen, doch den Startort des Heimatabends und den Namen ihrer Barkasse verkünden sie – wenig heroisch – nicht. Die Männer vermeiden die öffentliche Auseinandersetzung. Das HBgR weist seit Jahren auf die rechtsextreme Ausrichtung der Burschenschaft „Germania“ hin. Der Hamburger Verfassungsschutz (VS) brauchte hingegen Jahre, um die Burschenschaft als rechtsextrem einzustufen.
Vor knapp drei Jahren mussten die Germanen eine Niederlage vor Gericht hinnehmen. Sie hatten gegen ihre Erwähnung im Verfassungsschutzbericht geklagt, doch das Verwaltungsgericht wies die Klage zurück. Das Gericht führte an, dass die Burschenschaft einschlägige Akteure eingeladen hatte. Ein Beispiel: Im Jahr 2019 fand in dem Burschenschaftshaus eine Veranstaltung mit dem Publizisten Martin Lichtmesz statt, der aus dem Milieu der „Identitären Bewegung“ kommt und dem „Institut für Staatspolitik“ nahe steht.
Rechtsextreme Gäste erwartet
Das Gericht legte auch die Positionen der Germanen dar, die mit ihrer „kontinuierliche Agitation gegen Ausländer (…) irrationale Ängste und Ablehnung“ schürten, die die Menschenwürde verletze. Dieses Agieren könne „die Geltung der im Grundgesetz verankerten Menschenrechte für Teile der Bevölkerung außer Kraft“ setzen. Ferner schrieb das Gericht, die Burschenschaft sympathisiere „mit der Gewalt- und Willkürherrschaft der NS-Diktatur“.
Am jährlichen Heimatabend auf der Elbe nahmen laut dem HBgR in vergangenen Jahren auch andere Studentenverbindungen, Mitglieder der „Identitären Bewegung“, AfDler und „andere braune Pfeffersäcke“ teil.
Die örtlichen Studentenverbindungen und ihre Altherren-Verbände laden für Freitag zu den Kommers – offizielle Feiern der Verbindungen – in die Mozartsäle ein. Die Germania ist ausgeschlossen. Zu dem Treffen könnten aber der AfD-Bürgerschaftsvize Alexander Wolf (Burschenschaft „Danubia“) und der AfD-Europa-Kandidat Michael Schumann (Landsmannschaft Mecklenburgia Rostock), kommen. Der CDU-Justiz-Staatssekretär Otto Carstens aus Schleswig-Holstein vom „Corps Irminsul“ dürfte auch teilnehmen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Pistorius lässt Scholz den Vortritt
Der beschädigte Kandidat
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu
Wanted wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen
Haftbefehl gegen Netanjahu
Begründeter Verdacht für Kriegsverbrechen
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
Neue EU-Kommission
Es ist ein Skandal
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative