Protest für Verkehrswende: VW-Zug bei Wolfsburg blockiert
Klimaaktivist*innen haben die Auslieferung von Volkswagen-Fahrzeugen verzögert. Auch die E-Autos, auf die der Konzern setzt, seien keine Lösung.
Etwa zehn Aktivist*innen, die sich „Aktion Autofrei“ nennen, haben sich an verschiedenen Stellen vor und unter dem Zug an die Gleise gekettet, berichtet eine Teilnehmerin, die aus Sicherheitsgründen anonym bleiben möchte. Das zeigen auch Fotos, die das Bündnis auf Twitter veröffentlicht hat. Ein weiteres Foto zeigt, dass am frühen Nachmittag auch die Eingangshalle des VW-Ausstellungsgeländes Autostadt besetzt worden ist.
Derzeit sind der VW-Werkschutz sowie die Polizei vor Ort am gestoppten Zug. Wegen des nahen Mittellandkanals ist auch die Wasserpolizei involviert. Der Verkehr zum Werkgelände ist lahmgelegt, der Individualverkehr soll nicht betroffen sein. Das Unternehmen war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen.
„Mit der Aktion wollen wir ein Zeichen setzen, dass endlich was passiert“, sagt David Neiser, 31, Nomade und unabhängiger Aktivist, wie er sich selbst bezeichnet. Er unterstützt „Aktion Autofrei“. „Die Öffentlichkeit muss wachgerüttelt werden“, sagt Neiser. So wie das Bündnis fordert Neiser, Autos komplett abzuschaffen. „Die Produktion eines jeden Autos verursacht Schäden in der Umwelt durch den hohen Verbrauch an Rohstoffen und Energie“, heißt es auf der Homepage des Bündnisses. Autos versperrten Wege und Plätze in Städten, der „motorisierte Verkehr verdirbt die Lebensqualität in Dörfern und Städten durch Lärm, Luftschadstoffe und die ständige Unfallgefahr“. Für Parkplätze werden Freiflächen versiegelt, ergänzt Neiser.
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Doch warum wird ausgerechnet VW blockiert? Der Konzern stellt seine Produktion bei laufendem Betrieb auf E-Autos um, ab Mitte 2020 sollen das Werk im sächsischen Zwickau nur noch E-Autos verlassen. Laut VW sollen künftig 330.000 und damit jeden Tag 1.500 E-Autos in Zwickau vom Band rollen.
Für Neiser und „Aktion Autofrei“ sind Elektromobile jedoch keine Lösung. „E-Autos und individualisierte E-Mobilität sind keine Alternativen“, sagt Neiser: „Das Problem auch beim E-Auto sind die Ressourcen, die bei der Produktion verbraucht werden.“ So würden beim Bau der Batterien und Akkus zu viele wertvolle Rohstoffe wie beispielsweise Lithium verbraucht. „Es drohen Kriege um das Metall“, warnt das Bündnis auf seiner Homepage. Das Bündnis setzt auf autofreie Städte und Dörfer und den Ausbau eines kostenfreien ÖPNV.
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