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Prorussische PropagandaPrompt auf Fake News reingefallen

Die ORF-Nachrichten sind auf zwei Propagandavideos reingefallen. Der zuständige Ukraine-Korrespondent steht nicht zum ersten Mal in der Kritik.

Beobachter vermuten eine prorussische Haltung beim Ukraine-Korrespondenten des ORF Foto: imago

Wien taz | Der österreichische Rundfunk ist in seinen Hauptabendnachrichten „russischer Propaganda voll in die Falle“ getappt. So formuliert es Faktenprüfer Andre Wolf vom Medienwatchblog mimikama.

Mehr als eine Million Zuschauer sahen den fehlerhaften „ZiB“-Beitrag „Korruption in der Ukraine“ vom 15. August. Bebildert ist er mit zwei Videosequenzen von äußerst brutalen Festnahmen, „Beispiele dafür, dass nicht alle Männer bereit sind, für ihr Land zu kämpfen“. Tatsächlich haben die Videos aber nichts mit Zwangsrekrutierungen zu tun, sondern zeigen unter anderem die Festnahme eines russischen FSB-Spions. Die Videos dürften über prorussische Kanäle verbreitet worden sein.

Von Faktencheckern und Journalisten auf den Fehler hingewiesen, antwortete die ORF-Pressestelle – auch auf taz-Anfrage – zunächst pampig. „Dem ORF russische Propaganda zu unterstellen, ist absurd und richtet sich von selbst.“ Die betreffenden Videos habe der Sender „über eine verlässliche und vertrauenswürdige Quelle erhalten“. Erst nach breiter medialer Kritik gestand der ORF den Fehler ein. Wie es dazu kam, gleich zwei Propagandavideos in einen nur zweiminütigen Beitrag einzubauen, erklärte er nicht. Auch eine entsprechende taz-Anfrage ließ er unbeantwortet.

Der Macher des Beitrags, Christian Wehrschütz, twitterte dazu inzwischen: „Der Fehler wird mir eine Lehre sein, der erste in 23 Jahren Korrespondent. An der Richtigkeit des Beitrags ändert der Fehler nichts!“ Wehrschütz ist seit 2013 der alleinige Ukrainekorrespondent des ORF. Bis 1983 schrieb er für die rechtsextreme Zeitschrift Aula. Seit 1991 ist er beim zur Objektivität verpflichteten ORF. Bis 2002 war er Mitglied der prorussisch auftretenden FPÖ.

Beobachter vermuten prorussische Haltung

Wehrschütz sah sich infolge seines Fehlers veranlasst, seine Kontakte in die größte Zeitung Österreichs spielen zu lassen. Noch am Freitag erschien sein „Brief an die Krone-Leser“, in dem er erklärt, „der Vorwurf einer prorussischen Haltung“ sei „einfach nur falsch und böswillig“. Eine solche vermuten viele Beobachter sehr wohl. Am 26. Februar 2022 veröffentlichte er einen Cartoon auf Basis von „Tom und Jerry“ auf seiner Facebookseite, der eine Kriegsschuld der Nato nahelegt.

Darin haut die Maus „Nato“ der schlafenden Bulldogge „Russland“ mit einem Holzscheit auf den Hintern und drückt den Scheit dann Kater „Ukraine“ in die Hand. Auch 2018 fiel Wehrschütz bereits auf. Damals verlor Wehrschütz wegen „antiukrainischer Propaganda“ seine Einreiseerlaubnis und erhielt sie nur auf diplomatischen Druck Österreichs zurück.

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11 Kommentare

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  • Autsch …

  • Die Kehrseite der russischen Lügenpropaganda ist die Beschönigungsberichterstattung westlicher Medien. Wenn die Ukraine sämtliche Chefs der Rekrutierungsämter wegen Bestechlichkeit ausgetauscht hat, dann ist doch offensichtlich, dass eine wirklich große Zahl junger Menschen sich nicht verheizen lassen will.

    • @Wondraschek:

      Aha, und dass Russland keine Spitzenbeamten wegen Korruption verhaftet, beweist dann die Unbestechlichkeit russischer Spitzenbeamte, was?

      Die Wahrheit ist natürlich, dass die Ukraine sich offenkundig stark bemüht, die Korruption tatsächlich zu bekämpfen.

    • @Wondraschek:

      Das Wort "verheizen"" entlarvt den Vatnik.

      Eine einzige Seite in diesem Krieg verheizt ihr Personal: die Kreml-Faschisten.

    • @Wondraschek:

      ,,Die Kehrseite der russischen Lügenpropaganda ist die Beschönigungsberichterstattung westlicher Medien."

      ,,Kehrseite" impliziert eine Gleichwertigkeit, so wie ,,zwei Seiten einer Münze". Ich halte diese Gleichsetzung für sehr gefährlich, weil sie unterstellt, die ,,westlichen Medien'' seien mit den Medien von "Putin's Russia" (Anna Politkovskaya, 2004) zu vergleichen. Man kann und muss ,,beschönigende Berichterstattung'', von der Sie sprechen, kritisieren, sobald Sie einem auffällt. Aber man muss auch aufpassen, WIE man das macht.

      Die Journalist*innen ,,westlicher Medien'' (das klingt bereits pejorativ) müssen nicht um ihr Leben fürchten, anders als in Russland oder Belarus.

      ,,Beschönigungsberichterstattung westlicher Medien" klingt hier implizit nach ,,Hofberichterstattung" wie für Putin oder Lukaschenka. So weit sind wir aber ,,im Westen" noch lange nicht, zum Glück.

      Wir sollten uns das ,,Lügenpressen"-Narrativ nicht von der AgD oder Pegida einreden und einflüstern lassen und somit unsere Demokratie zerreden lassen; sollten wachsam sein, welche Diskurse wir in unserer Rede transportieren. Noch gibt es hier viel zu verteidigen. Menschen wie Anna Polikovskaja sind dafür gestorben.

      • @gleicher als verschieden:

        Hat keiner meiner zornerfüllten Kritiker meine Unterscheidung zwischen Lügenpropaganda und Beschönigungsberichterstattung bemerkt. Allerdings gebe ich @GLEICHER ALS VERSCHIEDEN recht, dass das Wort "Kehrseite" nach Gleichgewicht klingt und deshalb nicht passt.

      • @gleicher als verschieden:

        Hat keiner meiner zornerfüllten Kritiker meine Unterscheidung zwischen Lügenpropaganda und Beschönigungsberichterstattung bemerkt. Allerdings gebe ich @GLEICHER ALS VERSCHIEDEN recht, dass das Wort "Kehrseite" nach Gleichgewicht klingt und deshalb nicht passt.

  • Trotzdem entspricht es der Wahrheit dass es in der Ukraine Wehrdienstverweigerer gibt und nicht alle mit einem "Hurra" in den Krieg ziehen.



    Das Video dazu war allerdings falsch.

    • @AndreasHofer:

      Mir ging es zu Beginn des Krieges bereits so, dass ich schockiert war zu erfahren, dass ukrainische Männer im Land bleiben müssen und den Wehrdienst nicht verweigern dürfen. Aber Wehrschütz schrieb laut TAZ z.B. für ,,Aula", war FPÖ-Mitglied und verglich 2022 in einer Karikatur ,,Putin's Russia" (Anna Politkovskaja, 2004, Harvill Press) mit einer SCHLAFENDEN Bulldogge.

      Ich gehe nicht davon aus, dass es ihm bei dem kritisierten Beitrag um eine allgemeines Kriegsdientsverweigerungsrecht ging, sondern um eine Art ,,Hufeisentheorie", die mit Hilfe von Bildmaterial die Ukraine und Putin's Russia gleichsetzen soll. Putin's Narrativ vom faschistischen Nachbarn soll evoziert werden, mit Bildmaterial aus dem Verteidigungskampf gegen den Aggressor. Ein sehr perfider Schachzug. Wehrschütz' Art der Entschuldigung ist weder glaubhaft noch angemessen, sondern ein weiterer Affront.

      Schlimm, dass der ORF ihn beschäftigt, und ausgerechnet als Ukrainekorrespondent.

      • @gleicher als verschieden:

        Überraschung: im Verteidigungsfall dürfen deutsche Männer im wehrfähigen Alter das Land ebenfalls nicht verlassen.

        Nennt sich Krieg.

        Und wer hat diesen hier ganz allein angefangen? Russland.

  • „Der Fehler wird mir eine Lehre sein, der erste in 23 Jahren Korrespondent. An der Richtigkeit des Beitrags ändert der Fehler nichts!“

    Was ,,gefühlt" ,,wahr'' ist, kann eben auch mit gefaktem Material an den Mann oder die Frau gebracht werden.

    Danke für das Fakten checken und ,,dranbleiben", TAZ!

    Man sieht an Wehrschütz' Umgang mit der Enthüllung, dass es über Faktenchecks hinausgehende breite Anstrengungen gegen rechts geben muss, auch wenn Faktenchecks bereits mühsam und teuer genug sind.