Produktionsbeginn für Autofabrik: Tesla startet durch
Am Dienstag geht die „Gigafactory“ in Grünheide an den Start. Die letzte Hürde war die Wasserversorgung. Ministerpräsident Woidke sieht Aufbruch.
Zum offiziellen Start der ersten „Gigafactory“ von Tesla in Europa wird viel Prominenz erwartet: Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) wollen dabei sein. Tesla-Chef Elon Musk selbst will die ersten Autos persönlich an Kundinnen und Kunden übergeben. Aus Brandenburg werden Ministerpräsident Dietmar Woidke, Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (beide SPD) und Umweltminister Axel Vogel (Grüne) erwartet.
Das Landesamt für Umwelt (LfU) hatte die Fabrik am 4. März genehmigt. Inzwischen ist auch die Wasserversorgung gesichert. Der Versorgungsvertrag des Wasserverbandes Strausberg-Erkner (WSE) mit Tesla bleibt bestehen. Das hatte der Verband am Donnerstag nach einer außerordentlichen Sitzung der Verbandsmitglieder mitgeteilt. Mit der Duldung einer Wasserförderung in Höhe von rund 3,8 Millionen Kubikmeter im Jahr für das Wasserwerk Eggersdorf durch das LfU könne der Verband für das Jahr 2022 die Trinkwasserversorgung für die Bevölkerung und die erste Ausbaustufe von Tesla ermöglichen. Der Vertrag mit Tesla sieht eine Lieferung von 1,8 Millionen Kubikmeter pro Jahr an den Autobauer vor.
Tesla könnte mittelfristig Brandenburgs Industriebetrieb mit der größten Zahl an Beschäftigten werden. Derzeit arbeiten 2.500 Beschäftigte in Grünheide. 12.000 sollen es werden, wenn auch das Batteriewerk in Betrieb ist. Noch ist der Braunkohlebetreiber LEAG mit 7.000 Beschäftigte der größte private Arbeitgeber im Land. Weitere große Arbeitgeber sind das Stahlwerk Arcelor Mittal in Eisenhüttenstadt oder Rolls Royce in Dahlewitz, die ebenso viele Mitarbeiter beschäftigen wie Tesla derzeit.
Neue Hoffnung in Brandenburg
Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) sieht in der Ansiedlung des US-Autobauers deshalb auch eine Signalwirkung für andere Investoren. „Tesla hat sozusagen den Scheinwerfer eingeschaltet und auf Brandenburg und Ostdeutschland gerichtet“, sagte Woidke am Samstag dem Handelsblatt. Der Standort Ostdeutschland habe „bei Investoren stark an Attraktivität gewonnen“.
Dietmar Woidke führt dies insbesondere darauf zurück, dass viele große Unternehmen mittlerweile eigene Klimaziele hätten. Diese Ziele könnten sie aber nur erreichen, wenn sie erneuerbare Energien in der Produktion einsetzen. „Der Osten kann hier liefern“, sagte der Ministerpräsident. „Wir haben in Ostdeutschland im Schnitt einen höheren Ausbau erneuerbarer Energien, also der Energie der Zukunft.“
Als weiteren Punkt nannte Woidke die unterschiedliche Investitionsmentalität in Deutschland. „Ostdeutschland ist hungrig nach Industrieansiedlung“, sagte der Regierungschef. In den alten Bundesländern gebe es „deutlich mehr Vorbehalte als bei uns“. Mit der Tesla-Ansiedlung in Grünheide habe das Land Brandenburg bewiesen, „dass sich auch bei einem etwas komplizierten deutschen Genehmigungsrecht eine so große Investition innerhalb von kaum mehr als zwei Jahren realisieren lässt“. Als Konsequenz will Woidke dem Bund nun Verbesserungsvorschläge für ein neues Genehmigungsrecht unterbreiten. „Wir müssen uns davon verabschieden, ein Projekt zu entwickeln, zu planen, einzureichen – und nach drei oder vier Jahren gibt es dann erst die Genehmigung“, sagte er. „Das ist nicht mehr zeitgemäß.“
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