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Probleme beim Sturmgewehr G36Von der Leyen muss sich erklären

Im Streit um die Treffsicherheit des G36 drohen die Grünen mit einem Untersuchungsausschuss. Indes soll de Maizière schon seit 2012 von Problemen gewusst haben.

G36: Hersteller Heckler & Koch streitet die Probleme ab. Bild: dpa

BERLIN dpa | Die Grünen haben von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) umfassende Aufklärung über die Präzisionsprobleme beim Sturmgewehr G36 gefordert. „Wenn von der Leyen an diesem Mittwoch im Verteidigungsausschuss nicht endlich für Klarheit über den desaströsen Umgang des Verteidigungsministeriums mit dem G36 sorgt, muss ein Untersuchungsausschuss die Missstände aufklären“, sagte Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter.

Von der Leyen nimmt am Mittwoch in den Fachausschüssen des Bundestags zu den Problemen Stellung. In der vergangenen Woche hatten Experten der Standardwaffe der Bundeswehr ein verheerendes Zeugnis ausgestellt. Nach ihren Untersuchungen sinkt die Trefferquote bei extremer Erhitzung von den erforderlichen 90 auf nur noch 7 Prozent.

Von der Leyen lässt nun prüfen, ob die rund 167.000 G36 in den Beständen der Bundeswehr ausgemustert werden müssen. Die Opposition wirft ihr vor, in der Affäre zu zögerlich zu agieren. Neben den Grünen behalten sich auch die Linken die Einsetzung eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses vor.

Der Bundeswehrverband fordert schnellen Ersatz für das umstrittene Sturmgewehr. Zwar vertrauten die Soldaten weiter ihrer Standardwaffe, sagte Verbandschef André Wüstner der Deutschen Presse-Agentur. „Natürlich erwarten sie dennoch, dass als Konsequenz eine neue Waffe beschafft wird – und das wesentlich schneller als in den anvisierten zehn Jahren.“ Das Bundesamt für die Ausrüstung der Bundeswehr hatte geschätzt, dass ein Austausch bis zu zehn Jahre dauern würde.

Heckler & Koch zweifelt an der Untersuchung

Hofreiter kritisierte, das Ministerium habe über Jahre hinweg alles daran gesetzt, die Probleme zu verschleiern. „Das offenbart nicht nur das bereits bekannte Management-Desaster im Verteidigungsministerium, sondern eine unverantwortliche Verletzung der Fürsorgepflicht gegenüber den Soldatinnen und Soldaten.“

Bisher sei die Ministerin an der Aufklärung der Missstände gescheitert, sagte der Grünen-Politiker weiter. Von der Leyen müsse endlich umfassend aufklären, die Verantwortlichen nennen und Konsequenzen ziehen: „Tut sie das nicht, ist ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss unausweichlich.“

Zweifel an der Treffsicherheit des G36 waren dem Verteidigungsministerium mindestens seit November 2011 bekannt. Zunächst waren aber kaum Konsequenzen gezogen worden. Spiegel Online und Süddeutsche Zeitung berichteten, der damalige Verteidigungs- und heutige Innenminister Thomas de Maizière (CDU) sei bereits im Frühjahr 2012 detailliert über Probleme mit dem G36 unterrichtet worden.

Das neue Gutachten gab seine Nachfolgerin von der Leyen im Juni 2014 in Auftrag, ein halbes Jahr nach ihrem Amtsantritt. Der G36-Hersteller Heckler & Koch aus Oberndorf (Baden-Württemberg) zweifelt die Expertise an und hat schon mehrfach erklärt, aus seiner Sicht funktioniere die Waffe einwandfrei.

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6 Kommentare

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  • Ein Gewehr, das bei 100 Schuss 7 Treffer erzielt, trifft immer noch 7 mal zu oft, wenn die Schüsse auf Menschen gerichtet sind.

    Es stellen sich hier aus meiner Sicht drei grundsätzliche Fragen:

    1.) Was und wen muss die Bundeswehr heute eigentlich mit einem Sturmgewehr verteidigen?

    2.) Warum testet die Bundeswehr ihre Anschaffungen immer erst nach dem Kauf?

    3.) Warum verzichtet die Bundeswehr so großzügig auf Schadensersatz gegenüber den Herstellern der mangelhaften Ware?

    • @Rainer B.:

      Der Zweck eines Gewehres ist möglichst genau zu treffen und gegebenfalls Menschen zu töten. In jeder Armee der Welt. Bin kein Waffenfreak, kenne mich mit der Materie nicht aus. Diversen Profiseiten entnehme ich Diskussionen über das Thema ab 2011. Profis loben das Gewehr. Beliebt. Ein Exportschlager in über 30 Ländern wie es heißt. Bei vergleichbare Tests mit einem amerikanischen Pendant http://augengeradeaus.net/2014/03/probleme-mit-dem-g36-scheint-nix-gegen-das-m-4/ scheide das G36 viel besser ab. Seit Ende 90er im Einsatz + Erneuerungen scheint es bei den Usern (=Test) keinen Grund zur Beanstandung gegeben zu haben. Das Gewehr würde sonst ja niemand kaufen. Ich frage mich viel mehr, was das Ganze eigentlich soll. Wie Profis vorgeben habe der Test mit dem vorgesehenen Einsatzgebiet des Gewehres (Entwicklung) nichts zu tun und bei derartige Belastung (Test) verhalte sich ein Gewehr dieser Machart so. Für von der Leyen will ich nicht in die Presche springen. Das Getue der Opposition ist aber albern.

      • @Durchsage:

        Die Experten der Bundeswehr, der Verteidigungsausschuss im Bundestag und auch die Verteidigungsministerin, die dazu das im Text zitierte Expertengutachten ja 2014 extra eingeholt hat, sind sich darin einig, dass das hier verwendete G36 erhebliche Mängel hat. Andere Armeen haben keine Probleme mit dem G36, weisen aber auch darauf hin, dass sie zwar G36 verwenden, aber in einer Ausführung, die mit dem Modell der Bundeswehr nicht vergleichbar ist.

        2011 wurden diese Mängel erstmals öffentlich, trotzdem wurden weitere Gewehre dieses Typs geordert.

        Was Sie "Getue der Opposition" nennen, ist nichts anderes, als die Wahrnehmung ihrer Aufgaben als Opposition. Es geht auch bei diesem Beschaffungsskandal der Bundeswehr wieder um viele Millionen Euro aus Steuermitteln, die an anderer Stelle fehlen werden.

         

        http://www.wiwo.de/unternehmen/industrie/sturmgewehr-g36-probleme-offenbar-schon-laenger-bekannt/11608470.html

  • Schon vor 2009 lagen dem Ministerium Berichte vor die diese Waffe kritisierten. "Der Kommandeur der deutschen Truppen in Afghanistan, Brigadegeneral Jörg Vollmer, hat den "19. Erfahrungsbericht Einsatz" vorgelegt. Wie in den Erfahrungsberichten Nr. 17 und Nr. 18 werden dem von H&K entwickelten Gewehr G36 darin Mängel bescheinigt. "

  • Ich habe heute ein Interview mit Herrn van Aken von den Linken gehört, der sich heftig über die mangelnde Treffsicherheit des Gewehrs bei höheren Temperaturen beschwerte. Was getroffen werden soll, sagte er nicht, ich nehme jedoch an, er meinte keine Tontauben.

     

    Ich nehme zur Kenntnis, dass die Linke auch für die bestmögliche Ausrüstung der "Mörder" ist - je nach Opportunität, versteht sich...

  • Die peshmerga haben doch gesagt, es sei gut...? Die müsstens ja wissen.