Porträt Martin Schulz: Der neue Hoffnungsträger
Der erfahrene Europapolitiker ist als SPD-Vorsitzender und Kanzlerkandidat vorgesehen. Bei der Bevölkerung kommt er besser an als Sigmar Gabriel.
In der SPD baut man auf die Beliebtheit des Europapolitikers. In einer Infratest-Umfrage aus dem Dezember gaben 57 Prozent der Befragten an, mit dessen Arbeit zufrieden zu sein – in dieser Frage schnitt er genauso gut ab wie Merkel und weit besser als Gabriel.
Warum ist der Rheinländer so populär? Schulz, nach Schulabbruch und Arbeitslosigkeit zunächst Buchhändler, später Bürgermeister seiner Heimatstadt Würselen, seit 1994 dann für die SPD im Europäischen Parlament, kommt jovial rüber. Er kann emotional reden und warmherzig plaudern. Das kommt an. Zudem hatte Schulz noch nie ein Amt in der Bundespolitik. Im Wahlkampf werden ihm die Konkurrenten daher zwar mangelnde Erfahrung vorwerfen. Dafür verbinden die Wähler bislang kaum negative Erinnerungen mit ihm – für die meisten ist die Europapolitik schließlich weit weg.
Wofür steht der designierte SPD-Chef aber inhaltlich? In der Europapolitik plädiert er dafür, die EU-Kommission zu einer richtigen Regierung umzubauen und das EU-Parlament als Kontrollorgan zu stärken. Außerdem will er durch Investitionen das Wachstum auf dem Kontinent fördern.
Innenpolitisch ist Schulz, der seine Kandidatur für den Bundestag schon im Dezember ankündigte, weniger greifbar. Durch konkrete bundespolitische Vorschläge ist er bislang nicht aufgefallen. Innerhalb der SPD gehört er dem rechten Flügel an. Am Dienstagabend wollte er aber auch erstmals ein Gespräch der Parteilinken zu Rot-Rot-Grün besuchen. Dieser Auftritt wurde allerdings schon am Montag abgesagt – „aufgrund einer kurzfristigen Terminkollision“.
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