Polizeigewalt in den USA: Schwarzer bei Kontrolle erschossen
Im Zuge einer Verkehrskontrolle drückte ein Polizist den Kopf des 26-jährigen Patrick Lyoya zu Boden. Dann schoss er ihm in den Hinterkopf.
![](https://taz.de/picture/5508290/14/29961190-1.jpeg)
Lyoya war am 4. April erschossen worden, nachdem ihn ein Polizist in Grand Rapids im US-Bundesstaat Michigan angehalten hatte. Grund war laut der Polizei, dass sein Nummernschild nicht zu seinem Auto passte. Eines der Videos, das die Polizei veröffentlichte, wurde von einer Person aufgenommen, die mit Lyoya im Auto saß.
Die Polizei machte nun mehrere Videos von dem Vorfall öffentlich: von der Körperkamera des Polizisten und der Kamera in dessen Wagen sowie von der Überwachungskamera eines angrenzenden Hauses und der Handy-Kamera des Beifahrers. Darauf ist der Ablauf der Szene zu sehen: Der Polizist fragte Lyoya demnach zunächst nach seinem Führerschein. Nach einer kurzen Unterredung versuchte der 26-Jährige, sich zu entfernen. Der Beamte rannte ihm nach und warf ihn in einem angrenzenden Vorgarten zu Boden. Es kam zu einem längeren Gerangel, bei dem der Beamte zunächst seinen Taser einsetzte, was Lyoya jedoch abwehrte. Am Ende zog der Polizist seine Waffe, während Lyoya unter ihm auf dem Boden lag, und schoss diesem von hinten in den Kopf.
Laut der Nachrichtenagentur ap versuchte Lyoya auch, den Elektroschocker des Polizisten zu fassen bekommen. Der Polizist sagte mehrfach „Lass los“ und forderte Lyoya während der Auseinandersetzung auch einmal auf, den Taser fallen zu lassen.
In den USA kommt es immer wieder zu tödlichen Polizeieinsätzen ähnlicher Art. Stellvertretend steht dafür der Fall von George Floyd: Im Mai 2020 war der Afroamerikaner bei einem brutalen Polizeieinsatz in Minneapolis ums Leben gekommen. Videos dokumentierten, wie Polizisten den unbewaffneten Mann zu Boden drückten. Der weiße Beamte Derek Chauvin presste dabei sein Knie gut neun Minuten lang auf Floyds Hals, während dieser flehte, ihn atmen zu lassen. Der Fall führte damals zu landesweiten Protesten gegen Polizeigewalt und Rassismus.
Auf die Frage eines Reporters, ob der Fall Lyoya nun Michigans Version des Falles Floyd sei, verwies der Polizeichef von Grand Rapids, Eric Winstrom, auf die laufenden Ermittlungen und sagte lediglich: „Ich sehe es als eine Tragödie.“
Der Beamte wurde beurlaubt. Nach bisherigen Erkenntnissen sei bei Lyoya keine Waffe gefunden worden. Vertreter der Stadt sprachen von einem „sehr bedauerlichen Ereignis“, das verständlicherweise Wut und Schmerz auslöse.
Der Vorfall hatte bereits vor Veröffentlichung des Videos zu neuen Protesten gegen Polizeigewalt geführt. Am Dienstagabend waren mehr als 100 Menschen zum Rathaus von Grand Rapids marschiert und hatten Parolen wie „Black lives matter“ skandiert.
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