piwik no script img

Polizeigewalt in HamburgFaustschlag gegen Jugendlichen

Nach der Veröffentlichung eines Videos sorgt ein Hamburger Polizeieinsatz für Diskussionen. Ein Beamter prügelt darin auf einen Jugendlichen ein.

Umstritten: Polizeieinsatz im Hamburger Stadtpark Foto: Jonas Walzberg/dpa

Hamburg taz | Ein Faustschlag auf einen am Boden liegenden 15-Jährigen führt erneut zu einer Debatte um Polizeigewalt in Hamburg. Ein Video des Vorfalls, zu dem es am vergangenen Samstagabend im Stadtpark gekommen war, zeigt: Ein Polizist schlägt mit der Faust so stark ins Gesicht des Jugendlichen, dass dessen Kopf auf den Asphalt prallt.

Der Junge lag mit dem Bauch auf dem Boden, der Polizist kniete über ihm. Auf die Veröffentlichung des Videos in den sozialen Medien reagiert die Hamburger Polizei mit einer Prüfung durch das Dezernat Interne Ermittlungen.

Empfohlener externer Inhalt

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen:

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Die Prügelszene ereignete sich im Rahmen des massiven Einschreitens der Polizei gegen jugendliche Feiernde am Samstag gegen 19 Uhr. In den Abendstunden hatte die Polizei damit begonnen, den Park zu räumen – es habe nämlich zu viele Verstöße gegen die Corona­beschränkungen gegeben.

Nach Angaben der Polizei habe der Jugendliche einen ausgesprochenen Platzverweis ignoriert und Be­am­t:in­nen beleidigt. Als sie ihn deshalb festhalten wollten, habe er sich gewehrt. „Er wurde daraufhin mit einer gezielten Eingriffstechnik kontrolliert zu Boden geführt“, sagt Florian Abbenseth, Sprecher der Polizei.

Auch dagegen habe er sich zu wehren versucht. „In dieser Situation erfolgte offenbar der auf dem Video zu sehende Faustschlag, woraufhin der Jugendliche sich zunächst beruhigte und seinen Widerstand jedenfalls kurzzeitig einstellte“, sagt Abbenseth.

Linkspartei hält Einsatz für unverhältnismäßig

Auch danach habe er sich noch gewehrt und wurde schließlich aufs Revier gebracht. Eine medizinische Versorgung habe er abgelehnt. Ob der Faustschlag des Polizisten erforderlich und verhältnismäßig war, betont Abbenseth, kann anhand des Videos nicht beurteilt werden: „Es zeigt lediglich einen Ausschnitt und bildet nicht das Einschreiten in seiner Gesamtheit ab.“

Die Linkspartei widerspricht dieser Ansicht und fordert die Suspendierung des Beamten. „Unabhängig von der Vorgeschichte ist der Polizeieinsatz gegenüber dem Minderjährigen ohne Zweifel unverhältnismäßig“, sagt Deniz Celik, innenpolitischer Sprecher der Bürgerschaftsfraktion.

Vermehrt tauchten in den vergangenen Monaten Videoausschnitte von gewaltsamen Einsätzen auf, die Anlass zur Kritik gaben. Zuletzt erschoss die Polizei einen Mann mit sieben Schüssen in Barmbek, der zuvor einen Beamten mit einem Messer angegriffen haben soll. Videos des Vorfalls führten zu Diskussionen, ob das Erschießen notwendig und angemessen war. Im August 2020 würgten Po­li­zis­t:in­nen einen Jugendlichen, weil er mit einem Elektroroller den Gehweg benutzt hatte.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

6 Kommentare

 / 
  • wie ist es eigendlich .. wenn man sich testen lässt vor so einer veranstaltung ist man fein raus?

    spätestens seit dem stadionauflauf für die em den alle stillschweigend in kaufnehmen, sind doch alle gewaltbereiten polizeieinsätze ggn die zivilbevölkerung wgn nicht einhaltens von irgend nem widersprüchlichen bestimmungsquark unverhältnismässig

  • Alternative Polizei und Gemeinsinn



    Ich bin sicher, dass es längst ernst zu nehmende Konzepte in den Schubladen gibt, wonach die Polizei der Zukunft zumindest aus einem Drittel PoC, einer queer-bunten Community und Gewalt ablehnender AktivistInnen besteht, die dem jeweils geltenden Recht durch Dialog und Überzeugung Geltung verschafft, Kinder und Alte und Frauen schützen, Brandstiftung und andere Untaten verhindern.



    Diese Feel-safe-Community wird gut bezahlt, verzichtet auf Schutzkleidung und Waffen jeder Art, wird bei Erfolg fürstlich bezahlt und darf mietfrei in der Innenstadt wohnen, um die notwendigen Kontakt zu pflegen.



    Diese bunte Einheit würde zweifellos nie beleidigt, nie geschlagen, nie bespuckt oder gesteinigt werden, weil ihr Toleranz und Respekt gezollt würde, hier und bald im Rest der Welt.



    Solange es noch nicht soweit ist, versuchen wir, auf Spucken, Treten und Steine werfen gegenüber Menschen zu verzichten, die uns zur Achtung der Gesetze auffordern; oder wir ändern die Gesetze, die uns nicht gefallen, aber bitte auf demokratisch-respektvolle Weise.



    Bis dahin steht es aufrichtigen Aktivisten auch frei, Rechtsbruch und Gewalt auch ehrenamtlich dort mit Dialog entgegen zu treten, wo es der Gemeinsinn erfordert.

  • Hamburgs Polizisten sind leider allzuoft "Prügelknaben", die in unsinnigen Einsätzen ausführen und ausbaden, was Polizeiführung und Senat an bürgerfernen Maßnahmen ausgebrütet haben. Schaut nicht auf den Polizisten, schaut auf seine Führungskader!

    • @Wondraschek:

      Das die Führung ist Mitschuld hat keine Frage. Aber komischerweise schlagen ja nicht alle Polizisten zu...also vielleicht doch bei einigen wenigen, die bissel zuviel Macht bekommen?

  • "„In dieser Situation erfolgte offenbar der auf dem Video zu sehende Faustschlag, woraufhin der Jugendliche sich zunächst beruhigte und seinen Widerstand jedenfalls kurzzeitig einstellte“, sagt Abbenseth."



    Hört sich so an als wenn hier der Sprecher der Polizei den Faustschlag etwas sehr dolle beschönt. Ja er hat voll getroffen so dass der Junge erstmal nicht mehr ganz bei Sinnen war.

    Polizeigewalt in D...wieviele Einzelfälle benötigen wir noch?

  • Bestimmt mal wieder ein Einzelfall. Dass Polizist(*inn?)en ihre Überlegenheit brutal ausnutzen kommt sonst *nie* vor. Sowas von *nie* hast Du nie gesehen.