Polizei in Großbritannien: Undercover gegen Menschenrechte
Ein Polizist infiltrierte Umweltgruppen und fing sexuelle Beziehungen mit Aktivistinnen an. Das hat eine Beschwerdestelle gerügt.
Dabei hieß es, das Verhalten der Polizei gegenüber dem betroffenen weiblichen Opfer könne nach der europäischen Menschenrechtskonvention (EMRK) in einer demokratischen Gesellschaft auf keinen Fall als notwendig gerechtfertigt werden. Der Fall stelle „erschütterndes und beklagenswertes fundamentales Versagen der Polizei dar.“
Im konkreten Fall ging es um die heute 41-jährige Britin Kate Wilson, die von 2003 bis 2005 eine Beziehung mit einem Mann hatte, der unter falschem Namen auftrat und Mitglied einer Polizeieinheit war. Er soll sexuelle Beziehungen mit mindestens zehn Frauen geführt haben. Wilson, die in Oxford studiert hat und als Aktivistin für grüne Anliegen und soziale Gerechtigkeit eintritt, hatte nahezu ein Jahrzehnt lang im Alleingang versucht, ihren Fall durchzuboxen.
Der Beamte Mark Kennedy operierte sieben Jahre lang als Polizeiagent undercover und führte mit Wilson von November 2003 bis Februar 2005 eine sexuelle Beziehung, ohne dass er ihr gegenüber klar gemacht hatte, was der wahre Grund seiner Anwesenheit war, nämlich das Infiltrieren der Gruppen, in denen sie aktiv war. Wilson kannte Kennedy nur unter seinem Decknamen Mark Stone.
Erst 2010 wurde die wahre Identität des Polizisten bekannt
Selbst als Wilson sich gar nicht mehr im Vereinigten Königreich aufgehalten hatte, sondern in Barcelona und später Berlin lebte, versuchte der Polizeibeamte weiter, mit ihr Kontakt aufzunehmen. Erst 2010 wurde Wilson die wahre Identität Kennedys bekannt.
Die Richter kritisierten insbesondere, dass die polizeilichen Vorgesetzten Kennedys trotz eindeutiger Indizien nichts gegen sein Verhalten unternommen hatten, „entweder absichtlich, aus Kompetenzmangel oder fehlendem Verantwortungsbewusstsein“. Die Menschenrechte Wilsons seien verletzt worden.
Unabhängige Beschwerdekommission IPT
Derartige Infiltrationen gab es im Vereinigten Königreich seit dem Vietnamkrieg 1968. Immer wieder scheint es dabei zu sexueller Ausbeutung von Frauen durch polizeiliches Personal gekommen zu sein.
Kate Wilson kritisierte nach dem Urteil, bis heute gehe die Polizei nicht gegen mutmaßliche Sexualstraftäter in den eigenen Reihen vor.
Im Fall Everard hätte gründlicheres Vorgehen nach Beobachtungen anderer Beamt*innen wahrscheinlich dazu geführt, dass ihr Mörder lange vor der Tat aus dem Polizeidienst ausgeschlossen worden wäre.
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