piwik no script img

Politikwissenschaftler über die Wahl„Die AfD wird bleiben“

Linksliberale Kosmopoliten sind für den Erfolg der Rechtspopulisten mitverantwortlich, sagt der Politikwissenschaftler Wolfgang Merkel.

Nicht nur negativ: Rechtspopulisten in der Opposition könnten sogar politisierend wirken, sagt Merkel Foto: dpa
Interview von Martin Reeh

taz: Herr Merkel, Welt-Chefredakteur Ulf Poschardt hat kürzlich geschrieben: „Die AfD wird der große Gewinner dieses Wahlsonntags werden. Alle Demokraten, die dies bedauern, sollten sich Gedanken darüber machen, was sie falsch gemacht haben.“ Haben wir Demokraten was falsch gemacht?

Wolfgang Merkel: Natürlich haben die Demokraten etwas falsch gemacht, auch wenn man den Aufstieg der Rechtspopulisten nicht alleine dadurch erklären kann. Der ist ein gesamteuropäisches und transatlantisches Phänomen. Zu den Fehlern gehört sicherlich eine nicht ganz offene Debatte über bestimmte Fragen, ganz vorneweg die Flüchtlingsfrage. Verallgemeinert gesagt: Wir haben zu sehr eine liberale Hegemonie des Diskurses etabliert, die viele Menschen, insbesondere das untere Drittel der Gesellschaft nicht mehr repräsentiert. In die Repräsentationslücke sind die Rechtspopulisten eingerückt.

Manifestiert sich in der AfD nicht nur der Teil der Bevölkerung, der – wie Studien belegen – schon immer rechtsradikale Einstellungen hatte?

25 Prozent der Bevölkerung in Deutschland sind anfällig für antisemitische oder rassistische Thesen. Damit liegen wir im europäischen Durchschnitt. Dieses Potenzial ist bislang nicht abgerufen worden, weil Deutschland aufgrund seiner Vergangenheit ein Tabu hatte: Rechtspopulistische Parteien werden nicht in den Kreis der Etablierten aufgenommen. Dieses Tabu ist gebrochen. Die Wähler der AfD sind aber wahrscheinlich bestenfalls zur Hälfte Hardcore-Rassisten oder Nationalisten. Der Rest ist ein fluktuierender Protest, der durch einen überschießenden Kosmopolitismus mit produziert worden ist.

Also durch uns selbst? Sie unterteilen die Bevölkerung in Kosmopoliten und Kommunitaristen …

Die große Konfliktlinie im 20. Jahrhundert war jene zwischen Kapital und Arbeit, ein Verteilungskonflikt um Rechte, Einkommen und Lebenschancen. Jetzt bildet sich eine neue Konfliktlinie, die die andere nicht vollkommen verdrängt, aber zum Teil durchschneidet. Auf der einen Seite stehen Kosmopoliten. Sie befürworten offene Grenzen für Güter, Kapital, Dienstleistungen, aber auch für Immigranten und Flüchtlinge. Und sie sind für die Abgabe von politischen Kompetenzen an internationale Organisationen oder supranationale Regime. Sie sind die Gebildeteren und Besserverdienenden unserer Gesellschaft, die Gewinner der Globalisierung.

Bild: D. Ausserhofer
Im Interview: Wolfgang Merkel

Der 65-Jährige ist Direktor der Abteilung "Demokratie und Demokratisierung" am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) und Leiter des WZB-Projekts "Die politische Soziologie des Kosmopolitismus und Kommunitarismus".

Und die Kommunitaristen?

Sie sind für eine stärkere Schließung von Grenzen sowohl bezüglich wirtschaftlichen Transaktionen als auch gegen Migranten und Flüchtlinge. Sie sind gegen die Abgabe von nationalstaatlichen Kompetenzen. Sozialstrukturell sind sie eher die Verlierer der Globalisierung. Ihr Human- und Kulturkapital ist stark auf lokale Kontexte angewiesen, das heißt, sie finden sich im Ausland schwerer zurecht und Jobs auch nur im nationalen Raum. Der Superkosmopolit kann dagegen in Zürich, New York oder Berlin leben und arbeiten, weil er überall einen Job findet.

Der Wahlkampf 2013 ging noch um klassische Verteilungsfragen, um Steuern und Mindestlohn. Warum ist der Konflikt jetzt so virulent geworden?

Deutschland erlebt eine nachholende Europäisierung. Österreich war mit Haider ebenso Vorreiter wie Frankreich mit Le Pen, danach haben wir die postmoderne Variante des Rechtspopulismus in den Niederlanden mit Pim Fortuyn gesehen. 2015 kam die Flüchtlingsfrage …

in der die Kosmopoliten Merkels Flüchtlingspolitik begrüßt haben.

Angesichts der humanitären Katastrophe, die zunächst in Budapest gedroht hat, haben wir uns sofort positioniert. Menschenrechte sind nicht nationalstaatlich begrenzt, sondern universell. Das ist ein Credo der Kosmopoliten. Die Kommunitaristen haben dagegen, vor allem als der Flüchtlingszustrom weiter anhielt, Konkurrenz etwa auf dem Job- und Wohnungsmarkt befürchtet. Ich finde: Budapest war richtig, die unkontrollierte Einreise ohne Begrenzung in den Monaten danach war ein Politikfehler. Die Abwehrmechanismen gegenüber einer so hohen Zahl von Flüchtlingen haben auf beiden Seiten die Positionen verstärkt und verhärtet.

Dass die Forderung nach offenen Grenzen so breiten Widerhall findet, ist neu. Sind nicht nur die Kommunitaristen kommunitaristischer, sondern auch die Kosmopoliten kosmopolitischer geworden?

Die Kosmopoliten haben in den letzten Jahren zu Recht immer mehr liberale Minderheitenrechte thematisiert und damit unsere Demokratie weiter demokratisiert. Wir haben für alle möglichen sexuellen Präferenzen zu Recht Gleichberechtigung gefordert, bis hin zu Transgender. Ich komme gerade aus Harvard, dort gibt es eine so intensive Debatte darüber, als ginge es um die Beendigung des Syrienkrieges. Die kosmopolitische Linke ist heute hochsensibel bezüglich der Unterdrückungsmechanismen gegenüber Minderheiten und der Dritten Welt, will aber von der Verteilungsfrage im eigenen Land nichts mehr wissen – davon, dass bei uns auch rund ein Viertel der Gesellschaft abgehängt worden ist.

Weil die Kosmopoliten zu den Globalisierungsgewinnern zählen und sich nicht in andere Welten einfühlen können?

Das ist nicht einfach zu beantworten. Die Antwort „Wir sind nicht mehr da unten“ ist mir zu einfach. Auch die 68er haben ja nicht zu den Unterprivilegierten der Gesellschaft gehört, sondern für diese als eine Art Anwalt sprechen wollen. Ich glaube, die kulturelle Modernisierung hat die Verteilungsfrage einfach weggeschoben, die Progressivität ist in kulturelle Fragen hinein kanalisiert worden. Die Grünen leben besonders stark davon. Die Umweltfrage gehört ebenfalls zu den postmateriellen Themen – und ist, wie die Grünen gemerkt haben, für sie auch risikoloser als ein Steuerumverteilungswahlkampf wie 2013. Ob es mit jetzigen Umweltwahlkampf klappt, ist eine andere Frage. Aber das liegt auch an dem jetzigen Führungsduo, das jeglichen Charismas entbehrt.

Wie kann man die Kommunitaristen zurückholen, bei der übernächsten Wahl wieder demokratisch zu wählen?

Eine kleine Präzisierung. Ich würde etwa bei AfDlern immer das Adjektiv chauvinistisch oder nationalistisch vor den Begriff Kommunitaristen setzen. Im Kommunitarismus gibt es ja andere, sehr ehrenwerte Positionen, etwa die von Michael Walzer. Wie man die nationalistischen Kommunitaristen zurückholt? Der nicht besonders mustergültige Demokrat Franz Josef Strauß hat gesagt, rechts von der CSU darf keine legitime Partei entstehen. In dem Moment, wo die CDU in die Mitte gerückt ist, hat sie eben diesen rechten Raum freigemacht. Also man könnte nach der Strauß’schen Strategie wieder den rechten Raum besetzen. Das macht die CDU ja gerade in der jüngsten Flüchtlingspolitik .

Was ist mit dem rot-rot-grünen Lager? Es hat auch deshalb keine Mehrheit, weil ein Teil der eigenen Wähler zur AfD übergelaufen ist.

Ja, mit Ausnahme der Wähler der Grünen. Sie sind eine kosmopolitische Partei par excellence: für die Öffnung der Grenzen, hohes humankulturelles Kapital der Anhänger. Die Lage bei der SPD ist komplizierter. Sie hat sich in der Flüchtlingspolitik als Partei des donnernden Sowohl-als-auch präsentiert, wie es Willy Brandt einmal genannt hat. Aber sie waren viel donnernder auf der kosmopolitischen Seite. Die Sozialdemokraten sind in Deutschland wie in ganz Europa inzwischen zum größten Teil mittelschichtsorientiert und kosmopolitisch. Das hat den anderen Teil, die traditionelle Arbeiterschaft, zu einer leichten Beute der Rechtspopulisten werden lassen. Wenn die SPD stärker die kommunitaristischen Tendenzen bedient, verstört sie zu viele auf der kosmopolitischen Seite. Deshalb wird sie ambivalent bleiben und beide Seiten bedienen müssen, was der Glaubwürdigkeit schadet.

Und die Linkspartei?

Als kleine Partei kann sie das viel besser. Sie kann die rechte Antiglobalisierungskritik, die viele Rechtspopulisten äußern, durch eine linke Antiglobalisierungspolitik kontern. Sie kann im Sinne von Wagenknecht sagen: Europa hat große Probleme, ein neoliberales Wirtschaftskonzept, folgt den eigenen Regeln selten, erlaubt Deutschland, den Südeuropäern eine calvinistische Lebensform vorzuschlagen. Außerdem geht Deutschland in der Finanz- wie Flüchtlingspolitik einen moralischen Sonderweg und fühlt sich anderen Europäern moralisch überlegen. Mit solchen Aussagen bindet die Linkspartei Menschen, die sonst AfD wählen würden. Wir wissen aus Frankreich, dass vom Niedergang der Kommunisten vor allem der Front National profitiert hat.

Bleibt trotz allem die AfD?

Ja, es gibt dafür ein deutliches Potenzial. Wenn aber nicht wieder eine Krise auftritt wie 2015, bleibt die AfD aber unter dem europäischen Niveau. Als nichtbeabsichtigten Effekt des Auftretens der Rechtspopulisten haben wir auf der positiven Seite eine Intensivierung der politischen Debatte. Das gilt für ganz Europa, gilt aber auch für Deutschland. Drei Jahrzehnte haben wir über Politikverdrossenheit gejammert. Jetzt diskutieren wir wieder große Fragen.

In Österreich diskutieren die Sozialdemokraten, ob sie mit der FPÖ koalieren sollen.

Die FPÖ ist mit 25 Prozent ein anderer Faktor als in Deutschland. Die SPÖ kann, wenn sie eine solche Koalition ausschließt, immer nur in eine große Koalition gehen. Also öffnet sie sich strategisch etwas. Dennoch: Mit solchen Parteien soll man keine Regierungskoalitionen eingehen.

Warum?

Der Einfluss von Rechtspopulisten auf die Demokratie hängt stark davon ab, ob sie in der Opposition oder in der Regierung sind oder ob sie gar wie in Polen und Ungarn dominant in der Regierung sind. In der Opposition können sie wie erwähnt einen politisierenden Effekt haben, weil sie politische Debatten und eine Gegenmobilisierung auslösen. Aber Rechtspopulisten in der Regierung sind eindeutig demokratieschädlich. Sie schrauben den liberalen, multikulturellen Teil unserer letzten Demokratisierungsdekaden zurück, diskriminieren Minderheiten und demontieren rechtsstaatliche Institutionen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

67 Kommentare

 / 
  • Info.-Empfehlung:

     

    Der Trost des Nationalismus

     

    Wahlkampf Warum protestieren die Menschen gegen Flüchtlinge und nicht gegen kapitalistische Ausbeutung? Über Mobilisierungserfolge, die nicht irrational sind. Von Cornelia Koppetsch.

     

    “Die Gegner von Globalisierung, Asyl und Einwanderung sehen nicht nur ihre angestammten Lebensformen, sondern auch die Funktionstüchtigkeit des Wohlfahrtsstaates bedroht. Eine Bedrohung, die durch die zahlreichen jüngeren Angriffe auf den Sozialstaat – Kürzungen im öffentlichen Gesundheits- und Bildungswesen, steigende Gebühren für öffentliche Dienste, marode Infrastrukturen, immer weitere Anhebung des Rentenalters, Flexibilisierung des Arbeitsmarktes – bestätigt wird. Diese sind Angriffe auf die Mittelschicht, die der größte Nutznießer der staatlichen Versorgungsleistung ist.

     

    Fazit: Die Flüchtlingsthematik ist nicht die Ursache, wohl aber das Symbol für die neue, durch transnationale Ungleichheiten und globale Wohlfahrtskonflikte geprägte Konfliktordnung des 21. Jahrhunderts.“ Vgl.: https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/der-trost-des-nationalismus-1

  • Schon 2013 wurde offenbar, wer die AfD finanziert: https://www.welt.de/politik/deutschland/article115512728/Finanziert-Moevenpick-Milliardaer-AfD-Wahlkampf.html Ich gehe davon aus, dass es sich bei August von Finck junior lediglich um einen Mann handelt, der das Geld, das von verschiedenen Leuten, denen es seit Langem viel zu gut geht, weil sie ihre Mitmenschen aus Überzeugung organisiert ausbeuten verwaltet. Der Bankier August von Fink senior spielte eine zentrale Rolle unter den Strauchdieben, die von der sadistischen Todesreligion der Nazis profitierten http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-46414893.html Nach dem WKII machten die Finken vor Allem auf Versicherungswesen.

  • Die AfD ist auch das Produkt einer großen Koalition, die eine 80-Prozent Mehrheit im Bundestag hat und die Einöde und Einschüchterung gegenüber andersdenkenden Bürgern radiiert hat.

     

    Die AfD ist auf jeden Fall eine Reaktion auf eine CDU, die nicht konservativ, nicht christlich und auch nicht sozialstaatlich ist, sondern eine Fortsetzung der Agenda-Politik betreibt und ihr Profil so in die Mitte bringt, das kaum was übrig bleibt.

     

    Ein Blick auf die Wahlkampfposter von Angela Merkel verrät sehr viel darüber, warum Menschen glauben, sie bräuchten eine rechte, eine echte Alternative.

     

    Und die AfD wird m.M. in eine Existenzkrise schlingern, weil mit ein paar radikalen Hobbypolitikern es im Bundestag jedem deutlich wird, dass dieses Plenum weit über den Möglichkeiten der AfD liegt.

     

    Außerdem könnte es gut sein, dass es keine Fortsetzung der großen Koalition gibt, dann stände sie in der Opposition mit der SPD, die routiniert im Bundestag agieren kann und müsste punkten - aber mit wem und mit was?

     

    Also, ich bin relativ optimistisch, dass der AfD-Spuk bald auffliegen wird.

    • 6G
      60440 (Profil gelöscht)
      @Andreas_2020:

      Wenn man vom fehlenden Konservatismus der CDU hört, geht es immer um Atomenergie, Wehrpflicht (nur für Männer natürlich), Grenzen dicht und Ehe nur für Heteros.

      Lauter alte Zöpfe und außerdem Nebenkriegsschauplätze.

      Vielleicht sollten Konservative mal überlegen, wofür es sich wirklich lohnt zu stehen.

      Die Grünen wurden auch von Konservativen mitgegründet, zB. vom CDU-Bundestagsabgeordneten (von 1969-80) Herbert Gruhl. Dieser war der erste BUND-Vorsitzende, und schrieb 1975 das viel beachtete Buch: "Ein Planet wird geplündert".

      Später war er Autor, ua. für die taz.

      Ihn hat ein auf Atomenergie und Wehrpflicht reduzierter Konservatismus zu Recht nicht interessiert.

      Die AfD ist auch nicht konservativ, sondern reaktionär. Ökologie, Nachhaltigkeit, Generationenvertrag oder soziale Gerechtigkeit interessiert diese Partei gleich null. Sie ist eigentlich neoliberaler als die FDP und grenzt sozial Schwache noch mehr aus. Ihr Familienmodell stammt aus den 50er Jahren, wenn nicht von noch früher.

      Das Gute an der AfD ist allerdings deren vollständige Inkompetenz und der stete Drang zur parteiinternen Intrige. Man darf durchaus hoffen, dass sich die AfD selbst demontiert und ihre Wähler sich bei der übernächsten Bundestagswahl fragen, wem dieser Unfug, den diese Schwachmaten anrichten, eigentlich nützt.

  • Empirisch vermutlich unhaltbare Thesen.

  • Wo finde ich denn die vielen Kosmopoliten — sagen wir mal, in einem Institut im Forschungszentrum?

  • Teil II. von II.

     

    Zur Verteilungsfrage im Reichtumsland Deutschland:

    {...}

     

    Laut der früheren Bundesarbeitsministerin, Ursula von der Leyen, bedarf es über einen Zeitraum von 35 Vollzeitarbeitsjahren, einen durchschnittlichen monatlichen Bruttolohn von 2.500 Euro, um im Alter eine Armuts- bzw. Altersrente auf dem Niveau von etwa 730 Euro (heute) zu erhalten. Auch ein großer Teil der männlichen Erwerbstätigen erreicht nicht diesen Bruttoarbeitslohn.

     

    Damit ist die Massenarmut im Quandtschen Reichtumsland der realen Finanz-, Erbschafts- und Monopolbourgeoisie vorgegeben.

  • 4G
    4845 (Profil gelöscht)

    "Aber Rechtspopulisten in der Regierung sind eindeutig demokratieschädlich. Sie schrauben den liberalen, multikulturellen Teil unserer letzten Demokratisierungsdekaden zurück, diskriminieren Minderheiten und demontieren rechtsstaatliche Institutionen."

     

    Also wenn ich mir die Entwicklung der letzten zwanzig Jahre anschaue, dann wurden rechtsstaatliche Prinzipien und demorkratische Spielregeln auch von nicht rechtspopulistischen Regierungen ganz schön demontiert. Das einzige was man da sagen könnte, wäre, dass es bei den rechtspopulisten noch viel schlimmer wäre...

  • Nochmals zur Verteilungsfrage im Reichtumsland Deutschland.

     

    Nach Berichten verfügen 40 Prozent der Bundesdeutschen, rund 33 Millionen, über kein Vermögen. Etwa 10 Prozent der Bevölkerung verfügen über etwa 60 Prozent aller Nettovermögen, nach älteren Angaben über 70 Prozent aller Nettovermögen. Nur ein Prozent der Bevölkerung, etwa 830.000 Menschen, Soll bereits über mehr als 30 Prozent aller Kapital- und Privatvermögen verfügen. Ein Fünftel der Bevölkerung besitzt nicht nur nichts, sondern ist zudem mit Schulden belastet, mehr als 16 Millionen Menschen.

     

    Nach jüngsten offiziellen Angaben gibt es in Deutschland 2,8 Millionen Kinder, etwa 20 bis 25 Prozent aller Kinder, deren Leben und voraussichtliche Zukunft sich nach der Statistik unterhalb und nahe an der Armutsgrenze befindet. Etwa 2,4 Millionen w/m Rentner erhalten eine Armutsrente, unterhalb der Grundsicherung. Aber einen Anspruch auf Grundsicherung hätten etwa 4,4 Millionen Rentner, vor allem Frauen. Nach unterschiedlicher Bewertung, so befinden sich 13 bis 16 Millionen Menschen im Niedriglohnbereich. Damit erhalten sie auch in Zukunft keine eigenständige Altersrente auf dem Niveau der gesetzlichen Grundsicherung.

     

    In allen westdeutschen Bundesländern befindet sich die Durchschnittsrente für Frauen, mit Ausnahme vor allem der weiblichen Pensionsberechtigten, der Frauen im Staats- und Beamtendienst, deutlich unterhalb der Grundsicherung, analog der früheren Sozialhilfe.

     

    Das staatlich anerkannte Erwerbsleben für Frauen mit Rentenanspruch beträgt im Durchschnitt Westdeutschlands etwa 32 Jahre (GRV prüfen). Die große Mehrheit aller Frauen befindet sich auch von daher, freiwillig oder unfreiwillig, in einer Rentenehe.

     

    Laut der früheren Bundesarbeitsministerin, Ursula von der Leyen, bedarf es über einen Zeitraum von 35 Vollzeitarbeitsjahren, einen durchschnittlichen monatlichen Bruttolohn von 2.500 Euro, um im Alter eine Armuts- bzw. Altersrente auf dem Niveau von etwa 730 Euro zu erhalten.

     

    Teil I v. II

  • Gute Analyse.

     

    "Sie schrauben den liberalen, multikulturellen Teil unserer letzten Demokratisierungsdekaden zurück, diskriminieren Minderheiten und demontieren rechtsstaatliche Institutionen."

     

    Andersherum - die Geschwindigkeit war vielleicht viel zu schnell.

  • 8G
    85198 (Profil gelöscht)

    So eine eine Unterteilung "Kosmopoliten" und "Kommunitaristen" ist einfach nur unzureichend und offen gesagt dämlich.

     

    Es gibt weder kritische Intelligenz, noch kosmopilitische Arbeiter.

    Es gibt nur liberale Kapitalisten und weniger liberale Kapitalisten.

     

    Alle Weltbürger stehen auf Freihandel und sind Kapitalisten. Der Rest steht auf dumpfen Nationalismus und lehnt den Sozialstaat ab.

     

    Was ist das für eine vereinfachende Weltsicht? Mit solchem Populismus läßt sich gut Geld verdienen?!

     

    De Linkspartei könnte es besser machen. Wenn sich Liberale mal für linke Ideen öffenen würden und dort ihre Erfahrungen einbrächten.

    Doch lieber bilden sie ein Lager und tun so, als wäre Sarah Wagnknecht die Reinkarnation Joef Stalins mit etwas mehr Rassismus.

     

    Da hat man den Rawls'schen Kampf der Kulturen verinnerlicht und meint, immer noch, das Ende der Geschichte sei erreicht.

    • 8G
      85198 (Profil gelöscht)
      @85198 (Profil gelöscht):

      Das ist das gleiche Weltbild, das die AfD auch hat, nur andersherum gewertet.

       

      Aufklärung ohne Kritik endet in der eigenen Dialektik, wie dieses neoliberalistische Feind-Weltbild.

       

      Das soll großartig gebildeter sein als die Arbeiterklasse?

      Einbildung ist auch eine Bildung.

  • 6G
    60440 (Profil gelöscht)

    "Wir haben zu sehr eine liberale Hegemonie des Diskurses etabliert, die viele Menschen, insbesondere das untere Drittel der Gesellschaft nicht mehr repräsentiert."

     

    Man kann es nicht mehr hören.

     

    Die AfD und der Rechtspopulismus, um nicht zu sage der Faschismus, sind keine Angelegenheit des unteren Drittels der Gesellschaft. Die AfD ist eine Partei der Besserveerdienenden, der Etablierten. Die Faschisten kommen aus der Mitte der Gesellschaft. Ergo sind faschistische Einstellungen, Fremdenfeindlichkeit, inhumanes Verhalten und Hartherzigkeit, wenn überhaupt, eine Frage des prallen Geldbeutels.

     

    Erst gestern berichetet die taz über eine neue Bremer Studie, derzufolge AfD-WählerInnen keine Fortschrittsverlierer sind, sondern einfach radikal rechts denken.

    http://taz.de/Autoritaere-Traditionen/!5447138/

     

    Die Pegida-Wirrköpfe waren auch nie "besorgte Bürger" und wer die Schreihälse um den berufskriminellen Bachmann oder die "Demonstranten" gegen Merkel beobachtet hat, kann schwerlich der Meinung sein, mit so einem Mob könne man überhaupt ins Gespräch kommen.

    Diese Leute haben einfach den extraordinären Fehler, Faschisten zu sein. Irgendetwas ist in ihrem Leben schiefgelaufen und das kann keine "liberale" Diskurskultur mal eben heilen.

    Diese Leute wollen hassen, egal ob die EU, die Griechen, die Ausländer, die Schwulen etc.

    Insofern stellt sich die Poschardt-Frage nach Fehlern im Diskurs nicht.

     

    Man sollte Zeit und Energie daurauf verwenden, wo es Sinn macht: Unterstützung für die Millionen Helfer der sog. Flüchtlingskrise, Hilfe zur Integration für Flüchtlinge.

     

    Folgerichtig ist in Bremen, dem Bundesland mit der größten Armut im Lande das Faschismus-Problem am geringsten.

    Normalerweise ist Ausländerfeindlichkeit gerade da beonders groß, wo es kaum Ausländer gibt.

    Es stimmt somit auch nicht, dass "Abgehängte" den Sündenbock automatisch bei den angeblich um Arbeitsplätze und Wohnraum konkurrierenden Flüchtlingen suchen.

    Das tun Andere.

    • @60440 (Profil gelöscht):

      Nach meinem Erleben funktioniert dieses Kategorisieren in Schubläden nicht mehr.

      Es ist durchaus zu beobachten, dass sich Leute unterer Gesellschaftsschichten aus unterschiedlichen Gründen bedroht fühlen. Es ist die Angst vor dem Fremden per se (Xenophobie) und auch die berechtigte Angst vor Konkurrenz auf Arbeits-und Wohnungsmarkt. Ersteres liegt begründet in der normalen menschlichen (nicht immer rationalen) Grundausstattung mit Ängsten. Das wird besonders deutlich dass jeweils dort Xenophobie am meisten wütet, wo die wenigsten Ausländer leben. Und Zweiteres ist eine durchaus rational begründbare Angst. Nämlich die, die eigenen materiellen Existenzgrundlagen bedroht zu sehen. Hartz IV und sträflich vernachlässigter sozialer Wohnungsbau tun ihre Wirkung.

      Dass aber ein großer Teil der AfD-Anhänger tatsächlich eher nicht zu diesem Teil der Gesellschaft gehören, sondern vielmehr der etwas besser gestellten Mittelschicht ist auch nicht von der Hand zu weisen. Auch hier findet man Xenophobie in keineswegs geringerem Maße. Und: Hier findet man besonders stark die Angst vor einem gesellschaftlichen Abstieg. Besitzende, die Angst um ihren Besitz haben und vermeintliche Bedrohungen dieses Besitzes besonders aggressiv angehen.

      Hinzu kommen dann noch jene Verunsicherten, die in oder am Rande von sozialen Brennpunkten leben, wo es ständig auch noch zu interkulturellen Reibereien kommt. Dass in den vergangenen Jahren diese Reibereien aus Gründen politischer Korrektness ignoriert wurden rächt sich nun bitter.

      Was alle zu einen scheint sind Ängste die nun zu Hass kulminiert sind.

      Hier immer nur reflexartig mit dem Faschismus-Vorwurf zu reagieren hat das Problem nicht entschärft und das wird wohl auch so nicht gelingen. Mag der Faschismus-Vorwurf bei manchen (oder vielen) ja zutreffen, so hat er sich aber bereits abgenützt. Das stößt bei Ängstlichen auf taube Ohren und befördert oft auch noch Identifikation mit Faschisten.

      Wir sollten die Ängste der Leute ernster nehmen!

      • 6G
        60440 (Profil gelöscht)
        @LittleRedRooster:

        Was Faschismus immer braucht, sind Verharmloser desselben.

        Warum sich angesichts brennender Flüchtlingsheime, gewalttätiger rassistischer Übergriffe auf Fremde, angesichts des Wunsches nach Schießbefehl auf Flüchtlinge, der "Entsorgung" misslieber Hamburgerinnen nach Anatolien oder der Rehabilitierung von Naziunrecht in Gestalt der verbrecherischen Wehrmacht, der Faschismus-Vorwurf "abgenutzt" hat, ist völlig uerfindlich.

        Abgenutzt hat sich offensichtlich eher die Scham und das Erschrecken hierüber.

        Man stumpft ja so schnell ab, gell ?

         

        Und wenn Sie der Meinung sind, mit dem schreienden hasserfüllten Mob "sprechen" zu wollen, nur zu ! Ich denke, Zeit und Energie sollte man lohnender verwenden.

        Mir sind diese Leute und ihre angeblichen "Sorgen" völlig egal, to be honest. Nicht egal sind mir Menschen, die aus dem Bürgerkrieg kommen, die Angehörige verloren haben und zumeist schwer traumatisiert sind. Nicht egal sind mir die entwurzelten Kinder, denen alles geraubt wurde, was für sie Existenz ausmachte. Und wenn solche Kinder - glücklich gelandet in Deutschland - als erstes Heidenau oder Clausthal kennenernen. Oh my god !

         

        Das, Verzeihung, dumme Argument, Menschen würden "aus Sorge" leider, leider zum Faschisten mutieren müssen, wird durch ständige Wiederholung nicht richtig. Faschisten sind Menschen mit entsprechender Einstellung und die hängt eben nicht vom Geldbeutel ab. Die Nazis hatten im roten Wedding am schwersten. Dort war die Armut aber eben auch der Zusammnenhalt am größten.

        So wie heute in Bremen. Und lesen Sie doch die von der taz zitierte Studie.

        Und wer nicht erkennt, dass der Faschismus, wie übrigens immer, direkt aus der Mitte der Gesellschaft kommt, hat das Problem überhaupt nicht verstanden.

        Fazit: Man muss nicht zum Faschisten, vulgo Schwein, werden, weil man entwas entbehrt; auch nicht, wenn man gar nichts enbtbehrt.

        Und: Die AfD ist noch unsozialer als die FDP, sie kümmert das Los der Armen genauso wenig wie das Los der Flüchtlinge.

      • @LittleRedRooster:

        Ich teile voll Ihre Wahrnehmung.

  • Kommunitaristen und Kosmopoliten = Intelligente & Doofe ?

    Früher nannte man sowas eher Vaterlandslose Gesellen und Arbeiterklasse.

     

    Mag sein das der schwarz-rot-grün-gelb Wähler der in seinen Reihenhäuschen sitzt und überlegt ob er seine Gewinnbeteiligung (bzw. das 13 Monatsgehalt) in Windkraftanlagen anlegt oder lieber für einen Urlaub auf den Malediven ausgibt sich den dummen AfD & Linksparteiwählern die sich gerade mal einen Ballermann-Urlaub leisten können wenn ihr alte Diesel nicht verreckt für überlegen hält.

    Intelligent ist das aber nicht...

    • @Alreech:

      Ob Ballermann-Urlaub wohl intelligent ist?

  • Herr Merkel hat einen sehr schwammigen Begriff der "Kommunitaristen" geprägt. Ich weiß nicht, wer damit gemeint ist. Aber wenn CDU, SPD und Grüne eine Mitschuld am Erstarken der Rechten tragen, dann nicht, weil sie so kosmopolitisch sind, sondern weil alle 3 Parteien die soziale Komponente, also die Verteilungsgerechtigkeit außen vor lassen bzw. dazu beigetragen haben, dass die Besitzverhältnisse in Deutschland immer weiter auseinander klaffen. Die sich abgehängt fühlenden suchen ein Ventil.

    Vestärkt wird das Ganze durch eine Bildungspolituk, die den politisch mündigen Bürger gar nicht will. Bildung soll maximal der Wirtschaft dienen. D

    enkende Menschen scheinen nicht ereünscht.

    • @Billchen:

      Der Autor behauptet - und da geben ich ihm Recht - dass beides zusammenhängt.

  • ...ich sag mal: hinter der AfD stehen finanzstarke Akademiker und Unternehmer. Die wollen ihr investiertes Geld auch arbeiten sehen...

    • @Der Alleswisser:

      Zumindest stehen die auch hinter der AfD. Das erinnert tatsächlich alles stark an das Klientel des historischen Faschismus.

  • "Außerdem geht Deutschland in der Finanz- wie Flüchtlingspolitik einen moralischen Sonderweg und fühlt sich anderen Europäern moralisch überlegen. Mit solchen Aussagen bindet die Linkspartei Menschen, die sonst AfD wählen würden."

     

    Mit solchen Aussagen geht die Linkspartei den AfD-Weg. Die abfällig als "moralischer Sonderweg" benannte deutsche Flüchtlingspolitik unterscheidet sich nur deswegen von Orban & co. weil sich dabei Solidarität nicht allein auf das untere Drittel innerhalb der eigenen vier Grenzen bezieht. An Grenzen Solidarität aufhören lassen wollen, dass ist banal nur Nationalismus

    • @Rudolf Fissner:

      "An Grenzen Solidarität aufhören lassen wollen, dass ist banal nur Nationalismus."

       

      => Unser Herz ist weit. Aber unsere Möglichkeiten sind endlich.

    • @Rudolf Fissner:

      Stimmt. Deshalb ist echte linke Politik auch üblicherweise internationalistisch und nicht von Positionen geprägt, die "Solidarität an Grenzen aufhören lassen."

       

      Die Linke und die AfD überschneiden sich wenn überhaupt nur in der Kritik, dass man nicht gleichzeitig Solidarität mit den Armen der Welt predigen kann, während man den eigenen Armen und Prekarisierten ein Gürtel-enger-Schnallen, Hartz-Sanktionen und Dumpinglohnsektor verordnet. Die Lösungen dafür sind dann allerdings bei Linke und AfD ziemlich diametral entgegengesetzt.

       

      Wenn Sie und Herr Merkel sich als Beschreibung der Linken ausgerechnet nur Wagenknecht herauspicken und sich dann von ihr auch nur kontextverfälschend just das Zitätchen herauspicken, das zu einem angeblichen Nationalismus von links passt, liegt das Problem vielleicht mindestens genauso bzw. eher bei Ihnen als bei den Positionen jener Person.

      • @kami:

        habe zufällig noch im Ohr, wie Frau Wagenknecht in der TV-Runde der kleinen Parteien sagte, langfristig sei natürlich das Ziel, alle Grenzen abzuschaffen, aber kurzfristig sei dies nun mal aufgrund des Wohlstandsgefälles nicht möglich.

         

        Ist das falsch?

    • @Rudolf Fissner:

      Und wer hat Nationalismus nicht gern, wenn er mit einem starken Nationalstaat mit Marktregulierungen und Protektionismus einher geht?

    • @Rudolf Fissner:

      "Moralischer Sonderweg" ist leider auch eine stark verzerrte germanozentrische Sicht. Sowohl in der Finanzpolitik, als auch in der Flüchtlingspolitik steht die Regierung nicht alleine da.

  • "Die Umweltfrage gehört ebenfalls zu den postmateriellen Themen"

     

    Wie krass ist dass den?

     

    Ob, wie gerade zu beobachten, nahezu täglich irgendwelche Hurikans ganze Inseln hinwegfegen, Gifte sich im Essen finden, Äcker weltweit durch Erosion dahin geraft werden, der Klimawandel die Landwirtschaft weltweit durcheinander bringen wird, man an einer Straße mit Dauerbelärmung wohnt, usw. ... das soll ein postmaterialistisches Thema sein? Hä?

     

    Wer so etwas behauptet, scheint mit materiellen Dingen nicht viel Berührung im Leben gehabt zu haben und unter "Umweltthema" etwas romantisches, erbauliches or whatever zu verstehen.

    Also bitte mal aus dem linken Traumhäuschen und vor die Tür gehen und sich anschauen, was "Umwelt" konkret bedeutet

  • Zitat:

    "Die kosmopolitische Linke ist heute hochsensibel . . .gegenüber Minderheiten und der Dritten Welt, will aber von der Verteilungsfrage im eigenen Land nichts mehr wissen."

     

    Dann ist das keine Linke, sondern erzreaktionärer Freihandels- und Kapitalistenhaufen. Kein Wunder das Soros und seine NGOs da mitmischen, und Typen wie Heiner Geißler bei Attac mitspielen konnten.

  • Da beschreibt der Autor nun eine angeblich un(ter)repräsentierte Rechte, die endlich mal wieder Daswirdmanjawohlnochsagendürfen sagen will, und vergisst vollkommen die wirklich unrepräsentierte Position in diesem Land.

     

    Herr Merkel, Ihr billiger Binarismus zwischen "Kosmopoliten" und chauvinistischen National-"Kommunitaristen" ist doch völlig daneben, wenn er Internationalisten bzw. post-nationale Kosmopoliten nur als "Globalisierungsgewinner" kennt. Völlig unangesprochen und unrepräsentiert bleiben bei Ihnen leider all jene linken, gebildeten, anti-Nationalisten, die selber zu den Verlierern der aktuellen Globalisierung zählen: nämlich die große Masse an kosmopolitisch denkenden Menschen, die z.B. trotz bester Bildung im Dauerprekariat von Teilzeit-Fristanstellungen dahindümpeln, an Unis wie Ihren als Mittelbau-Prekariat verheizt werden ohne jegliche Aussicht auf Festanstellungen, dafür mit bester Aussicht auf Altersarmutsrenten, die zwei bis drei Paralleljobs zum Überleben brauchen, die permanent nicht wissen, wo in ein paar Monaten nach dem nächsten Vertragsende die Miete herkommen soll.. und die trotzdem ihr Heil nicht in Nationalchauvinismus suchen.

     

    Wer halbwegs was in der Birne hat, weiß doch ganz genau, dass gegen eine neoliberale Globaliserung der Marktinteressen kein Rückzug ins Neonationale hilft, sondern eine andere, gerechtere Globalisierung: Eine Globalisierung, die weltweiten Armutsflüchtlingsströmen nicht mit "Grenzen auf"-Jubel oder "Grenzen dicht"-Geschrei begegnet, sondern in der solidarischen Bekämpfung von Fluchtursachen, globaler Armut und Ungleichheit.

    Bei Ihnen dagegen süffeln hippe Kosmopoliten Starbucks-Sojalatte in London und Tokyo, während die Abgehängten Sauerbier in Posemuckel saufen... und eine gerechte transnationale Besteuerung der Starbucks-Shareholder kommt in Ihrer Analyse noch nicht mal vor.

     

    So wird das nichts mit echten Alternativen. Sie sind Teil des Problems, nicht der Lösung.

    • @kami:

      ich weiß nicht, was Sie meinen. Die meisten Hochschulabsolventen haben doch gute Berufschancen und wenn man "Gender" oder ähnliches studiert, was interessant ist, aber keinen praktischen Nutzen hat, war von Anfang an klar, dass es da mit Arbeit nicht so leicht wird.

      • @Dr. McSchreck:

        Meine Güte, dieses "Gender"-Feindbild ist langsam echt pathologisch. Sie haben sehr offensichtlich keine Ahnung, wie es derzeit bezügl. Arbeitsbedingungen, Teilzeitverträgen, Fristverträgen, sachgrundlosen Befristungen etc. pp. an deutschen Hochschulen zugeht, und zwar nicht nur in den Geisteswissenschaften. Wobei letztere entgegen Ihrer Annahmen nicht für Gelabere ohne "praktischen Nutzen" zuständig sind, sondern z.B. für Felder wie Fremdsprachen, die Ausbildung von Englischlehrern uvm.

        Bei Ihren rechtsliberalen Ansichten geht es bei "praktischem Nutzen" immer nur um Profitmaximierung, und selbst das denken Sie viel zu eng und wenig nachhaltig.

  • Wolfgang Merkel, der selbst für die Schröder-SPD, Neoliberalismus und New Labour steht, konstruiert jetzt einen Kosmopolitismus wie die AfD und die Neue Rechte (fehlt noch, dass er von der US-Ostküste spricht). Politikwissenschaftler die in opportunistischer Manier jeden vermeintlichen gesellschaftlich-politischen Trend mitmachen, ja sogar zu ihren Apologeten werden, sollten wir nicht wirklich ernst nehmen.

    • @Sebastian Landshammer:

      "Wolfgang Merkel, der selbst für die Schröder-SPD, Neoliberalismus und New Labour steht, konstruiert jetzt einen Kosmopolitismus wie die AfD und die Neue Rechte"

       

      x 10.000

      Wer wissen will, wie es dazu kam, dass es im politischen Diskurs und Bewusstsein nur noch die Pseudoalternative zwischen dem angeblich "alternativlosen" Agendakurs von Schwarzrot vs. der faken "Alternative" für Deutschland gibt, braucht keine Analysen VON Herrn Merkel sondern eher eine kritische Analyse ÜBER Leute wie ihn.

      Der Artikel ist der beste Beleg dafür, dass er absolut nichts dazugelernt hat.

  • 8G
    88181 (Profil gelöscht)

    Kosmopoliten also. Na wenn das mal den Rechten nicht in die Karten spielt.

     

    Hassten doch Stalin ebenso wie die Nationalsozialisten die "wurzelosen Kosmopoliten", vulgo Juden.

  • 9G
    970 (Profil gelöscht)

    "Wir haben zu sehr eine liberale Hegemonie des Diskurses etabliert, die viele Menschen, insbesondere das untere Drittel der Gesellschaft nicht mehr repräsentiert."

     

    Da sage ich: "wir", also CDU/CSU, FDP, SPD und Grüne, haben das "untere Drittel der Gesellschaft" doch erst gemacht. Hartz IV, Agenda 2010, nicht ernstzunehmender Mindestlohn etc. pp.

    • @970 (Profil gelöscht):

      Sie reagieren mit einer vorgefertigten Aussage; für mich schon fast töricht.

       

      Denn: Es gibt immer ein unteres Drittel in einer Gesellschaft.

       

      So kommen Sie der gestellten Frage nicht näher warum heute 10 % AfD und damals keine 10 % Rechten.

      • 8G
        849 (Profil gelöscht)
        @Tom Farmer:

        Das untere Drittel von vor drei Jahrzehnten hat aber keine rechte Partei wie die AfD in den Bundestag gewählt, deren Mitglieder, wie man stets hört, recht gut betucht sein sollen (wobei ich mich frage, woher diese Betuchtheit bei gleichzeitiger intellektueller Unbedarftheit der meisten ihrer Exponenten herrührt) und allein deshalb schon nicht die Sache derer vertreten kann, die sich abgehängt fühlen oder es tatsächlich sind.

         

        Der gesellschaftliche sich als Mainstream verstehende und fortschrittlich bis links gebende Diskurs ist m.E. insofern in Richtung autoritär gerückt, als er fast jegliche Heterogenität abblockt und in seiner Selbstfixierung ohne Belang für die "Abgehängten" ist, sozusagen ein Spezialdiskurs einer gewissen Klientel. Das schließt die "Abgehängten" neben den nicht vorhandenen finanziellen Optionen ein zweites Mal aus, zumal auch keine der Blockparteien CDUSPDFDPGRÜNE als deren Fürsprecher auftritt.

         

        Die Schere zwischen Arm und Reich und zwischen den Löhnen ist bekanntlich weiter offen als früher, der Druck auf Arm größer geworden, das öffentliche Feiern und Fördern von Reichtum ebenso. Im Verein mit einem Diskurs, der von einer abgehobenen Schicht dominiert wird, wäre es für mein Dafürhalten ja geradezu erfreulich, wenn die AfD morgen unter 10% bliebe. Jedenfalls ist etwas faul an unserem Staat, dessen Blockparteien einen Riss durch die Gesellschaft herbeigeführt haben. Selbst der Sozialstaat kümmert sich heute gefühlt mehr um die Gutbetuchten (Elterngeld) als um die "Abgehängten". Die müssen erst mal ganz tief abhängen, bis sie von einem kläglichen Netz namens Hartz4 aufgefangen werden. Nicht nur davor dürften sie sich ängstigen.

        • @849 (Profil gelöscht):

          Ich kann mit so Rethorikfragen (gut betucht und woher) und Verschwörungsvokabeln wie "Blockparteien" nix anfangen.

           

          Dass der einzelne AfD-ler finanziell etwas besser als der Durchschnitt der Bevölkerung dasteht ist letztlich logisch: Männer über 50 sind da mehrheitlich drin, die stehen republikweit statistisch besser da als Frauen oder Jüngere.

           

          Dass es Blockparteien gibt ist Verschwörungsquatsch. Jeder kann eine Partei grüden und wenn er (gleichgesonnene) Mehrheiten findet ist das Thema erledigt.

          Ich würde Ihnen daher vielmehr den Gedanken nahe legen Ihre Sicht zu überprüfen, warum Sie und einige andere mit ihrer Meinung weitgehend allein dastehen.

           

          Motto: Wieso ein einzelner Geisterfahrer? Hier fahren doch hunderte.

          In welchem Auto man/frau sitzen will entscheidet stets der Fahrer.

          • 8G
            849 (Profil gelöscht)
            @Tom Farmer:

            Das Argument, dass man angeblich allein dastünde, ist zudem so ziemlich das blödeste auf Gottes schönem Erdboden.

          • 8G
            849 (Profil gelöscht)
            @Tom Farmer:

            Blockparteien sind jene Parteien, die mit den Bonzen/der Wirtschaft buhlen, um schon mal den trockenen Platz für ihre "paar Schäfchen" (man könnte auch Kröten sagen) zu reservieren, während sie die ihr anempfohlene - weil sie gewählt habende - Herde mit Almosen beschwichtigt, also kurz: alle Parteien mit neoliberaler Ideologie. Der Seitenhieb auf die AfD war indes nicht rhetorisch, sondern polemisch. Nochmal zur AfD: wenn ich mir deren Kandidaten anschaue, frage ich mich bei nicht wenigen, womit die bisher überhaupt Geld "gemacht" haben. "Verdient" haben sie es jedenfalls nicht.

            • @849 (Profil gelöscht):

              Argumentativ gleiche Münze bei Ihnen , aber andere SEite.

              Firma gründen, Leute einstellen, Bonze werden, Politik verändern durch den eigenen Einfluss.

               

              Für Sie gilt also: Partei oder Wirtschaft,da voll rein... dort dann Ihren Hebel ansetzen.

      • @Tom Farmer:

        Die Nazis gab es schon immer, aber seit der WM 2006 (komisch, aber so ist zumindest mein Eindruck) gibt es eine vermehrte "wir können wieder Stolz sein" Mentalität.... die AfD ist die vorläufige Krone dieser Entwicklung, denke ich. Sie hat das widerlich nationalistische Denken der Menschen hier hoffähig gemacht.

      • 9G
        970 (Profil gelöscht)
        @Tom Farmer:

        Jaja, nur haben die "unten" jetzt eben noch weniger. Damit kommt man der Sache sehr schnell näher, oder?

        • @970 (Profil gelöscht):

          Ist das so? Ist das untere Drittel heute weiter entfernt vom mittleren Drittel als damals?

          Wir haben heute immerhin Mindestlohn, damals nicht. Dagegen stehen die Werksverträge und die Befristeten, wobei das allein über die finanzielle Ausstattung der Hauhalte nix aussagt.

          • 9G
            970 (Profil gelöscht)
            @Tom Farmer:

            Welcher Mindestlohn? Wir haben einen Armutslohn, der sich so schimpft.

             

            Rechnen Sie das doch mal nach: Für eine Vollzeitstelle (40h/Woche) sind das bei 8,84€/Stunde knapp 1600€ brutto.

            Nach Steuern bleiben davon ca. 1150€ über.

            Nach Miete für eine Wohnung auf dem Dorf oder am Stadtrand, definitiv in einer der weniger "guten" Gegenden, bleiben einem damit ca. 600€ für das, was man dann "Leben" nennt.

             

            Das ist kein Mindestlohn, das ist eine Unverschämtheit.

          • @Tom Farmer:

            Richtig: "Wir haben heute immerhin Mindestlohn" - aber wieviel ist das schon? Kann man davon sorgenfrei leben? Behebt der aktuelle Mindeslohn tatsächlich die existentiellen Probleme der Betroffenen - oder dient er nur als sozialpolitisches Feigenblatt?

            Und was wir auch noch haben ist Hartz IV, vernachlässigten sozialen Wohnungsbau und Altersarmut. Von der Verarmung Alleinerziehender ganz zu schweigen.

  • Also doch wieder die Einteilung unserer Gesellschaft in "die Doofen" und "die Intelligenten", diesmal Kommunitaristen und Kosmopoliten genannt.

    Leute, findet euch alle damit ab, dass in einer Demokratie die Stimme der Doofen genauso zählt wie jede andere. Und die Intelligenten ( Künstler, Lehrer, Politiker etc.) sollten aufpassen, dass sie nicht noch mehr Doofe produzieren, denn dann könnte die AfD noch mehr Stimmen bekommen.

    Vielleicht sollte man die Wahlberechtigung vom IQ und von der Gesinnung eines jeden einzelnen abhängig machen....

    • @Hans-Georg Breuer:

      Da könnte man ja zynisch-absurd fast behaupten, dass der Wahlerfolg der AfD den Thesen ihres Exponenten Konrad Adam zum Wahlrecht recht gibt...

    • @Hans-Georg Breuer:

      Nein, ist auch nicht ernst gemeint. Ruhig bleiben, alles wird gut.

    • @Hans-Georg Breuer:

      "Vielleicht sollte man die Wahlberechtigung vom IQ und von der Gesinnung eines jeden einzelnen abhängig machen...."

      Jetzt nicht ernst gemeint, oder!?! Gesinnungszeugnis per Regelanfrage beim Verfassungsschutz, Radikalenerlaß für Stimmvieh?

      • 8G
        849 (Profil gelöscht)
        @Da Hias:

        Angesichts der verdummenden Wahlwerbung und Wahlversprechen frage ich mich, ob der Wahlkampf in unserem Land überhaupt demokratisch zu nennen ist. In meinen Augen ist das eher eine billige Propagandaschlacht um die Stimmen der "Doofen".

    • @Hans-Georg Breuer:

      Ich würde nicht so sehr von den "Doofen" und den "Intelligenten" reden, sondern von den eher Gefühlsgesteuerten und den eher Rationalen. Sich von Angst und Hass zu unklugen Taten aufhetzen lassen ist bei den einen viel wahrscheinlicher als bei den anderen und beide Seiten verstehen die andere absolut nicht.

       

      Man merkt das bei der aktuellen Flüchtling-Vergewaltiger-Umvolkungs-Hysterie immer wieder sehr deutlich: Wer da mit Zahlen und Verhältnissen (= Ratio) kommt, der hat bei den anderen sofort verspielt, denn die empfinden ja etwas, was ihnen als unabweisbar wahr erscheint, also sind alle Zahlen und Fakten nur Lüge.

       

      Das ist aber brandgefährlich, denn nichts ist so leicht ausnutzbar wie Emotionen.

      • @Mustardman:

        Es ist tatsächlich politisch ziemlich unklug die jeweils Anderen, oder die Gegner, für 'dumm' zu halten.

        Ich denke auch, wir sollten uns mehr der eigentlichen Triebkraft des Gegners widmen, ihren Emotionen. Ihr Hass gründet auf ihren Ängsten und das macht sie ganz besonders brandgefährlich.

      • 8G
        83492 (Profil gelöscht)
        @Mustardman:

        " Wer da mit Zahlen und Verhältnissen (= Ratio) kommt, der hat bei den anderen sofort verspielt,"

         

        Nein, hat er nicht. Es gibt sehr gute rationale Argumente gegen die aktuelle Zuwanderung. Der durchschnittliche Zuwandernder ist schlechter ausgebildet als sein deutsches Pendent (hier kann ich auch das Gender*I sparen, weil zum Großteil männlich). Das Risiko, dass die Zuwanderer über die Aufenthaltsdauer Nettoempfänger von Transferleistungen aus dem Sozialsystem sein werden, ist hoch.

        Kurzfristig sind in jedem Fall hohe Kosten für die Integration zu erwarten. Eine Amortisation in die Bildung der Zuwanderer ist wenn überhaupt erst langfristig zu erwarten. Viele der meist älteren AfD-Wähler sind dann schon tot.

         

        Warum also ein Risiko eingehen, wenn man mit dem aktuellen Zustand zufrieden ist?

         

        Die Gründe, die für die Zuwanderung sprechen, sind im Wesentlichen ethischer und humanitärer Natur.

        • @83492 (Profil gelöscht):

          Ja, wenn man den humanitären Notfall dieser Flüchtlingsströme rein wirtschaftlich betrachtet, ist das schlicht inhuman.

           

          Und wäre Deutschland jetzt besser dran, wenn diese Menschen mit Waffengewalt in Österreich und Ungarn zurückgehalten worden wären? Was wäre dann passiert? Notfälle zeichnen sich dadurch aus, dass man keine große Wahl hat.

      • @Mustardman:

        Kosmopoliten vs Kommunitaristen ist eine interessante neue Unterscheidungskategorie. Sie bezeichnet jedoch keine grundlegenden politischen Interessengegensätze, höchstens identitäre Selbstpositionierung und Millieuzuordnung der Lohnabhängigen.

         

        Die eigentliche Politik der nächsten Jahre wird in einem Pendelkurs zwischen diesen Identitätspolen liegen, die von den Kapitalinhabern als kulturalistische Mobilisierungsressourcen zur Durchsetzung ihrer Interessen genutzt werden. Gilt es, überschießende Regulierungen oder wohlfahrtsstaatliche Relikte zu schleifen, lassen sich entweder kommunitaristische Ressentiments gegen den versifften Wohlfahrtsstaat mobilisieren, wie in den USA, oder an die universalistische Liberalität des freien Marktes und der offenen Gesellschaft mahnen, wie in D oder Frankreich. Weder wird Trump den Protektionismus einführen, noch wird Macron das BGE für alle schaffen. Der Lagerkampf ist keiner und die Bank gewinnt immer.

    • @Hans-Georg Breuer:

      Die Einteilung von Merkel kritisieren sie zurecht als zu skizzenhaft und ist deshalb grundsätzlich problematisch. Gerade für einen Politikwissenschaftler.

      Eine Einteilung in "doof" und "intelligent" ist es trotzdem nicht. Kommunitaristen sind grundsätzlich genauso wenig dumm wie wie Kosmopoliten intelligent sind. Für Merkel sind Kommunitaristen zumindest teilweise xenophob und nationalistisch. Dies ist mehr als eine unzulässige Vereinfachung, wie auch Merkel weiß (er nennt Walzer). Noch skizzenhafter zeichnet Merkel den Kosmopolitismus. Hier nur radikale Apologeten eines freien globalen Marktes zu sehen, gleicht schon sehr stark dem Argumentationsmuster der radikalen Rechten. Auf den Kosmopolitismus trifft es jedoch auch allenfalls teilweise zu. In bestimmten kosmopolitischen Milieus sind kommunitaristische und neoliberalismuskritische Ideen weit verbreitet.

  • Interessante Herangehensweise, hatte ich so noch nicht gelesen.

    Speziell die Grünen als die Extremkosmolpoliten einzusortieren. Ja, da gehe ich mit, speziell hier im Südwesten wo es zum guten Ton des Angestellten (Besserverdienenden) gehört seine Kinder wegen verbessertere Berufsperspektiven mal ein Jahr Auslandsaufenthalt zu gönnen, SUV zu fahren und Grün zu wählen.

     

    Dennoch würde ich mal eine Parallele ziehen: Ist denn das Gefühl der AfD Wähler so viel anders gegenüber Einwanderern wie das von (grünen oder roten) Großstädtern in Berlin, wenn die Angst bekommen wegziehen müssen weil (schwäbische) Gutverdiener denen die MIeten in der Stadt zu weit nach oben treiben könnten?

    • @Tom Farmer:

      Nur weil die 50% ollen Linksparteimitglieder früher immer nur Trabbi fahren durften hinter dem antifaschistischem Schutzwall muss man doch nicht gleich einen schnöden Golf IV gleich als SUV bezeichnen.

       

      Und ja, das Gefühl ist anders. Die Afd ist im Osten groß geworden. Es ist sowohl anders als der eines schwäbischen Großverdieners wie auch eines norddeutschen Kleinverdieners. Die Kinder beider hatten schon lange die Möglichkeit eines Auslandaufenthaltes.

    • @Tom Farmer:

      Weil H. Merkel interessant, aber doch doch sehr grobschlächtig argumentiert.

       

      Eine Trennung in die "Soziale Frage" (Stichwort: Neoliberalismus) und die Frage der nationalen Identität wäre bereits deutlich präziser gewesen.

       

      Das wäre aber vielleicht nicht nur zu komplex für ein Interview gewesen, sondern hätte auch nicht zu dem Titel des Projektes gepasst, das er gerade leitet.

  • Meine Meinung zum Erfolg der AfD: die Medien, insbesondere das Fernsehen, haben deren Aufstieg zur Wahl stark beördert. Machen wir uns nichts vor: die meisten Menschen holen sich ihre Informationen aus dem Fernsehen (wenn überhaupt). Und die Themen, die im Fernsehen am häufigsten gezeigt (vielmehr schon bis zum Erbrechen durchgehechelt) werden, sind es, die den Menschen am meisten im Bewusstsein herumlungern.

     

    Und wenn man sich die unzähligen und teil unsäglichen Wahlchecks, -interviews,- duelle etc. ansieht, dann haben es sich so ziemlich alle Journalisten nicht nehmen lassen, auf den Themen Flüchtlingspolitik und angeblich gestiegene Ausländerkriminalität herumzureiten. Kaum eine Sendung, ohne dass dieses Thema nicht zumindest ein Viertel der Sendezeit bekam.

     

    Und das ist es nun, was den Menschen im Kopf herumhängt: ihr irrationaler, von den Parolen der AfD angefeuerter, Ausländer- bzw. Fremdenhass. Hätte man dieses Thema eine Nummer kleiner gehalten und mehr Gewicht auf die sozialen und außenpolitischen Themen gelegt, dann hätten die Menschen aus diesen Sendungen den Eindruck der AfD mitgenommen, wie ihn auch gestern wieder Herr Gauleiter - sorry, Gauland - vermittelt hat: keine Ahnung und kein Plan von gar nix. Dann würde das aktuelle Politbarometer (http://www.forschungsgruppe.de/Umfragen/Politbarometer/Archiv/Politbarometer-Extra/PB-Extra_Bund_September_2017/) die AfD nicht als drittstärkste politische Kraft in unserem schönen Rechts(außen)staat ausweisen.

     

    Ich will damit nicht sagen, dass die Presse das gezielt getan hat, schon gar nicht, um die AfD voranzubringen; das wollte sicher niemand dort. Aber das Thema verkauft sich in unserer durchkommerzialisierten Presselandschaft ja so geil. Also drauf.

     

    Wie der Artikel zeigt, fragen sich manche jetzt besorgt, was sie falsch gemacht haben. Das Fernsehen und die Presse fragen sich das nicht. Schade. Gibt es dazu eigentlich soziologische/psychologsche/politologische Studien? Den läse ich gerne.

    • @Jalella:

      Das Fernsehen hat hier schon lange an Einfluss verloren. Wer das nicht merkt, der hat den Anschluss schon lange verloren.

       

      Viele leben schon lange in ihren eigenen Filterblasen in den "sozialen Netzwerken" und so langsam sind das auch keine selbstgemachten Filterblasen mehr, sondern welche, die von interessierter Seite akribisch hergestellt und Leuten über den Kopf gestülpt werden.

       

      Ich will hier keinen Verschwörungstheorien anhängen, aber mehr und mehr werden Rinnsale aus diffusen rechten Empfindungen gezielt in einen reißenden Strom kanalisiert.

       

      Was die AfD unter der Oberfläche charakterisiert, ist dieser Ausspruch eines AfD-Landtagsabgeordneten: "Wir müssen ganz friedlich und überlegt vorgehen, uns gegebenenfalls anpassen und dem Gegner Honig ums Maul schmieren, aber wenn wir endlich soweit sind, dann stellen wir sie alle an die Wand“.

       

      Da gibt es Träume von einer Machtübernahme, die mit Wahlergebnissen nur noch oberflächlich zu tun haben. Die AfD wird, wenn sie erstmal im Bundestag sitzt, diesen nachhaltig zerstören wollen. Und vielleicht auch können. Sie versteht sich als legaler Teil einer "Bewegung", die mit Demokratie und Rechtsstaatlichkeit nichts zu tun haben will.

  • sehr gute Analyse....toller Artikel.

    • @Dr. McSchreck:

      Ich schließe mich gerne an: Super Beitrag!

  • Was auch immer die Parteien falsch gemacht haben - Wer die NSDAP Nachfolge Parteien wählt, entscheidet sich wissentlich(oder nicht) für den Bürger(Krieg).

     

    So viel ist gewiss.