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Politikerin über Befreiung der Krim„Die Minen in den Köpfen räumen“

Seit der Besetzung Russlands 2014 leben die Krimtataren unter ständiger Repression, sagt Tamila Taschewa. Sie vertritt die Ukraine auf der Krim.

Die Kertsch-Brücke während eines Militärangriffs im August 2023 Foto: Alyona Popova/imago
Anastasia Magasowa
Interview von Anastasia Magasowa

taz: Frau Taschewa, vor zehn Jahren hat Russland auf der ukrainischen Halbinsel Krim ein illegales Referendum abgehalten und sie so annektiert. Wie ist die Situation dort heute?

Tamila Taschewa: Die Russische Föderation hat die Krim zu einem großen Militärstützpunkt ausgebaut, mit 35.000 permanent stationierten Soldaten. Auch die Kolonisation der Region ist in vollem Gange. Wir schätzen, dass mindestens 800.000 Menschen aus Russland dort zusätzlich angekommen sind. Die Bevölkerung wird ersetzt, was nach humanitärem Völkerrecht ein Kriegsverbrechen ist. Es gilt das Recht der Russischen Föderation, gleichzeitig ist es eine Zone der Gesetzlosigkeit, da die lokale Bevölkerung keine Freiheiten mehr hat.

Auch haben sich die wirtschaftlichen Versprechungen Putins nicht erfüllt. Die Krim ist eine graue Sanktionszone mit sehr hohen Lebensmittel- und Treibstoffpreisen, ohne Wirtschaft und Entwicklungsmöglichkeiten, aber mit ständiger politischer Verfolgung der Menschen.

Bis heute sind 214 zivile politische Gefangene auf der Krim bekannt, 135 davon sind Krimtataren. Wie erklären Sie sich das?

Ulf Mauder/dpa
Im Interview: Tamila Taschewa

Die 38-jährige ist seit April 2022 als Ständige Vertreterin des ukrainischen Präsidenten in der Autonomen Republik Krim.

Ich bin selbst Krimtatarin und kenne die Geschichte meines Volkes sehr gut. Wegen der Deportation von 1944, als Stalin alle Krimtataren nach Mittelasien verschleppte, konnte ich nicht auf der Krim geboren werden. Als ich fünfeinhalb Jahre alt war, kehrten meine Familie und ich auf die Krim zurück. Die Krimtataren wissen sehr genau, wer ihr Feind ist. Ihr Feind ist die gesamte russische imperiale Maschinerie, sei es das Russische Reich, die Sowjetunion oder die Russische Föderation. Die Deportation von 1944 war ein Versuch, die Krimtataren durch Völkermord vollständig auszulöschen. Aus diesem Grund haben sie die Russische Föderation 2014 bei dem Referendum nicht akzeptiert. Sie wussten, dass dies ihre allmähliche Vernichtung bedeuten würde.

Und genau das geschieht jetzt: Mobilisierung, Verfolgung, Hausdurchsuchungen, Verhaftungen, Verschwindenlassen. Die Krimtataren haben verstanden, dass sie nur überleben können, wenn sie nicht mehr unter russischer Herrschaft stehen. Deshalb entscheiden sie sich für die Demokratie und die Ukraine.

Zwischen Russland und der Ukraine finden ständig Gefangenenaustausche statt, die aber meist nur Militärangehörige betreffen. Warum ist es nicht möglich, inhaftierte Zivilisten von der Krim zu befreien?

Das liegt unter anderem daran, dass nach internationalem Recht Militärangehörige nicht gegen Zivilisten ausgetauscht werden dürfen. In der Regel wird Militär gegen Militär ausgetauscht. In der Ukraine gibt es keine zivilen russischen Gefangenen, also gibt es auch keinen zivilen Austausch. Aber mit den Krimtataren oder den Krimbewohnern im Allgemeinen ist es noch komplizierter. Russland identifiziert unsere Zivilisten als russische Staatsbürger.

Im Jahr 2021 verabschiedete die Ukraine die Strategie für die Deokkupation der Krim. Was ist das?

Warum ist die Krim so wichtig?

Egal wann die Krim befreit wird, wir müssen darauf vorbereitet sein. Deshalb haben wir begonnen, uns mit wichtigen Fragen nach der Deokkupation zu beschäftigen: Werden die Menschen zuerst etwas zu essen haben? Welche Papiere werden sie haben? Wie erhalten sie Sozialleistungen? Welche Dokumente werden die Kinder vorlegen, wenn sie zur Schule gehen? Welche Schulbücher werden sie benutzen? Wie können wir wieder unabhängige Medien auf die Krim bringen? Wie schnell können Wahlen stattfinden? Wir sind uns bewusst, dass das sehr komplexe Fragen sind. Die Menschen haben Angst vor dem Unbekannten. Es ist deshalb wichtig, dass sie klare Antworten bekommen.

Am Beispiel der bereits befreiten Gebiete in Kyjiw, Charkiw und Cherson weiß die Ukraine, mit welchen Problemen sie konfrontiert werden könnte. Auf der Krim ist die Situation noch komplizierter, da die Halbinsel schon viel länger unter Besatzung steht. Wie wollen Sie damit umgehen?

Erstens brauchen wir Behörden vor Ort. Unter Kriegsrecht sind das Militärverwaltungen. Das heißt, wir kommen mit Militärverwaltungen auf die Halbinsel, weil wir verschiedene Stellen koordinieren müssen: Militär, Ordnungskräfte, Medizin, Bildung und so weiter. Zweitens gibt es die Frage des Personals – wie und wer dort arbeiten wird. Wir haben 2023 eine Personalreserve geschaffen, für die sich bereits Leute bewerben. Bis jetzt sind es nur 2.500. Für die Krim brauchen wir etwa 50.000 Menschen. Im Vergleich zu Cherson, das neun Monate besetzt war, ist die Krim seit zehn Jahren besetzt. Das bedeutet, dass das lokale Personal weder die ukrainische Gesetzgebung noch die ukrainische Sprache kennt.

Es ist wichtig zu verstehen, dass diejenigen, die in leitenden Positio­nen gearbeitet haben, wegen Kollaboration und Unterstützung des Besatzungsregimes strafrechtlich verfolgt werden. Einige von ihnen haben Kriegsverbrechen begangen und gegen das Völkerrecht verstoßen. Sie werden sich vor Gericht verantworten müssen. Das betrifft 2.000 bis 3.000 Menschen. Wir werden uns überlegen, was wir mit dem Rest der unteren Führungsebene machen. Zum Beispiel werden wir sie nach einer Überprüfung in ihren Positionen belassen, oder das Spektrum der Ämter, die sie bekleiden können, einschränken.

Im Zusammenhang mit der Deokkupation wird oft von „kognitiven Reintegration“ gesprochen. Was ist das?

Kommunikation ist sehr wichtig. Den Menschen auf der Krim muss erklärt werden, dass die Rückkehr der Ukraine für sie keinen völligen Zusammenbruch bedeutet. Die „kognitive Reintegration“ ist einer der schwierigsten Aspekte der Deokkupation der Krim. Man könnte sie auch als kognitive Minenräumung bezeichnen. Denn Russland legt mit seiner Bildungs-, Kultur- und Informationspropaganda Minen in die Köpfe der Menschen. Diese Minen müssen wir räumen. Wir verstehen, dass nach der Befreiung der Krim eine Übergangszeit notwendig sein wird, damit das ukrainische Recht dort voll zur Geltung kommen kann.

Wir verstehen auch, dass die ukrainische Sprache nicht sofort in allen Gebieten der befreiten Halbinsel funktionieren wird. Deshalb arbeiten wir derzeit mit den zuständigen Ministerien an der Entwicklung von Mechanismen für eine Übergangszeit, zum Beispiel spezielle zweisprachige Schulbücher für Kinder. Der Reintegrationsprozess soll für die Menschen so sanft wie möglich sein, gleichzeitig muss der Staat Stärke zeigen und alle Rechte und Interessen der Bürger berücksichtigen.

In Deutschland wird derzeit über die Lieferung von Taurus-Raketen an die Ukraine diskutiert, mit denen diese offenbar versuchen will, die Kertsch-Brücke zu zerstören, die die Krim mit Russland verbindet. Wie könnten die Menschen auf der Halbinsel darauf reagieren?

Die Kertsch-Brücke sollte nicht als ziviles Bauwerk betrachtet werden. Alle Einrichtungen, die Russland nach 2014 auf der Krim gebaut hat, haben einen potenziell militärischen Zweck. Die Brücke dient dem schnellen Transfer von Ausrüstung, Truppen und Nachschub. Sie ist eine wichtige Verbindungsstraße zwischen Russland und der Krim. Ihre Zerstörung würde das militärische Potenzial Russlands für eine Offensive im Süden der Ukraine verringern. Deshalb ist sie für uns sehr wichtig, aber wir brauchen auch die entsprechenden Waffen.

Die Ukraine hat die Brücke bereits angegriffen, und wir haben auf der Krim unterschiedliche Reaktionen erlebt. Diejenigen, die wir als Kolonisatoren bezeichnen, haben natürlich Angst, sind nervös und verlassen schließlich die Krim. Der proukrainische Teil der Halbinselbevölkerung hat sich über die Angriffe gefreut. Diejenigen, die beiden Seiten neutral gegenüberstehen, versuchen, ihr Leben weiterzuführen, und ignorieren, was um sie herum geschieht. Wir haben eine interessante Tendenz festgestellt: Je mehr Angriffe auf militärische Ziele auf der Krim stattfinden, desto mehr Menschen beginnen, ihre proukrainische Haltung auf verschiedene Weise zu zeigen. In privaten Gesprächen sagen uns viele, dass sie das Gefühl haben, dass die Ukraine zum ersten Mal seit 2014 wirklich um die Krim kämpft.

In europäischen Ländern heißt es oft, wenn Putin die Krim verliere, provoziere ihn das zum Einsatz von Atomwaffen. Was sagen Sie zu solchen Befürchtungen?

Ich halte es für einen großen Mythos, dass Russland sofort Atomwaffen einsetzen wird. Die Ukraine sollte diesen Krieg nicht nur überleben dürfen. Die Ukraine muss gewinnen können und Russland muss verlieren können. Alle Handlungen sollten darauf ausgerichtet sein. Es wird keinen gerechten Frieden für die Ukraine geben ohne die Befreiung aller unserer Gebiete, einschließlich der Krim. Wir sind sehr dankbar für all die Hilfe, die bereits geleistet wurde, aber sie reicht noch nicht aus, um diesen Krieg zu unseren Bedingungen zu gewinnen. Was bedeutet „Hissen der weißen Fahne“? Es bedeutet, dass wir aufhören zu existieren. Man darf den tausendfachen Tod unseres Volkes nicht ignorieren. Ist die Welt bereit, die Augen zu schließen, wenn ein ganzes Volk vernichtet wird?

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48 Kommentare

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  • Interessant, dass hier die Geschichte der Krim anscheinend erst 2014 beginnt. Tatsächlich sind übrigens die Krimtartaren auch keine Ukrainer, d.h. wenn man alles auf einen bestimmten Zeitpunkt der Geschichte zurückbeamen möchte, dann würde die Krim weder zu Russland noch zur Ukraine gehören. Man müsste dann das Khanat der Krimtartaren wieder erstehen lassen.

    Die einzige sinnvolle Aktion wäre ein echtes Referendum unter Aufsicht der UN, bei dem man klärt, wer zu welchem Staat gehören möchte. Sowas soll es schon gegeben haben. Unter anderem ist darum das Saarland heute deutsch.

    Das wird natürlich nichts, solange Russland wieder andere Vorstellungen davon hat, was Russland ist.

    • @Jalella:

      Eine wirkliche Lösung aller Probleme wäre ein Sinneswandel der Menschen, denn alle Wissen: Es gibt nur eine Erde und eine Menschheit. John Lennons "Imagine" als Hymne für eine vereinigte Menschheit in Frieden auf dieser Erde. Möglich ist das!

    • @Jalella:

      Die Krim gehört völkerrechtlich der Ukraine.

      • @schnarchnase:

        Genauso wie der Kosovo völkerrechtlich zu Serbien gehört. Aber Deutschland interessiert das nicht bzgl. Anerkennung.

      • @schnarchnase:

        Das bestreitet doch der User gar nicht!



        Der Vorschlag des Users ist übrigens durchaus mit dem Völkerrecht kompatibel. Vorraussetzung wäre natürlich eine Einigung von Ukraine und Russland diesbezüglich.

        • @Alexander Schulz:

          Angesichts des Russischen Angriffskriegs und des imperialen Expansionskurses sind solche Überlegungen irrevant und klingen für mich nach russsischer Propaganda.

          • @schnarchnase:

            Genau das kritisiere ich ja; alles was nicht in das eigene Weltbild passt wird als russische Propaganda bezeichnet.



            Auch eine kaputte Uhr zeigt zwei Mal am Tag die richtige Uhrzeit an.

            • @Alexander Schulz:

              Das hat nichts mit Weltbildern zu tun. Russland führt einen Eroberungsfeldzug in Europa und Sie reden von UN-Referenden. Völlig unpassend und zusammen mit Ihrer Post-Historie klingt das nach russischem Propaganda-Textbuch (Angriffsakrieg führen und Scheinreferenden und Scheinfriedensabkommen zur Kriegsvorbereitung)

              • @schnarchnase:

                Anscheinend doch. Sie unterstellen mir ja andauernd falsche Dinge, damit das Weltbild aufrecht erhalten werden kann.



                Gerne wiederhole ich mich nochmal, ich war nicht gegen Waffenlieferungen an die Ukraine und sehe es auch als keinen Wiederspruch für mehr Diplomatie zu werben. Und ja das Selbstbestimmungsrecht halte ich für wichtig (nicht nur für den Kosovo), trotzdem bin ich selbstverständlich gegen die illegale Annexion der Krim.



                Vielleicht sollten Sie einfach etwas genauer meine Beiträge lesen.

  • "Auch die Kolonisation der Region ist in vollem Gange. Wir schätzen, dass mindestens 800.000 Menschen aus Russland dort zusätzlich angekommen sind."

    Sollte dies zutreffen, würde sich ein Muster wiederholen, was die Sowjetunion nach dem Hitler-Stalin-Pakt im Baltikum praktiziert hatte: der systemtische Versuch, die ethnischen Verhältnisse zu seinen Gunsten zu ändern.

    Es hat zwar lange gedauert, aber in diesem Fall ist der Versuch einer dauerhaften Eingliederung in das russische Imperium glücklicherweise gescheitert.

    Die Parallele zum Baltikum ist aber auch insofern aufschlussreich, weil im Falle der Krim ja seitens Putin-Russland immer gerne der Eindruck erweckt wird, diese sei gewissermaßen "urrussische" Erde und jeder Versuch, die Annexion rückgängig zu machen, würde unweigerlich das Risiko einer atomaren Auseinandersetzung nach sich ziehen. Nur zu den Fakten: das Baltikum ist größtenteils seit 1721, die Krim dagegen erst seit 1783/1792 russisch.

    Insofern sollte man sich von der Putin-Propaganda und ihren hiesigen Nachplapperern auch nicht zu sehr beeindrucken lassen. Völlig unabhängig von der Lage der Krimtataren hat der Rest Europas ein genuines Interesse, gerade die völkerrechtswidrige Verschiebung von Grenzen durch Russland nicht zu akzeptieren. Wie eine dauerhafte europäischen Friedens- und Sicherheitsordnung ohne dieses zentrale Element aussehen soll, darüber schweigen sich die Wagenknechte nämlich gerne aus.

    • @Schalamow:

      Ich glaube nicht, daß Putin daran interessiert ist, über ein riesiges "Verstrahlistan" zu herrschen.



      Aber was in den Köpfen solcher herrschsüchtigen Menschen vorgeht, werde ich nie begreifen, weil ich diese Krankheit nicht habe!

  • Wer sich auch nur ein wenig mit der Siedlungsgeschichte auf der Krim-Halbinsel befasst, wird schnell feststellen können, dass es die Krim-Tartaren sind, die über die letzten Jahrhunderte die Volksgruppe mit der größten und dauerhaftesten Kontinuität waren als Bewohner der Krim (bis zur gewaltsamen Deportation 1944).



    Es sollten daher zunächst die Krim-Tartaren sein, die über das Wohl und Wehe und vor allem über die Zugehörigkeit der Krim zu entscheiden haben.



    Und nach all den höchst üblen Erfahrungen, die die Krim-Tartaren mit den Russen gemacht haben wird sich wohl keiner von ihnen für eine Zugehörigkeit zu Russland entscheiden.

    Ich jedenfalls kann ihren Wunsch gut verstehen, dass die russischen Besatzer die Krim bitte verlassen mögen.

    • @jlMG:

      Sie wissen vermutlich, dass die krimtataren 2014 nur noch ca 20 Prozent der Bevölkerung stellten; ca 10 Prozent ethnische Urkainer gab es auch noch.



      Die größte Gruppe sind seit vielen Jahrzehnten nun einmal ethnische Russen; einfach deportieren?



      Letztendlich sind solche Diskussion sowieso weit ab der Realität, da Russland die Krim nicht wieder abgegeben wird.

  • Mit keinem Wort erwähnt Frau Taschewa den Bevölkerungsaustausch der nicht-tartarischen Bevölkerung, der Ukrainer auf der Krim. Ich habe ab 2014 selbst erwähnt, wie Kollegen, die ethnische Ukrainer sind, ihren Job verloren und so mittelbar zum Verlassen der Krim gezwungen wurden. Ich habe erlebt, wie ethnische russische Ukrainer Nutznießer dieser Entwicklung waren.

    Was Frau Taschewa nicht erwähnt, ist, dass das Tischtuch zwischen den Einwohnern der Krim derart zerschnitten ist, dass eine friedliche Rückkehr der Vertriebenen nicht zu denken ist. Parallellen zur CSSR nach '45 sind nicht abwegig.

    • @rakader:

      Anastasia Magazova ist selbst auf der Krim geboren. Glaube nicht, dass dieser Aspekt in dem Interview bewusst vernachlässigt wurde. Es geht halt hier speziell um die Krimtartaren und vor allem darum, dass die ukrainische Führung auf die Allianz mit den Krimtartaren setzt, um die Krim wiederzugewinnen.

      • @Günter Picart:

        Das ist bekannt. Die Krimtartaren wurden aber nicht in dem Sinn vertrieben wie ethnsiche Ukraine, einfach weil sie nicht an staatlichen Schaltstellen gearbeitet haben, sondern immer sehr autonom agierten, soweit das eben ging.

    • @rakader:

      Bitte keine Legenden verbreiten. IHG in Den Haag hatte festgestellt, dass es nach 2014 kaum Diskriminierungen gab, auch wenn es natürlich vereinzelt Fälle gab wie Sie sie beschreiben bei Menschen die politisch aktiv waren.

      taz.de/Russland-vo...ichtshof/!5985987/

      • @Alexander Schulz:

        Sie verbreiten Lügen und reißen aus dem Zusammenhang. Ich war 2014 vor Ort, habe Vertreibungen erlebt, habe Flüchtlingslager besucht und mit ukrainischen und moldauischen Journalisten gearbeitet, die das in TV-Beiträgen dokumentierten. Gleichfalls war damals eine Delegation der OECD vor Ort, die vor allem die Vertreibung anderer Minderheiten (Afrikaner, Asiaten) dokumentierte.

      • @Alexander Schulz:

        Bitte keine russische Propaganda verbreiten. Ihr Profil strotzt davon.

        • @schnarchnase:

          Wo soll denn da bitteschön die Propaganda im Kommentar sein. Er hat lediglich auf einen Link verwiesen, welcher einen taz Bericht über den IHG enthält. Und über diesen Bericht kann sich jeder Interessierte selber seine Meinung bilden.

          Also bitte sachlich argumentieren und ohne Unterstellungen arbeiten, wenn es möglich ist. Passt nicht hierher.

          • @Sam Spade:

            Stimme selten mit Ihnen überein, aber Danke für die (fehlende) Sachlichkeit auf die Sie hinweisen. Fehlende Sachlichkeit wird leider immer öfter ein Problem (nicht nur bei Diskussion zum Krieg in der Ukraine).

  • Ob die Putinknechts hierzulande jemals die Argumente der Krimtartaren zur Kenntnis genommen haben? Wohl eher nicht, dass würde ja ihrer Russlanddoktrin widersprechen.

    • @vieldenker:

      Mit Verlaub, das ist (wieder) sehr polemisch und genaugenommen Unsinn.



      Die Krimtataren sind die größte Minderheit auf der Krim (noch vor den ethnischen Ukrainern) und es gibt niemanden der den Verlust der Minderheitenrechte 2014 begrüßt. Aber was bitte schön hat das mit der Realität zu tun?



      Wir könnten jetzt hier auch über Tibet reden. Träumen ist gut, aber es besteht ein Unterschied zwischen Realität und Fiktion.



      Und weder wird Tibet China wieder abgeben noch Russland die Krim.

      • @Alexander Schulz:

        Es gibt einen gewaltigen Unterschied zwischen der Akzeptanz des gerade nicht Veränderbaren und der Unterstützung einer kolonialen Sichtweise. Aber das möchte Frau W. und ihr heimischer Fanclub ja nicht wahrhaben. Geht schließlich um den „großen Bruder“ und seine Interessen.

        • @vieldenker:

          Ich glaube, da missverstehen Sie etwas.



          Es besteht ein großer Unterschied dazu etwas offiziell anzuerkennen oder temporär die Realitäten zu aktzeptieren.



          Russland wird mittelfristig kein großer "Player" mehr sein (schauen Sie sich alleine die demografische Entwicklung an), da wird es evt in 10 bis 15 Jahren auch wieder die Chancen auf Annäherung geben können, auch wenn das jetzt noch unrealistisch erscheinen mag.



          Ich finde es auch befremdlich, dass Sie so tun als wenn Wagenknecht Sympathie für Putin hat. War Sie nicht eine der ersten die das System der Oligarchie unter Jelzin und Putin kritisieren.



          Leider hat Sie nuneinnal Recht, damit dass Grossmächte in Einflusssphären denken. Welche Grossmacht tut das nicht?



          Selbstverständlich haben wir bisher gut damit gelebt in der amerikanischen Einflusssphäre zu leben, aber es ist naiv so zu tun als wenn nur Russland in Einflusssphären denkt.



          Wir haben halt Glück gehabt, dass wir auf der richtigen Seite gelandet sind.

          • @Alexander Schulz:

            Richtige Seite? Die andere Seite findet das für sich auch. Gibt es denn nur zwei Seiten? Nein , denn jeder Mensch ist ein Individuum. Es gibt also 8 Milliarden Seiten.

          • @Alexander Schulz:

            Ich finde es sehr befremdlich, dass Sie so tun, als würden Sie die Äußerungen von Frau Wagenknecht von einem neutralen Standpunkt aus bewerten. Sie können natürlich wie Sahra W. aus was für ideologischen Gründen auch immer mehr Rücksicht auf die imperialen russischen Interessen fordern, aber das sollte dann auch ehrlicherweise so benannt werden.

            • @vieldenker:

              Wieso werden bei Menschen, die sich eine Meinung gebildet haben, immer gleich eine Ideologie unterstellt? Das klingt immer so abwertend.

            • @vieldenker:

              Was bitte schön ist an meiner Sichtweise ideologisch? Es ist doch genau andersrum! Ich verurteile Russlands Angriffskrieg auf das Schärfste und begrüße auch nie Imperialismus (übrigens auch nicht unseren guten).



              Und Verständnis zeige ich auch weder für Russlands Hegemonialanspruch noch für seine sekundären imperialen Ziele.



              Es ist aber nun einmal so, dass Grossmächte in Einflusssphären denken. Das kann man ignorieren, jedoch darf man dann nicht über die Konsequenzen überrascht sein.



              So zu tun als wenn ich oder jemand wie Frau Wagenknecht so etwas begrüßt ist infam und hat nichts mehr mit einer sachlichen auseindersetzung zu tun.

          • @Alexander Schulz:

            Wagenknecht verbreitet Talking Points russischer Propaganda, genau wie Sie!

            • @schnarchnase:

              Obwohl ich der politischen Einstellung von Sarah Wagenknecht kritisch gegenüberstehe, muss ich sie hier in Schutz nehmen.

              Das macht sie eben nicht. Ihr Ansatz ist schon etwas intelligenter. Das Problem ist, sie widerspricht sich teilweise selbst. Damit haben Populisten aber wenig Probleme, da es ihnen ja nicht um die Wahrheit sondern um Stimmungen geht und die erzeugt Wagenknecht, ohne das sie auf Putin-Propaganda angewiesen wäre.

          • @Alexander Schulz:

            "War Sie nicht eine der ersten die das System der Oligarchie unter Jelzin und Putin kritisieren."

            Nö, aber Sie versuchen ja schon wieder, die Putin-Apologetin SW zur Putinkritikerin umzuhübschen.

            In diesem Fall natürlich besonders drollig. SW und ihr Anhang hatten ja schon im Jahr des russischen Überfalls wieder den Bezug russischen Öl und Gases sowie die Wiederinbetriebnahme von Nordstream II gefordert - damit das Geschäft der russischen Oligarchen wieder so richtig losgehen kann. www.fr.de/politik/...e-zr-91656351.html

            • @Schalamow:

              Sie finden niemanden, der so früh schon die Oligarchie kritisiert hat, also versuchen Sie auf einen "Nebenschauplatz" auszuweichen.



              Marcon sorgt zb dafür dass es keine Sanktionen gibt im nuklearen Bereich - würden Sie deswegen behaupten, dass er die russische Oligarchie fördern möchte oder ein Fan von Putins System ist?



              Bitte etwas mehr Sachlichkei.

              • @Alexander Schulz:

                Belege? Wieder mal Fehlanzeige. Auch anderen Kommentatoren ist ja schon aufgefallen, dass sie Sie regelmäßg Behauptungen ohne irgendwelche Nachweise in die Welt setzen.

                Und ohne Nebelkerzen geht's s offenbar auch nicht. Macron spielt in diesem Zusammenhang nämlich gar keine Rolle.

              • @Alexander Schulz:

                Wagenknechts angeblich frühe Kritik an der Oligarchie ist doch ein Nebenschauplatz par excellence.

                „Russland hat faktisch kein Interesse, einzumarschieren“, sagte Wagenknecht an jenem 20. Februar 2022. Und „wir können heilfroh sein, dass Putin nicht so ist, wie er dargestellt wird: ein durchgeknallter Nationalist, der sich berauscht, Grenzen zu verschieben.“

                www.rnd.de/politik...OF3DN4E2UETB4.html

                • @schnarchnase:

                  Wagenknecht hat sich kurz nach Kriegsausbruch für ihre Fehleinschätzung entschuldigt. Andere Politiker deutlich länger gebraucht, um sich zu entschuldigen, oder es sogar gar nicht getan.



                  Ich habe Respekt vor Selbstkritik.



                  So etwas erlebt man bei den "Falken" nicht und das obwohl sie oft falsch liegen.

                  • @Alexander Schulz:

                    Mit genau welcher Aussage lagen diejenigen falsch, die schon vor Jahren auf Putins aggressive Politik hingewiesen haben?

                    Wagenknechts Selbstkorrektur war schlicht unumgänglich, weil ihre Fehlprognose gut dokumentiert und völlig offensichtlich war. Zu einer "Selbstkritik" hat das bei ihr aber nie geführt. Bis heute vertritt sie im Grunde dasselbe Narrativ, das dem Westen die Schuld an der russischen Politik zuschreibt.

                    • @Schalamow:

                      Mit genau welcher Aussage lagen diejenigen falsch, die schon vor Jahren auf Putins aggressive Politik hingewiesen haben?

                      Das habe ich nie behauptet! Im Gegenteil Wagenknecht war ja einer der ersten die vor einem immer aggressiver werdenden Russland gewarnt hat!



                      Schon beim Nato Gipfel in Bukarest hatte sie darauf hingewiesen, dass es langfristig Krieg geben könnte.

                      Ich weise lediglich auf die Fehleinschätzungen der vielen Faklen hin, die ernsthaft dachten, dass man Russland innerhalb weniger Monate besiegen kann.

                • @schnarchnase:

                  Sie hatte mit dieser Aussage vollkommen Unrecht und hatte sich in den ersten Tagen für Ihre Fehleinschätzung entschuldigt - ist übrigens ungewöhnlich für einen Spitzenpolitiker sich so schnell zu entschuldigen. Bei vielen anderen hat das länger gedauert.



                  Mit dem Verweis darauf, dass sie jedoch schon länger vor einem Einmarsch gewarnt hat, fing sie erst später an. Damit hat Sie übrigens auch nicht Unrecht. Jedoch hat Sie sich mit dem Zeitpunkt seht geeirrt.



                  Trotzdem lenken Sie gerade wieder ab.



                  Machen Sie doch Mal einen Faktencheck mit den wichtigsten Ihrer Aussagen.



                  Anfangen könnte man zb mit folgender:



                  "Viele westliche Experten – auch der CIA-Direktor William Burns – haben darauf hingewiesen, dass eine Nato-Mitgliedschaft der Ukraine für Russland eine knallrote Linie war. "

                  taz.de/Sahra-Wagen...Russland/!5996031/

                  Wahrheiten sind unbequem, besonders wenn sie von jemanden wie Wagenknecht kommen. Finde ich auch nicht angenehm, aber Emotionen sollten meinen Vorrang vor Sachlichkeit haben.

                  • @Alexander Schulz:

                    Schon wieder eine Nebelkerze! Die Nato-Mitgliedschaft der Ukraine stand überhaupt nicht an.

                    Was Sie im Einklang mit SW übrigens verschweigen: Die Äußerung von Burns fiel 2008, hat also mit der konkreten Situation vor dem russischen Überfall gar nichts zu tun.

                    Aber das ist eben genau die Methode Wagenknecht. Sie manipuliert Fakten so, wie sie's halt gerade braucht.

                    • @Schalamow:

                      Sie haben durchaus nicht Unrecht mit ihrem zweiten Satz. Für uns war es kein aktuelles Thema; für Russland jedoch schon! Es geht nicht darum die Sichtweise der anderen Seite zu teilen, verstehen sollte man sie aber trotzdem können.

  • Interessante Überlegungen. Könnte man auch Mal für Tibet anfangen.



    Das winzige Problem bei beiden Themen ist die Realität!

    "In europäischen Ländern heißt es oft, wenn Putin die Krim verliere, provoziere ihn das zum Einsatz von Atomwaffen."

    Was die europäischen Länder denken ist zweitrangig, da Biden jedoch dagegen ist ein Eskalationrisiko bzgl Atomwaffen einzugehen wird die Krim wahrscheinlich nie wieder zur Ukraine gehören. Träumen ist erlaubt und wichtig, trotzdem sollte die Realität nicht (komplett) aus den Augen gelassen werden.

    • @Alexander Schulz:

      Was heißt schon nie? Es besteht noch die Chance, das die Menscheit überlebt, aber nur als eine Menschheit auf dieser Erde. Mit Nationalismus wird das allerdings nichts.

    • @Alexander Schulz:

      "Das winzige Problem bei beiden Themen ist die Realität!"



      "aber es besteht ein Unterschied zwischen Realität und Fiktion."



      "Es besteht ein großer Unterschied dazu etwas offiziell anzuerkennen oder temporär die Realitäten zu aktzeptieren."



      "jedoch verkennt sich nicht die Realität."



      Ich habe da mal eine ganz grundsätzliche Frage: Was verstehen Sie eigentlich unter dem Begriff "Realität"? Die Anbetung des status quo ante?



      Die einzige Realität, die ich wahrnehme, ist Veränderung. Und zwar die Radikalisierung des putinistischen Systems in Russland. (alle anderen Veränderungen sind Funktion davon). Diese Veränderung ist seit vielen Jahren beobachtbar, sie wird von Putin selbst aus rein intrinsischer Motivation vorangetrieben und hat sich seit Februar 2022 dramatisch beschleunigt. Putin fährt Russland mit Tempo 100 vor die Wand. Und Sie lamentieren und wollen den Dschinn zurück in die Flasche zu stopfen, bzw. bestehen darauf, dass ausgerechnet westliche Politiker das tun sollen/können/müssen.



      Mal abgesehen davon, dass es mir moralisch verwerflich erscheint, Putin den A...sch zu retten, würde mich einfach mal interessieren, wieso sie das überhaupt für möglich halten.

      • @Barbara Falk:

        de.m.wikipedia.org/wiki/Realit%C3%A4t

        Ich glaube übrigens, dass niemand (abgesehen von AFD Sympathisanten oder Mitgliedern) Sympathie für Putin hat. Ich verstehe auch sehr gut Menschen die emotional argumentieren, ich bezweifle jedoch, dass das ein erfolgversprechender Weg ist.

        • @Alexander Schulz:

          Ein Nachtrag noch:



          ich finde es sehr traurig, dass die "Falken" der Gegenseite immer eine schlechte Intention unterstellen und auch Diffamierungen zum "guten" Ton gehören.



          Die Kritiker der "Falken" hingegen unterstellen in der Regel keine schlechte Intentionen (sondern lediglich Naivität).



          Vielleicht sollte einem die unterschiedliche Herangehensweise zum Nachdenken anregen.