Podcast zu Exorzismus: Wenn das System versagt
Der „SZ“- Podcast „Dämon – Der Exorzist aus dem Internet“ ist eine klassische True-Crime-Erzählung. Es gibt viel zu lernen – und zum Gruseln.
Nach fünf Minuten im neuen Podcast des SZ Magazins „Dämon – Der Exorzist aus dem Internet“, fragt man sich, warum man sich das eigentlich antut. Detailliert wird beschrieben, wie eine Frau gefesselt auf einem Bett liegt und ein Mann immer wieder brennende Streichhölzer auf ihrer Haut ausdrückt.
Dabei zitiert er Bibelverse und fordert den Geist auf, zu verschwinden. Mit überraschend tiefer und zischender Stimme antwortet sie: „Ich werde dich jagen.“
Selbst wenn man sie nur hört, ist die Szene, die einfach nicht enden will, schwer auszuhalten. Es handelt sich dabei um eine Teufelsaustreibung. Die ist in Deutschland zwar eigentlich verboten, findet aber – wie diese Szene beweist – bis heute noch statt.
Einer der selbsternannten Exorzisten ist ein Mann, der im Internet als „Nature 23“ auftritt und bei TikTok und YouTube verspricht, junge Mädchen mit psychischen Krankheiten von ihren Dämonen zu „befreien“. Doch obwohl so viel über den mutmaßlichen 40-jährigen Täter – auch den Behörden – bekannt ist, kann er weiter sein Unwesen treiben. Wie ist das möglich?
„Der Exorzist a. d. Internet“, jeden Donnerstag eine neue Folge, mit SZ-Abo auf der Website oder in der App
Etwas zu detailliert
Das möchte SZ-Magazin-Reporter Marvin Ku in diesem Sechsteiler herausfinden. Dabei hat er Hilfe von der linken Hackerin „N3ll4“, die für viele Twitter-User_innen keine Unbekannte sein sollte.
Eine klassische True-Crime-Erzählung also, in der leider die (sexualisierte) Gewalt gegen die meist jungen Frauen etwas zu detailliert und dramatisch untermalt geschildert wird. Doch davon abgesehen, überzeugt der Podcast immer dann, wenn er zeigt, dass „Nature 23“ kein Einzelfall, sondern ein systemisches Versagen ist.
Dabei geht es um den Umgang mit psychischen Krankheiten, den Kampf gegen digitale Gewalt und die katholische Kirche. Auch wenn das stellenweise wirklich schwer anzuhören ist, hat man schon nach drei Folgen eine ganze Menge gelernt. Und sich auch ganz schön gegruselt.
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