Nachruf auf Regisseur William Friedkin: Die teuflischen roten Stiefel

Mit „French Connection“ setzte William Friedkin Maßstäbe für den Thriller, „Der Exorzist“ machte ihn weltberühmt. Er starb im Alter von 87 Jahren.

Regisseur William Friedkin spiegelt sich leicht in einer glatten schwarzen Wand, das Foto entstand im Jahr 2011 in Venedig

„Der Exorzist“ machte Friedkin weltberühmt, später drehte er eine Doku über einen echten Exorzisten Foto: Joel Ryan/ap

Ist Hieronymus Bosch ein Horrormaler? Oder Caravaggio, der ziemlich explizit im Bild festgehalten hat, wie die alttestamentliche Judith mit einem Schwert den Feldherrn Holofernes köpft? Beide Künstler gelten bis heute schlicht als große Maler, die sich in ihrer Arbeit unter anderem biblischer Motive bedienten. William Friedkin hingegen gilt vor allem als Horrorfilmregisseur. Sein 1973 in die Kinos gekommener Film „Der Exorzist“ über Risiken und Nebenwirkungen einer Teufelsaustreibung erfreut sich bis heute großer Beliebtheit als einer der berühmtesten Beiträge des Genres.

Dabei hatte Friedkin nach eigenen Angaben gar nicht vorgehabt, einen Horrorfilm zu drehen. Vielmehr sollte es darin, wie er einst dem Branchenblatt Hollywood Reporter verriet, um die „Mysterien des Glaubens“ gehen. Dass der Film als kulturelle Referenz zur Allgemeinbildung gehört, dürfte Friedkin da ein bisschen recht geben. „Der Exorzist“ mag starker Tobak sein, genießt jedoch längst den Status eines der einflussreichsten Klassikers der Kinogeschichte.

Wenig Budget, großer Erfolg

Seinen großen Durchbruch hatte Friedkin zwei Jahre zuvor mit „French Connection“. Mit einem bescheidenen Budget von 1,8 Millionen Dollar gedreht, machte ihn der Thriller zum ersten Regisseur, der über 100 Million Dollar an den Kassen einspielte. Der Film, der zugleich den Durchbruch für seinen Hauptdarsteller Gene Hackman bedeutete, gefiel auch den Kritikern.

Sein fast dokumentarischer Handkamerastil verzichtete auf Kulissen, dafür gab er seinem Protagonisten, einem frustrierten Drogenfahnder der New Yorker Polizei, so viele Ecken und Kanten, dass er zwar kaum zur Identifikation taugte, stattdessen aber wie ein echter Mensch und weniger wie eine auf dem Papier entworfene Figur wirkte. „French Connection“ wurde zu einem der bedeutendsten Filme des New Hollywood.

Legendäre Verfolgungsjagd

Zwei Autofahrten sind besonders toll im Film. Da wäre die eine, die bekannte Verfolgungsszene, in der Gene Hackman mit dem von einem New Yorker Bürger „entliehenen“ Personenkraftwagen einen Mörder verfolgt, der über ihm in einer Hochbahn sitzt. Die andere ist weniger spektakulär, doch in ihrer scheinbaren Beiläufigkeit höchst präzise: Gene Hackman fährt im Auto nach Hause, vor ihm auf der Straße eine Radfahrerin in roten Stiefeln. Fortan hält die Kamera auf diese Stiefel, nimmt ebenfalls ihre Verfolgung auf, wenngleich mit einem anderen Zweck.

Die Bilder, für die Friedkin in erster Linie erinnert werden wird, stammen allerdings aus „Der Exorzist“. Linda Blair, wie sie als besessenes Mädchen mit grünlich verfärbtem Gesicht ihren Kopf um 360 Grad dreht. Oder wie sie in horizontaler Position über ihrem Bett schwebt, während die titelgebenden Exorzisten, gespielt von Jason Miller und Max von Sydow, den Dämon, der von ihr Besitz ergriffen hat, zum Verlassen des Körpers auffordern.

Er widmete sich auch echten Exorzisten

Bis zuletzt ließ der Teufel auch Friedkin nicht los. Sein letzter Film, „The Devil and Father Amorth“ von 2017, der bei den Filmfestspielen von Venedig Premiere hatte, dokumentiert die Arbeit des echten Exorzisten Gabriele Amorth.

Als Dokumentarfilmer hatte der 1935 in Chicago geborene Friedkin seine Karriere auch begonnen. Für das Fernsehen drehte er „The People vs. Paul Crump“ über einen Mann, der seit acht Jahren in einer Todeszelle saß. Der Dokumentarfilm brachte Friedkin einen Preis beim San Francisco International Film Festival ein, und Paul Crump eine Umwandlung seiner Todesstrafe in „lebenslänglich“.

Am Montag ist William Friedkin im Alter von 87 Jahren in Los Angeles gestorben.

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