Podcast über Italien: Mehr als Dolce Vita
In „Kurz Gesagt: Italien“ räumt Sebastian Heinrich mit Stereotypen über Italien auf. Er erklärt, warum das Land mehr ist als Pizza, Pasta und Urlaub.
Für viele Deutsche bedeutet Italien Sommerurlaub, Zikaden und Zitroneneis. Mit diesem Bild beginnt auch Sebastian Heinrich seinen Podcast „Kurz gesagt: Italien“. Der deutsche Politikjournalist, der sonst für Watson schreibt, findet, dass dieses Bild dem Land nicht gerecht wird.
In jeder Folge widmet sich Heinrich einem nicht ins Deutsche übersetzbaren Wort, um mit Stereotypen aufzuräumen. In der aktuellsten, also der Weihnachtsfolge, geht es um die „Cinepanettone“. Das sind erfolgreiche Weihnachtsfilme, die es nur in Italien gibt.
Warum sie so bekannt und gleichzeitig umstritten sind und was das alles mit Berlusconi zu tun hat, beschreibt Heinrich anhand von so schönen Zitaten wie diesem aus dem Cinepanettone von 2003, „Natale in India“: „Der Mensch, was für ein wunderbares Wesen. Einmal richtig schön gepisst und richtig schön geschissen und schon bist du wieder mit der Erschöpfung versöhnt.“
Die Folgen sind immer gleich aufgebaut: Erst wird das Wort (la parola) erklärt, dann folgt die Geschichte dahinter. Beispielsweise erklärt er in der Folge „Autogrill“, warum Autobahnraststätten ein Teil italienischer Kultur sind. Am Ende folgt die „Passaparola“, die Mundpropaganda, also ein Tipp zum Nachlesen.
Pizza, Pasta und Faschismus
Sebastian Heinrich hat einen persönlichen Anspruch, dieses „komplizierte Land“ zu erklären, denn er ist selbst in Italien verwurzelt, ist dort zur Schule gegangen, ein Teil seiner Familie lebt in Italien.
Er beweist ein beeindruckendes Wissen über Italiens Geschichte und aktuelle Ereignisse: So schafft er es in der Folge „LVI“ Antworten auf die Frage zu finden, wie die Entstehung des Neofaschismus in Italien mit der Wahl der neuen Ministerpräsidentin Georgia Meloni zusammenhängt.
„Kurz Gesagt: Italien“ von Sebastian Heinrich. Monatlich eine Folge, überall, wo es Podcasts gibt.
Die immer gleichbleibende Struktur, die eingeladenen Expert*innen, Toneinspieler und Musik sorgen dafür, dass man den etwa einstündigen Episoden gut folgen kann.
Am besten trinkt man dazu Cappuccino, isst Pizza und Cantuccini und lässt den Tag damit ausklingen. Dabei wird man verstehen, warum das nicht alles Dolce Vita bedeutet.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Proteste bei Nan Goldin
Logiken des Boykotts
Bundeskongress der Jusos
Was Scholz von Esken lernen kann
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestsellerautor will in den Bundestag
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Schwedens Energiepolitik
Blind für die Gefahren