Pfeifkonzert gegen Marc Cucurella: Deutsche Jammerlossis

Marc Cucurella wurde im Halbfinale konsequent ausgepfiffen. Für viele Schland-Fans gilt er als Schuldiger für das EM-Aus. Wie peinlich ist das bitte.

Ein Fußballer mit langen lockigen Haaren in rotem Trikot köpft einen Fußball

Der Mann mit dem wallenden Haar: Marc Cucurella allein ist schuld am Schicksal der deutschen Nationalmannschaft Foto: Newspix/imago

Fast 430.000 Leute haben diese alberne Petition zur Wiederholung des Deutschland-Spiels gegen Spanien unterschrieben, über 14.000 allein am gestrigen Mittwoch. Der deutsche Fan schäumt noch immer ob des nicht gegebenen Elfmeters im Viertelfinale.

Auch der Autor dieser Zeilen hat im Familienumfeld ein paar Nasen, die diese Petition zeichneten. Einwände dagegen blieben ungehört. Stattdessen hat sich der Glaube verfestigt, das Spiel könne nach diesem „krassen“ Votum tatsächlich wiederholt werden. Wenn sich der Fan einmal so richtig verrannt hat, dann geht er diesen Irrweg bis zum bitteren Ende.

Er ist noch immer wütend, bitter und unversöhnlich. Deswegen wurde der arme Marc Cucurella nun im Halbfinale seiner Spanier bei jeder Ballberührung ausgepfiffen, bis in die Nachspielzeit der zweiten Halbzeit hinein. Vergebung? Nirgends. Tumbe Anklage? Allerorten. Hochtnotpeinliches Schauspiel? Gewiss.

Das Handspiel haben ihm die Schlandisten, die da in München pfiffen, nicht vergessen. Stupid schmierten die beleidigten Leberwürste dem Spanier bei jeder Gelegenheit ihren Schmalz aufs Brot. Den Mann mit dem wallenden Haar hatten sie als den Schuldigen ausgemacht, ach was: den Schurken.

Er muss gemeinsam mit dem Schiedsrichter Anthony Taylor eine Verschwörung gegen die DFB-Elf ausgeheckt haben, so viel ist klar. Das kann nicht mit rechten Dingen zugegangen sein! Wann war ein Handspiel jemals eindeutiger!? Minute 106, ein einziges Menetekel.

Einfach schlechte Verlierer

Die Pfiffe gegen Cucurella zeigen Fußball-Deutschland als schlechten Verlierer, unfähig, sich mit einer verdienten Niederlage abzufinden und die Leistung des Gegners anzuerkennen. Spanien ist das bis dato beste Team dieser EM, die Deutschen haben gut mitgehalten, überraschend gut, aber es lag bestimmt nicht an diesem Handspiel und schon gar nicht an Anthony Taylor, dass die Deutschen raus sind.

Zur Erinnerung: Dieser Referee war es, der ein wahrlich gemeines Foul von Toni Kroos an Pedri nicht einmal mit Gelb ahndete: DAS war die größte Schiri-Fehlleistung des Turniers, nicht aber der vorenthaltene Handelfmeter.

Warum? Weil Kroos in der einen Szene mit schierer Verletzungsabsicht zu Werke geht, Cucurella in der anderen aber nur als unschuldiger Protagonist auftritt: Er wird angeschossen, versucht, den Arm sogar wegzuziehen. Die Hand befindet sich auf Hüfthöhe, weit unterhalb der Schulter, jener Zone also, die für einen Schiedsrichterpfiff (derzeit) wichtig ist.

Richtig ist, dass die Auslegung der Handspielregel im Strafraum erratisch und oft willkürlich erfolgt. Der Fußballfan watet seit gut einer Dekade durch einen Sumpf von Fehlentscheidungen, VAR-Wirrniss und Handspiel-Bullshit. Mal gilt das, mal jenes. Aber auch dafür kann der arme Cucurella nichts.

Als Verteidiger versucht er eh alles, um auch das lächerlichste Handspiel zu vermeiden, verschränkt die Arme bei Schuss- und Flankengefahr hinter dem Rücken, gibt den „Pinguin“, wie diese unnatürliche Pose mittlerweile genannt wird. Uefa und Fifa sind in der Pflicht, endlich Klarheit zu schaffen, eine Eindeutigkeit, die auch zürnende Schlandisten zur Räson bringt: He, ihr Pfeifen, nehmt zur Kenntnis, dass ihr draußen seid – und gebt Ruh! Eure Pfiffe konterkarieren nicht nur die Erzählung vom lässigen Sommermärchen, sie zeigen euch pfeifende Schlandisten als gemeine Jammerlossis, greinende Loser.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.

Ihren Kommentar hier eingeben