Pensionskasse kauft deutsche Wohnungen: Das Geschäft mit den höheren Mieten
Die dänische Pensionskasse PFA kauft für eine Milliarde Euro 3.700 Wohnungen in Deutschland. Das soll sich durch teure Neuvermietungen rentieren.
Verkäufer ist die Industria Wohnen. Die PFA setzt nun vor allem auf Mietsteigerungen durch Neuvermietungen, wenn Altmieter ausziehen: Bei Neumietverträgen liegt in München der Preis bei inzwischen 18 Euro pro Quadratmeter, bei Altverträgen bei 10.
Der Kauf beweist die ungebremste Attraktivität des Immobilienstandortes Deutschland auch für internationale Anleger – und ist ein Beleg für fehlenden Mieterschutz. Die bisherige Mietpreisbremse, die eine Steigerung der bisher gezahlten Miete um höchstes 10 Prozent erlaubt, hat sich als weitgehend wirkungslos erwiesen. Eine verbesserte Version ist im Koalitionsvertrag von Union und Sozialdemokraten vereinbart. Ein erster Entwurf aus dem SPD-geführten Justizministerium scheitert aber bislang am Widerstand der Union.
Zugleich dementiert der Verkauf an PFA das Frühjahrsgutachten 2018 des Immobilienlobbyverbands ZIA. Darin hieß es, der „seit acht Jahren andauernde Kauf- und Mietpreisanstieg“ in Berlin, München sowie in Stuttgart „dürfte bald zu Ende sein“.
Während die Mieterschutzregeln kaum vorankommen, kümmert sich die Große Koalition nun um bessere Regelungen für Eigenheim- und Wohnungskäufer, die gar nicht im Koalitionsvertrag vereinbart worden waren: Katarina Barleys Justizministerium prüft derzeit, ob die Käufer von Wohnungen und Häusern zukünftig von Maklergebühren befreit werden können. Die Kosten sollen auf die Verkäufer der Wohnungen verlagert werden.
Bernhard Daldrup, SPD
Auch der wohnungspolitische Sprecher der SPD, Bernhard Daldrup, unterstützt diesen Plan: „Grunderwerbsteuer, makler-, Notar- und Grundbuchkosten machen mittlerweile 15 Prozent des eigentlichen Kaufpreises aus“, sagte er. „Damit gehören die Baunebenkosten zu den entscheidenden Preistreibern fürs Wohnen.“
Die Grünen hatten schon im Juli einen Antrag eingereicht, das sogenannte Bestellerprinzip, das jetzt schon beim Mieten gilt, auch auf den Erwerb von Wohneigentum auszudehnen. Auch die Linkspartei unterstützt diese Idee, Union und FDP zeigten sich zunächst skeptisch. Sie fordern Freibeträge bei der Grunderwerbsteuer. Bereits vor der Sommerpause hatte die Koalition das Baukindergeld verabschiedet – auch dies eine Maßnahme zur Wohneigentumsbildung. Der Staat bezuschusst damit Familien bei dem Erwerb von Häusern und Wohneigentum.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Polarisierung im Wahlkampf
„Gut“ und „böse“ sind frei erfunden
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links
Nach Absage für Albanese
Die Falsche im Visier
Wahlverhalten junger Menschen
Misstrauensvotum gegen die Alten
Soziologische Wahlforschung
Wie schwarz werden die grünen Milieus?
Donald Trump zu Ukraine
Trump bezeichnet Selenskyj als Diktator