Pariser Abkommen ohne die USA: Klimapolitik ist kein Tralala
Die Europäische Union muss gegenüber den USA jetzt härtere Töne anschlagen – und Klimaverbrechen wie Menschenrechtsverletzungen behandeln.
M an könnte jetzt diesen Brexit-Impuls haben: Dann haut doch ab! All die Lügen und Verdrehungen, die Beleidigungen und Dummheiten, die wir uns seit drei Jahren von der US-Regierung zum Klima anhören müssen, sie könnten vorbei sein, wenn die USA nun endlich aus dem Pariser Abkommen verschwinden.
Wäre es nicht einfacher, ohne ein Land Klimaschutz zu machen, dessen regierende Elite die Fakten ignoriert und die Welt verpestet? Wäre es nicht einfacher, sich mit Erwachsenen abzugeben statt mit der US-Regierung?
Die bittere Antwort lautet: Nein. Denn anders als beim Brexit kann man den Weg ins Desaster nicht mal eben so ausprobieren und im Zweifel einfach umdrehen. Die nächsten zehn Jahre, so zeigen es alle wissenschaftlichen Berechnungen, werden entscheiden, ob der Klimawandel noch halbwegs beherrschbar bleibt oder völlig aus dem Ruder läuft.
Die USA sind beim Klima too big to fail. Wir können es uns schlicht nicht leisten, vier wertvolle Jahre an eine Neuauflage der Trump-Seifenoper zu verschwenden.
Wieso reden wir nicht über Handelssanktionen?
Den Menschen in den USA drohen vier weitere Jahre voller Hurrikanes, Überschwemmungen, Dürren und Waldbränden. Sie haben unsere Solidarität verdient – gegen ihre eigene Regierung. Städte. Staaten, Universitäten und Unternehmen wehren sich mit effektivem Klimaschutz an der Basis.
Wir sollten sie im kommenden Wahljahr so unterstützen, wie wir auch anderswo der bedrängten Zivilgesellschaft helfen: durch Kontakte, Einladungen, Gehör, Kooperation.
Gleichzeitig muss der Ton gegenüber der US-Regierung härter werden. Wir müssen klarmachen: Klimapolitik ist kein Tralala, sondern ernster als jeder Handelsstreit. Klimaverbrechen müssen als Menschenrechtsverletzungen angesprochen und zum Nervensägen-Thema mit US-Diplomaten werden – so wie die Menschenrechte bei Gesprächen mit China. Die EU-Staaten könnten mal ihre Botschafter aus Washington zu Konsultationen abziehen.
Und wieso reden wir eigentlich nicht über Handelssanktionen, wenn die USA gegen ihre Schutzpflichten verstoßen? Wenn es gegen die Erderwärmung hilft, können die zwischenstaatlichen Beziehungen ruhig ein paar Grad frostiger werden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Greenpeace-Mitarbeiter über Aufrüstung
„Das 2-Prozent-Ziel ist willkürlich gesetzt“
Selbstzerstörung der FDP
Die Luft wird jetzt auch für Lindner dünn
Rücktritte an der FDP-Spitze
Generalsekretär in offener Feldschlacht gefallen
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Iran als Bedrohung Israels
„Iran könnte ein Arsenal an Atomwaffen bauen“
Keith Kelloggs Wege aus dem Krieg
Immer für eine Überraschung gut