Ortskräfte in Afghanistan: Faeser sagt Aufnahme zu
Tausende Menschen, die für die Bundeswehr gearbeitet haben, warten auf ihre Ausreise aus Afghanistan. Innenministerin Faeser will keinen zurücklassen.
Faeser bezifferte die Gesamtzahl der bislang aufgenommenen Afghanen, die früher als Ortskräfte für deutsche Behörden oder Organisationen gearbeitet haben, und ihrer Familienangehörigen auf 15.759. Der vorab verbreiteten Fassung des Interviews zufolge nannte sie keine genaue Zahl, wie viele weitere noch erwartet werden. Nach Zahlen aus der vergangenen Woche sicherte Deutschland seit dem Abzug der Nato-Truppen insgesamt 23.614 Ortskräften und Angehörigen die Aufnahme zu. Betroffen sind also noch mehr als 7.800 Menschen.
Die Ministerin versicherte zudem, dass es auf absehbare Zeit keine sogenannten Rückführungen nach Afghanistan geben werde. „Die Abschiebungen nach Afghanistan sind derzeit auf Eis gelegt – und das wird angesichts der aktuellen Situation dort sicher auch so bleiben müssen.“ Die Ortskräfte arbeiteten früher beispielsweise als zivile Helfer für die Bundeswehr oder als Dolmetscher. Die Rückkehr der Taliban im August 2021 sorgte für große Sorgen um ihr Leben.
Ex-Präsident Ghani warnt vor Geflüchtetenwelle
Unterdessen warnte Afghanistans Ex-Präsident Ashraf Ghani vor einer Flüchtlingswelle aus seiner Heimat. „Millionen werden versuchen, aus Afghanistan zu flüchten“, sagte der ehemalige Staatschef der Bild am Sonntag. Davon hätten die meisten Menschen Deutschland zum Ziel. „Ob sie es bis nach Deutschland schaffen, hängt auch von den Schleppern ab“, sagte Ghani, der heute in Abu Dhabi im Exil lebt. „Die sind Teil eines kriminellen Netzwerks. Also ist es eine Frage der Erschwinglichkeit.“
Der heute 73-Jährige war Präsident, als sich die Bundeswehr und die anderen ausländischen Truppen nach knapp zwei Jahrzehnten aus Afghanistan zurückzogen. Vor einem Jahr – am 15. August 2021 – eroberten die Taliban dann wieder die Hauptstadt Kabul.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen