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Open Data zu FahrraddiebstählenWenn das Rad weg ist

Ein Pilotprojekt soll zeigen, wo, wann und welche Fahrräder geklaut werden. Die Polizei hofft auf Apps – und auf Sensibilisierung der Rad­fahrenden.

Neues Pilotprojekt der Berliner Polizei sammelt Daten zu Fahrraddiebstählen Foto: Stefan Zeitz/imago

Berlin taz | Mit einem Open-Data-Pilotprojekt reagiert die Berliner Polizei auf die hohe Dunkelziffer und die niedrige Aufklärungsquote bei Fahrraddiebstählen. In einer Datenbank, die am Mittwoch online gegangen ist, werden Daten zu den zur Anzeige gebrachten Diebstählen veröffentlicht.

Dabei geht es nicht um personenbezogene Daten, sondern unter anderem um Tatzeit und -datum, die Schadenshöhe, die Art des Diebstahls, also ob es sich beispielsweise um einen reinen Fahrraddiebstahl handelt oder um einen Einbruch, sowie eine grobe örtliche Zuordnung. Die ersten knapp 35.000 Datensätze, die bis Mai vergangenen Jahres zurückreichen, sind seit Mittwoch online, nun soll täglich aktualisiert werden.

Open Data bezeichnet einen Ansatz, bei dem von der öffentlichen Hand gesammelte, eben nicht personenbezogene Daten der Öffentlichkeit wieder zur Verfügung gestellt werden. Das können etwa Daten aus Verkehrszählungen sein, Wetterdaten, Daten zur Infrastruktur wie die Gehwegbreite, oder Daten aus kommunalen Unternehmen, wie Informationen darüber, welche Straßen wie häufig gereinigt werden. Die Daten sollten dabei als Rohdaten unter einer freien Lizenz präsentiert werden, sodass Ent­wick­le­r:in­nen sie in Apps einfließen lassen können.

Zu der Fahrraddiebstahl-Datenbank sagt LKA-Vizechef Stefan Redlich: „Wir wollen uns überraschen lassen, auf welche Ideen Kreative mit diesen Daten kommen.“ Er könne sich zum Beispiel eine App vorstellen, die Rad­fah­re­r:in­nen beim Abstellen ihres Fahrzeugs an einem Diebstahl-Hotspot direkt dazu anhält, ihr Rad sicher festzuschließen. Mittelbar erhoffe er sich auch eine Sensibilisierung: dass Rad­fah­re­r:in­nen auf guten Diebstahlschutz setzen und Diebstähle zur Anzeige bringen – das würde zumindest die Dunkelziffer erhellen.

Lisa Feitsch vom ADFC Berlin sagt: Neben guten Abstellanlagen und Angeboten zu Fahrradcodierungen wäre es wichtig, „dass das LKA die Daten vor allem selbst auswertet, um Prävention und Aufklärung wirklich voranzubringen“.

Mittlerweile versuchen Radfahrende, den niedrigen Aufklärungsquoten, die in einigen Städten im einstelligen Prozentbereich liegen, selbst zu begegnen. Auf Seiten wie fahrrad-gestohlen.de können Bestohlene Rad und Rahmennummer melden. Wer ein gebrauchtes Rad kaufen will, bekommt so einen ersten Anhaltspunkt, ob das Rad gestohlen sein könnte.

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