Opelwerk in Eisenach: Der Vorzeigebetrieb

Das hochmoderne Werk gilt als eine der innovativsten Fabriken des General-Motors-Konzerns. Die Zukunft des Vorzeigewerks ist ungewiss.

Hier rollt der Corsa vom Band. Bild: dpa

BERLIN taz Als im Januar 2008 der zehnmillionste Corsa vom Band lief, bezeichnete der thüringische Ministerpräsident Dieter Althaus (CDU) das Eisenacher Opel-Werk noch als "Garant für den Automobilstandort Thüringen". Wenn es nun mehr als ein Jahr später verkauft werden sollte, liegt das vielleicht an der Produktivität des Betriebs. Daimler wollte gestern keine Stellungnahme zu einem möglichen Kauf der Autofabrik in Eisenach abgeben, hieß es.

Das hochmoderne Werk gilt als eine der innovativsten Fabriken des General-Motors-Konzerns, seitdem sich Opel bereits unmittelbar nach der Währungsunion beim damaligen Automobilwerk Eisenach AWE in einem Joint Venture engagierte. Eine Milliarde Mark investierte Opel bis 1992 in das neue Eisenacher Werk und konzipierte es so effizient, dass es seither konkurrenzfähig mit den zahlreichen fernöstlichen Wettbewerbern ist: höherer Automatisierungsgrad, mehr Sparsamkeit, kurze Durchlaufzeiten und Just-in-time-Produktion.

"Eine Pionierleistung" sei dieses System der schlanken Produktion gewesen", sagt Andreas Kroemer, Sprecher für die deutschen Opel-Standorte. Ob man damit zugleich für potenzielle Käufer des Betriebs attraktiver werde, sei aber reine Spekulation. Die Jahreskapazität liegt nach Angaben von Kroemer bei 180.000 Fahrzeugen und wurde im Jahr 2007 sogar knapp überschritten. Über den Umsatzanteil im Konzern gibt es keine Angaben. Die Fertigungstiefe in Eisenach selbst liegt allerdings nur bei etwa 28 Prozent. Karosserien kommen aus Spanien, wo in Saragossa ebenfalls der Corsa gebaut wird, die Motoren aus Österreich. Eben deshalb sei eine Trennung vom angeschlagenen Mutterkonzern GM schwierig, so Kroemer. Ähnlich äußerte sich der Eisenacher Betriebsratschef Harald Lieske. Man sei so eng vernetzt, "dass man die Amerikaner nicht außen vor lassen kann", sagt er.

Bis heute hat GM-Opel mehr als eine Milliarde Euro in das Werk in Eisenach investiert. Die 1.900 Arbeitsplätze haben nicht nur eine messbare wirtschaftliche und soziale Bedeutung in der Region. Etwa die doppelte Anzahl Beschäftigter ist bei den Zulieferern mit Opel Eisenach verknüpft.

Auch der Symbolwert Opels ist an diesem traditionellen Automobilstandort nicht zu unterschätzen. Opel-Mitarbeiter galten deshalb stets als hoch motiviert und äußerten sich auch in der aktuellen Krise sehr selbstbewusst ob der eigenen Leistungsfähigkeit. Am Mittwoch unterstützten 1.500 Eisenacher die Demonstration für einen Erhalt des Werkes in einem künftig selbstständigen europäischen Opel-Konzern.

In den Neunzigerjahren wurde in Eisenach noch der Vectra gebaut. Mittlerweile rollt ausschließlich der kleine Corsa vom Band. Er ist das Eisenacher Markenzeichen. Dass er derzeit einen Verkaufsboom erlebt, hat allerdings vor allem mit der Abwrackprämie zu tun. Die Nachfrage ist auf das Dreifache gestiegen. In Eisenach nahm Opel nun Abstand von der Kurzarbeit und reagierte mit einem Dreischichtbetrieb und vier Sonderschichten. MICHAEL BARTSCH

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