Olympische Spiele: Mangel an Begeisterung
DOSB verschiebt Entscheidung über eine Bewerbung von Hamburg oder Berlin für Olympische Sommerspiele aufs nächste Jahr. Volkes Zustimmung scheint zu wackelig.
HAMBURG taz | Eine Entscheidung über die deutsche Bewerbung um Olympische Sommerspiele 2024 wird es heute nicht geben. Nach Informationen der taz aus Hamburger Senatskreisen wird der deutsche Olympische Sportbund (DOSB) auf seiner Präsidiumssitzung am Dienstag im hessischen Neu-Isenburg eine geplante Beschlussfassung auf das kommende Jahr verschieben. Hauptgrund ist die angeblich zu geringe Olympiabegeisterung in den beiden Bewerberstädten Berlin und Hamburg.
Eine bislang vertrauliche Meinungsumfrage des DOSB, die in der Präsidiumssitzung ausgewertet werden soll, ergab nach Angaben gut unterrichteter Kreise Zustimmungswerte „zwischen 50 und 60 Prozent“, wobei Hamburg leicht vor Berlin liegen soll. Das aber ist dem Olympiabund zu heikel: 2013 war eine Bewerbung Münchens für Olympische Winterspiele 2018 am Nein der Bevölkerung gescheitert – eine erneute Niederlage will der DOSB nicht riskieren.
Die Entscheidung, mit welcher Stadt sich Deutschland um die Olympischen Spiele 2024 oder 2028 bewerben will, wird deshalb erst auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung im Frühjahr 2015 und nach der Bürgerschaftswahl in Hamburg im Februar erwartet. Der Hamburger Sportbund hat nach eigenen Angaben seine Vereine bereits entsprechend informiert.
Hamburg und Berlin hatten dem DOSB zum 1. September ihre Konzepte für Olympische Sommerspiele präsentiert. Am 28. Oktober wollte das DOSB-Präsidium eine der beiden Städte der Mitgliederversammlung empfehlen, damit diese am 6. Dezember die Entscheidung über eine deutsche Olympiabewerbung fällen kann. Dieser Zeitplan aber gilt nicht mehr.
Denn der DOSB will nun auch die Hauptversammlung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) am 7. und 8. Dezember in Monaco abwarten. Dort soll das Reformkonzept des neuen IOC-Präsidenten Thomas Bach beschlossen werden, das Menschenrechte, Nachhaltigkeit, Umweltschutz und Transparenz in den Vordergrund stellt und sich vom milliardenschweren Gigantismus wie in Peking oder Sotschi verabschiedet.
Die Annahme dieses Reformpakets ist nach Ansicht Hamburger Politiker und Olympiaplaner die Voraussetzung dafür, dass Olympische Spiele von der Bevölkerung akzeptiert und mitgetragen werden. Das Hamburger Konzept sieht deshalb „Spiele der kurzen Wege am Wasser“ vor: Die Elbinsel Kleiner Grasbrook soll als „logischer Schlussstein der Hafencity“ zum olympischen Zentrum gemacht werden. Das Sportlerdorf würde nach den Spielen zu Wohnungen werden, die Schwimmhalle zum öffentlichen Erlebnisbad, die Sporthalle zum Kreuzfahrtterminal. Das Olympiastadion würde von 70.000 auf 20.000 Plätze zurückgebaut.
In einem Volksentscheid im kommenden Frühjahr sollen die HamburgerInnen die Bewerbung absegnen. Nach einer ersten Umfrage befürwortete eine Mehrheit die Spiele nur, sofern keine Schulden gemacht werden und die Olympiabauten hinterher sinnvoll genutzt würden. Das aber scheint dem DOSB zu wackelig zu sein.
Leser*innenkommentare
Georg Schmidt
oder so!!!
http://blog.zeit.de/hamburg/geschaeft-statt-geschenk/
Verkehrsfritze
Naja, ich seh die Olympia auch kritisch, aber bei der Kritik sollte man nicht undifferenziert sein wie die Befürworter. Von vielen Infrastrukturen (Sportstätten, Verkehr, ...) profitiert die Stadt langfristig. Mit Bundesmitteln kann man so manch Projekt realisieren, was alleine schwer zu stemmen wäre. Zudem fördert es die Bekanntheit, sodass alle Olympiastädte auch auf längere Sicht z.B. mehr Gäste erwarten. Ob man das aber will, ggf. zulasten der lokalen Bevölkerung, wäre dann die nächste bzw. eigentliche Frage. Außerdem kann und soll man ja aus den Fehlern anderer Städte lernen, die ins Nirgendwo riesige Anlagen schufen, die später keinen Bedarf mehr haben. Das sehen die Konzepte von Berlin und Hamburg aber nicht vor. Fast alle Sportstätten sind schon in der Stadt sowie im Umland, mit dem man kooperiert.
Georg Schmidt
@Verkehrsfritze das dürfte weder auf HH noch auf B zutreffen, beides bekannte Weltstädte, natürlich würde die Neugestaltung dr Sportstätten notwendig sein usw, aber die Leute vom O Komitee tun sich leicht, sie bewerben sich, lassen sich feiern, bezahlen tun sie aber garnix, oder!?
Georg Schmidt
Olympische Spiele, wie auch andere Sport Ereignisse sind teuer, sehr teuer, hinterlassen Ruinen, dauer gerade mal 2 Wochen, die Milliarden, die man das verbaut kann man besser einsetzen! Zudem übernehmem weder IOC noch andere Vereine Kosten, sie sahnen nur ab und bestimmen ! Schon allein die Bewerbung von B-HH dürfte c 10.000.000€ kosten!