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Olivenöl-Tester über Qualitätsmängel„Bio schmeckt auch nicht anders“

Selbst Bio-Olivenöle sind bei der Stiftung Warentest durchgefallen. Der erfahrene Olivenöl-Tester Dieter Oberg erklärt, warum.

Wie frisch die Oliven bei der Verarbeitung sind, ist entscheidend für den Geschmack des Öls Foto: dpa
Interview von Friederike Meier

taz: Herr Oberg, im aktuellen Test der Stiftung Warentest sind 10 von 24 Ölen wegen geschmacklicher Mängel durchgefallen. Sie waren mit der höchsten Güteklasse „nativ extra“ deklariert, erfüllten die Kriterien aber nicht. Ist es so schwierig, gutes Olivenöl herzustellen?

Dieter Oberg: Natürlich gibt es ganz hervorragendes Olivenöl. Aber man kann diese Spitzenöle nicht in der notwendigen Menge herstellen. Man muss bedenken, dass es riesige Plantagen gibt. Die Oliven müssen in relativ kurzer Zeit geerntet und verarbeitet werden, sonst wirkt sich das negativ auf den Geschmack aus.

Wie schmeckt das Öl, wenn die Oliven zu spät geerntet werden?

Das kommt auf die Sorte an. Die spanische Sorte „Picual“ beispielsweise kann man drei Monate lang ernten. Am Anfang schmeckt sie grün und intensiv, am Schluss geht es eher in Richtung einer schwarzen Johannisbeere. Sie kann aber auch schon vergoren schmecken, das wäre dann nicht mehr die höchste Güteklasse. Je reifer die Olive wird, desto milder wird sie im Geschmack, und desto schlechter ist sie haltbar.

Was sind die häufigsten Mängel, die Sie feststellen?

Zum Beispiel, dass die Oliven anfangen zu gären, weil sie beschädigt wurden. Oft gibt es auch muffigen Geschmack, Fehler durch Frostschäden oder durch eine Fliege, die die Olive ansticht. Und natürlich passiert es, dass Öl durch Oxidation ranzig wird – etwa wenn es zu lange in Kontakt mit Luft gekommen ist. Das kann auch zu Hause im Haushalt passieren, wenn man die Flasche nicht richtig zumacht oder wenn zu viel Licht reinkommt.

Die Stiftung Warentest hat in vielen Ölen Mineralöl-Kohlenwasserstoffe, vermutlich aus Schmierstoffen oder Abgasen, gefunden. Warum kriegt man die nicht raus?

Man muss beachten, dass wir Olivenöl ausschließlich importieren. Wir können daher schlecht Einfluss auf die Anbauer nehmen. Aber man könnte über Versuchsgüter probieren herauszufinden, wo die Schadstoffe herkommen. Ob vielleicht mit Motoren geerntet wurde, ob mit dem Traktor etwas nicht in Ordnung war und wie die Oliven transportiert wurden.

privat
Im Interview: Dieter Oberg

hat siebzehn Jahre das Deutsche Olivenöl-Panel geleitet. Die 20 Experten haben im vergangenen Jahr unter anderem 80 Bioöle getestet.

Auch Bioöle sind durchgefallen. Ist es besonders schwierig, Bioolivenöl herzustellen?

Einige Biobetriebe bewässern ihre Bäume nicht. Dann kann sich ein sehr trockener Sommer auf den Geschmack auswirken. Wenn die Oliven zu trocken werden, schmecken sie holzig. Das kann man im Öl auch schmecken. Außerdem ist die Schädlingsbekämpfung im Bioanbau eingeschränkt. Unter Umständen können Betriebe ihr Öl nur als raffiniertes Öl verkaufen. Das hat es in den letzten Jahren mehrmals im Mittelmeerraum gegeben.

Schmecken Bioöle denn anders?

Wenn Sie mich vor zwei Öle stellen und ich soll erkennen, ob die Oliven organisch angebaut wurden oder nicht, dann muss ich passen. Im Olivenölbereich ist Bioanbau aus Umweltsicht gut, aber die Olive selbst verändert sich nur marginal. Vom Geschmack her wird man kaum einen Unterschied finden.

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19 Kommentare

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  • Zwei Dinge Dinge sollte man unterscheiden:

     

    1. Technisches, das man selbst nicht beurteilen kann. Enthält das Olivenöl beispielsweise Chemikalien, die nicht hineingehören? Oder ist das Olivenöl gepantscht (Italien produziert beispielsweise weniger Olivenöl als es exportiert. Italienische Firmen importieren Olivenöle aus Spanien, Nordafrika usw., verschneiden es und verkaufen es dann unter eigenen Markennamen)?, wobei verschnittenes Öl nicht notwendigerweise schlecht sein muss, es ist nur nicht jedermanns Sache.

     

    2. Geschmackliches, das man mit etwas Erfahrung selbst beurteilen kann und natürlich auch beurteilen muss. Hier hilft nur Übung; hilfreich ist insbesondere auch der Kommentar von Leuten, die erfahrener sind, weil sie beispielsweise aus dem Mittelmeerraum kommen.

     

    Es gibt Öle mit sehr eigenartigem Geschmack und sogar Nachgeschmack, bei dem Kenner aus Olivenölgegenden ins Schwärmen geraten, unsereins, der außer ein paar großen Marken nichts kennt, aber erstmal unsicher ist. Ich frage mich immer, wie solche Öle bei deutschen Tests abschneiden würden.

     

    "Ihr Deutschen mit euren schwachsinnigen Tests, ihr würdet sogar ranziges Öl benutzen, wenn es 'sehr gut' getestet worden wäre, sowas gibt's wirklich nur in Deutschland." Wer mit Olivenöl aufgewachsen ist, hat natürlich leicht reden ...

  • Welche ökologischen Vorteile bietet das eigentlich, wenn ich Bioolivenöl kaufe, dass erst durch halb Europa transportiert werden muss, bis es in meinen Salat kommt?

     

    Wäre der Kauf einheimischer Produkte mit kurzen Transportwegen nicht mehr bio?

    Nix gegen Olivenöl, aber in den hiesigen Regionen sollte es ein Luxusprodukt bleiben, was nicht für jeden Tag vorgesehen ist. Und wenn ich wegen der begrenzten Haltbarkeit dann später eine halbe Flasche wegschmeiße, ist das auch nicht bio. Kleinere Verpackungsmengen sind am ehesten dann bio.

    Der Anbau dürfte nur einen kleinen Teil des ökologischen Fußabdrucks sein.

    • @Age Krüger:

      Ich bin ganz deiner Meinung! Regionale Lebensmittel sollten immer bevorzugt werden. Der lange Transport ist ausschlaggebend für die CO-2-Emissionen.

  • "Am Anfang schmeckt sie grün und intensiv,"

     

    Wie schmeckt denn grün? Muss mal meine Tochter fragen, die kaut des öfteren auf ihren Malstiften rum.

  • 3G
    37818 (Profil gelöscht)

    Ein gutes Olivenöl ist ein Olivenöl, was keine gesundheitsschädlichen Folgen hat und mir einigermaßen schmeckt. Punkt. Alles andere ist Genuss-Dekadenz, Wichtigtuerei und vor allem Geschäftemacherei. Durch diese albernen Tests sollen doch nur die Preise nach oben getrieben werden.

    • 6G
      60440 (Profil gelöscht)
      @37818 (Profil gelöscht):

      Is klar ! Und morgen erzählen Sie uns dann, sie machen keinen Unterschied zB. zwischen einer Belon oder einer Fine de Claire. Oder sie nivellieren jeglichen Unterschied zwischen Belugsa und Malossol ...

    • @37818 (Profil gelöscht):

      Nein Danke, Öle, die "einigermaßen gut" schmecken überlasse ich dann Ihnen.

      Ich gebe dann gerne das Mehrfache aus um ein hervorragend, schmeckendes Öl zu erwerben.

      Diese Dekadenz gönne ich mir dann gerne.

      • 8G
        849 (Profil gelöscht)
        @Thomas März:

        Es muss ja nicht die Welt kosten. Ein mehrfacher Preis heißt auch nicht, dass es deshalb besser schmecken muss. Ich beziehe mein Öl in der Regel direkt aus Spanien oder Griechenland. Das ist preiswert und gut.

  • 7G
    75880 (Profil gelöscht)

    "Bio" ist leider zu einem bürokratischen Monster verkommen. Es gewinnt weniger der Verbraucher sondern der "Zertifizierer"

  • Ha ha... Lach* ... Der gute Herr Oberg erwähnt ja immerhin `Verunreinigungen´ durch Schadstoffe: Erntung mit Schadstoffreichen Traktoren ( Motoröl und Dieselstaub wohl?).. und dann noch die, im Biobau reduzierte Schädlingsbekämpfung (durch wohl Herbizide und Pesticide ?) Das Interview ist m.E. etwas seltsam: die BIO Reinheit des Olivenöls ..(deren Freiheit von Schadstoffen und Pesticiden..) hat offensichtlich nichts zu tun mit dessen Geschmack..

    Wat mit Aromazusätze´ ?

    • 7G
      73176 (Profil gelöscht)
      @vergessene Liebe:

      Weder noch ... Pestzide gibt es gar nicht - hoechstens als Kampfbegriff.

      Herbzide ist gegen Umkraeuter. Richtig waere Insektizide.

      • @73176 (Profil gelöscht):

        Richtig kämpferisch, nicht wichtig kämpferisch ...

  • Bio schmeckt nicht anders? Kleiner Test: ich nehme eine handvoll Oliven, pinkle und sch... drauf, anschliessend spucken, dann roll ich sie durch eine verölte Werkstatt, um sie dann mit einem 1 Jahr nicht mehr gewaschenen Tuch sauber zu rubbeln. Jetzt sehen Sie keinen Unterschied mehr zu vorher, WISSEN aber mehr: wie schmecken die Oliven?

    • @Mitch Miller:

      Bio-Oliven werden mit weißen Handschuhen einzeln gepflückt. Die beteiligten Jungbäuer*innen sind tariflich bezahlt, hochgesund und waschen sich ständig die Hände. Der Transport und die Verarbeitung erfolgt unter sterilen Bedingungen auf Silbertablets. Das Bio-Produkt ist so rein wie die Seele von Mitch Miller.

    • @Mitch Miller:

      Interessant. Was Sie alles so mit Oliven machen. Haben Sie auch irgendetwas zum Artikel beizutragen?

      • @Jürgen Matoni:

        Sie haben mich nicht verstanden oder nicht mitgedacht: die Eingangsaussage "Bio schmeckt nicht anders" ist so sinnlos wie "Biotomaten sind nicht roter" oder "Biobrot ist nicht knuspriger": sinnlos. Mit solchen Aussagen wird Bio diskreditiert, weil es auf irgendeinen Geschmack reduziert wird. Da sagt sich manch ein Durchschnittsverbraucher: schmeckt nicht besser, ist aber doppelt so teuer - sie spinnen ja.

        Worauf ich hinaus wollte: es ist in erster Linie das Wissen um die Herkunft , Erzeugung und Behandlung und dadurch die innere Qualität, die Bio besser macht. Nicht irgendein Geschmack. Wir kaufen 98% Bio, und leider war da auch tatsächlich schon einiges dabei, das echt keinen Geschmack hatte (Gemüse), was mir aber immer noch lieber ist als mit irgendwelchem ekligen Zeuch behandeltes Gen+Chemiegemüse - daher mein Gedankenspiel.

        • @Mitch Miller:

          Daß Bio nicht besser schmeckt, nur weil die Umwelt weniger belastet wird (oder es einem Tier besser geht), braucht man nun wirklich nicht verschweigen. Damit würde man nur als Heuchler dastehen.

  • Im Fruehling 2016 hieß es noch: "Ein Bakterium rafft die Olivenbäume in Südeuropa dahin."

    Ich frage mich, ob das durchweg schlechte Testergebnis damit was zu tun hat.