Olivenbäume in Spanien: „Ebola der Bäume“
Auf Mallorca wurde ein Bakterium nachgewiesen, das in Italien 250.000 Hektar Olivenhaine vernichtet hat. Spanische Landwirte sind besorgt.
Bevor die Plage in Italien festgestellt wurde, war sie nur in Asien und Amerika bekannt. Nun wurden in Süditalien in nur drei Jahren 250.000 Hektar Olivenhaine Opfer des Bakteriums. Der Mikroorganismus führt zum Austrocknen der Pflanzen. Neben Olivenbäumen befällt er unter anderem auch Rebstöcke, Mandel- und Kirschbäume. Auf Mallorca sind es drei Kirschbäume, die befallen wurden.
Unter den Landwirten ist das Bakterium als „Ebola der Bäume“ bekannt. Denn die Bekämpfung ist schwierig. Es wird durch Insekten übertragen, die sich von Pflanzensäften ernähren, und befallene Pflanzen zeigen über Monate keine Symptome. So bleibt eine Ausbreitung lange unentdeckt. Eine effiziente Methode, die Krankheit zu bekämpfen, fehlt bislang. Das Protokoll des spanischen Landwirtschaftsministeriums sieht die Zerstörung aller Pflanzen in einem Umkreis von 100 Metern vor.
In einer Schutzzone mit einem Radius von 10 Kilometern werden Stichproben genommen, um sicherzugehen, dass sich das Bakterium nicht weiter ausgebreitet hat. Die spanischen Behörden hoffen, dass die Insellage des ersten Infektionsherdes zumindest die Ausbreitung des Bakteriums erschwert.
Auf dem Festland sind sie dennoch beunruhigt. „Das ist eine schwerwiegende Nachricht“, sagt Crístobal Aguado, Vorsitzender des Landwirtschaftsverbandes der Region rund um Valencia. Mallorca und Valencia trennen nur rund 200 Kilometer Mittelmeer. Ein reger Fähr- und Handelsverkehr verbindet die Insel mit dem Festland.
Aguado wirft der Europäischen Union vor, schlecht auf die Plage in Italien reagiert zu haben. Er verlangt eine Liste der Länder, die wirksame Schutzmaßnahmen anwenden. Nur aus diesen soll importiert werden dürfen.
Bereits vor einem Jahr hatte das Europaparlament die Krankheit auf der Tagesordnung. Die Abgeordneten begrüßten die Maßnahmen innerhalb Europas, die Handel mit Pflanzen aus befallenen Regionen erschweren. Schon jetzt gilt: Beim Handel innerhalb des EU-Binnenmarktes müssen alle Wirtspflanzen von Xylella fastidiosa von einem Pflanzenpass begleitet sein. Landwirtschaftsvertreter beklagen jedoch, dass Importe von außerhalb der EU bei Weitem nicht so streng kontrolliert würden.
„Um das EU-Gebiet zu schützen, muss das EU-System für die Entdeckung von Erregern überarbeitet werden und falls notwendig sollte die EU-Kommission nicht davor zurückschrecken, stärkere Importrestriktionen einzuführen“, heißt es in dem Parlamentsbeschuss vom Mai vergangenen Jahres lediglich. „Ein in Sachen Handel so liberales Land wie die USA macht dies“, merkt der Valencianer Aguado an.
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