Offensive der katholischen Kirche: Kardinalskollegium wird globaler

Papst Franziskus ernennt 20 neue Kardinäle. Europäer machen nun weniger als die Hälfte des katholischen Kollegiums aus.

Der Papst betet vor unscharfem Hintergrund

Papst Franziskus beim Gebet am 28. August 2022 Foto: rtr

ROM taz | Die katholische Kirche hat seit Samstag 20 neue Kardinäle. Das Besondere: Sie stammen aus allen Ecken der Welt. Papst Franziskus „kreierte“ – so der offizielle Ausdruck der Kirche – sie auf dem in Rom zusammengerufenen Kardinalskonsistorium.

Vorneweg fällt an der Liste der Ernannten auf, dass der Papst die Linie der Globalisierung der Kirchenhierarchien, samt Öffnung zu den „Peripherien“ – so der Direktor des Vatikan-Dikasteriums für Kommunikation – weiter verstärkt.

Noch vor wenigen Jahrzehnten gaben die Italiener im Kardinalskollegium – und damit auch im zur Wahl eines neuen Papstes zusammengerufenen Konklave – den Ton an. Nun stellen sie nur fünf der Neuberufenen, gleich drei von ihnen sind über 80 Jahre alt – was bedeutet, dass sie bei der nächsten Papstwahl kein Stimmrecht haben.

Auf der anderen Seite stehen die neuen Würdenträger: Sie stammen aus Osttimor, der Mongolei, Indien, Brasilien, Nigeria, Ghana, Singapur und Paraguay. Europa stellt nur noch 53 der insgesamt 132 Wähler im nächsten Konklave, während 40 Wähler auf Afrika, Asien und Ozeanien und 38 auf Amerika entfallen.

Auf der Tagung geht es um die innere Reform der Kirche

Rund um diese Kardinalskreierungen wurden zugleich zwei Zeichen gesetzt, eines von Franziskus selbst und eines von einem Kandidaten, der die neue Würde ablehnte. Der Papst machte diesmal den Bischof von San Diego, Robert Walter McElroy, zum Kardinal. McElroy hatte sich mit seiner Position zur in der katholischen Kirche der USA geführten Debatte profiliert: Die fragte, ob katholischen Pro-Abtreibungs-Politiker*innen wie dem Präsidenten Joe Biden oder der Vorsitzenden des Repräsentantenhauses Nancy Pelosi die Kommunion verweigert werden solle. Seinen Kollegen, die die Verabreichung der Kommunion ablehnen, warf er vor, sie zeigten einen Mangel an „pastoraler Fürsorge“.

Luc Van Looy wiederum, emeritierter Bischof von Gent, schlug die ihm angetragene Beförderung zum Kardinal aus. Er wird in Belgien bezichtigt, Vorwürfen zu Missbrauchsfällen in seiner Diözese nicht entschieden genug nachgegangen zu sein. Seinen Verzicht begründete er damit, dass er die Missbrauchsopfer nicht „erneut verletzt“ sehen wolle.

Auf dem in Rom tagenden Konsistorium geht es am Montag und Dienstag auch um die apostolische Konstitution „Prae­dicate Evangelium“, in der es um die innere Reform der Kirche geht. Zugleich wird spekuliert, ob Franziskus die Debatte über die Modalitäten und die kirchenrechtliche Regelung eines Papstrücktritts vorantreiben will.

Zwar erklärte er erst kürzlich wieder, er werde „nicht im Moment, nicht in nächster Zeit“ abtreten, doch im letzten Jahr musste er sich einer Operation unterziehen, dieses Jahr saß der mittlerweile 85-Jährige oft im Rollstuhl. Für seine Nachfolge hätte er das Feld jedenfalls bestellt: 83 der 132 im Konklave wahlberechtigten Kardinäle hat er in seiner Amtszeit berufen.

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