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Öl- und Gassektor und MedienTriefend von Öl

Der Springer-Konzern ließ sich lange von Fossilinvestoren mitfinanzieren. Das Geld kam vor allem von einer der größten Private-Equity-Gesellschaften der Welt.

Illustration: Esther Gonstalla

Springer-Chef Mathias Döpfner wird immer reicher und mächtiger. 2020 nahm er den Konzern von der Börse, nachdem er zwei Finanzinvestoren an Bord geholt hatte. Dann ging er auf Einkaufstour. Für fast eine Milliarde Dollar übernahm er die US-Tageszeitung Politico und weitete ihr Erscheinen nach Europa aus. Auch der in New York ansässige Onlinenachrichtendienst Business Insider gehört schon länger zum Springer-Imperium; ein paar Prozente daran hält auch Amazon-Chef Jeff Bezos. Als Cashcows erwarb Döpfner außerdem digitale Kleinanzeigenportale wie die Jobbörse Stepstone und mehrere Immobilienplattformen.

Das Geld für den Expansionskurs kam vor allem von KKR, einer der größten Private-Equity-Gesellschaften der Welt, die intensiv im Öl- und Gassektor unterwegs ist. Sie hat ein Vermögen von über 500 Milliarden Dollar angehäuft und verdient, indem sie ein paar Jahre bei Unternehmen einsteigt und sich anschließend mit großem Gewinn wieder verabschiedet. Laut Global Energy Monitor ist KKR gegenwärtig am Ausbau von 188 Anlagen für fossile Brennstoffe in 21 Ländern beteiligt. Dokumentiert sind zahlreiche Umweltverstöße, unter anderem beim Ausbau von Flüssiggasanlagen in den USA. Die klimaschädlichen Emissionen sollen 6.500-mal so hoch sein wie gegenüber den Anteilseignern dargestellt.

Im vergangenen Herbst kündigten Springer und die beiden Finanz­organisationen an, dass ihre Partnerschaft in diesem Frühjahr enden wird. Springer behält die Publikationen Politico und Business Insider. Im Gegenzug erhalten KKR und der Pensionsfonds CPP den Großteil der lukrativen Anzeigenportale. „Ein großartiges Ergebnis für alle Beteiligten“, jubelte der KKR-Mitgründer Henry Kravis. Die Bewertung des Spinger-Konzerns hatte sich durch die Kooperation binnen fünf Jahren etwa verdoppelt. Springer ist jetzt ein börsenunabhängiges Medienhaus, das fast ganz auf Chef Döpfner zugeschnitten ist. Zusammen mit der Springer-Witwe Friede hält er 98 Prozent der Anteile, der Rest gehört einem Enkel des Gründers.

Superreiche und Medien-Beilage

Dieser Text ist im Rahmen einer Beilage der taz Panter Stiftung zum Thema Superreichtum und Medien am 14. März 2025 erschienen.

Döpfner gilt heute als Milliardär. 2020 hatte er Friede Springer einen kleinen Anteil des Konzerns abgekauft und zusätzlich einen größeren Teil von ihr geschenkt bekommen. Normalerweise sind für solch üppige Präsente 50 Prozent Schenkungssteuer zu entrichten. Doch Juristen fanden eine Konstruktion, durch die der Staat leer ausging – „selbstverständlich nach den Regelungen des geltenden Steuerrechts“, wie ein Konzernsprecher gegenüber dem Manager Magazin versicherte.

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11 Kommentare

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  • Dokumentiert sind zahlreiche Umweltverstöße, unter anderem beim Ausbau von Flüssiggasanlagen in den USA. Die klimaschädlichen Emissionen sollen 6.500-mal so hoch sein wie gegenüber den Anteilseignern dargestellt.

    Nachdem Habeck mit seiner Fracking-LNG-Offensive inklusive umstrittenen Terminalausbau die klimaschaedlichste Energieversorgung "reingewaschen" hat, kann man dem Springerkonzern ja wohl kaum vorwerfen, Geld von einem in diesem Bereich taetigen Investor zu nehmen.

    • @elektrozwerg:

      Sie haben wirklich vergessen, dass Putin den Gashahn zudrehte?



      Hier ging es um Nichterpressbarkeit. Auch wenn Putin ein, zwei Anlagen sabotiert bekäme.

  • Wohin nahezu unregulierte Medienmacht führt, dürfen wir gerade in den USA bewundern. Springer wird seine Schmutzgriffel bald ebenso nach politischem Einfluss ausstrecken - also noch mehr davon - wie Elon Musk es tut. Vom Staat kommt da nur Grillenzirpen, schließlich ist es leichter, bei denen zu regulieren und kürzen, die wehrlos sind und sich keine Stimme mit Großspenden erkaufen können.

  • Springer hat sich zwischen die Stühle manövriert. Politico wird in den USA als linkes Medium angegriffen und von Musk und Doge als Betrüger hingestellt. Alle Abos der US Regierung sind gecanceled. Allerdings sind Trump, Musk und Döpfner geistig in ähnlicher Verfassung.

  • Das mit der Schenkungssteuer ist natürlich eine Sauerei, die nur noch vergleichbar ist mit den Cum-Ex Geschichten. Der Fehler liegt allerdings ganz klar bei den Regierungen der letzten 10 Jahre, die dieses Scheunentorgroße Schlupfloch geschaffen haben und es nicht wieder geschlossen haben.

    Der Rest der Geschichte ist eben kein Skandal. Mir ist nicht mal klar, wie hier versucht wird schmutz bei Springer ankommen zu lassen. Es ist völlig legal sich Geld zu verschaffen und sich damit zu vergrößern. Sei es über Kredite oder über Finanzpartner.

    pecunia non olet

    • @Dr. Idiotas:

      "Der Fehler liegt allerdings ganz klar bei den Regierungen der letzten 10 Jahre"...

      Ergo: der Fehler liegt bei dem Stimmverhalten der Wählerinnen und Wähler.



      Wer das "Scheunentor" geschlossen sehen möchte, müsste dann logischerweise Parteien wählen, die genau das tun wollen. Das haben die Wählerinnen und Wähler mehrheitlich nicht getan.



      Viele wählten Klientelparteien für Überreiche.



      Warum!? Keine Ahnung. Zu viel Springerpresse gelesen vielleicht?

      • @Nilsson Samuelsson:

        Es sollte das Anliegen aller Parteien, außer der FDP sein diesen Fehler zu korrigieren.

        Trotzdem handelt es sich nur um ein Detailptoblem. Wer linke wählt, nur um dieses Problem gelöst zu bekommen schüttet das Kind mit dem bade aus.

        Die linken an der Macht würden dermaßen viel kaputt machen, dass es auf die paar MRD Mehreinnahmen nicht ankommt.

    • @Dr. Idiotas:

      > Der Rest der Geschichte ist eben kein Skandal. <

      Naivität oder Positivismus ?



      Wer zahlt, bestimmt das Lied das gespielt wird.

    • @Dr. Idiotas:

      Da läuft politisch gewaltig was schief, wenn die Superreichen immer reicher werden und (Kinder-) Armut weiter wächst.



      Mit der SPD wird sich da nichts ändern. Es braucht dafür Linke und Grüne, und "Tax The Rich!" ist der richtige Slogan!



      Ist doch das Gleiche mit "unserem" reichsten Milliardär, KlauMi Kühne: Der vermeidet Steuern in Deutschland durch seinen Wohnsitz in der Schweiz, nimmt aber auf die hiesige Politik, besonders in Hamburg (auch schon zu Scholzens Zeiten!) und Bremen (taz.de/Arisierungs...-Bremen/!5956447/) Einfluss ...

    • @Dr. Idiotas:

      Perspektive. Einfluss schafft Gesetze und diese begünstigen die Einflussreichen, damit könnte man sagen alles in Recht und Ordnung. In jedem System gibt es Gesetze die einer Beurteilung durch die Geschichte nicht standhalten. Manchmal ist die Unrechtmäßigkeit von vornherein offensichtlich, manchmal nicht. Kaum eine Generation in Deutschland hat nicht erlebt, wie sich Perspektive und Rechtslage drastisch ändern. Ich denke kapitlistische Ausbeutung/Ungleichheit mit krassen globalen aber auch lokalen Verwerfung jeden Tag, nur verschleiert durch Komplexität der Beziehungen und Verantwortungsdiffusion wird eines Tages eher als gesellschafliches Versagen beurteilt werden. Jeder muss sich der Frage stellen wie lange Zeitgeist und Opportunismus tragen.

    • @Dr. Idiotas:

      Legal ist nicht automatisch ethisch.

      Hier trifft dabei die Gesetzesmacher eine Mitschuld - ich unterstelle Absicht, von Profi-Lobbyisten vorformuliert.

      Döpfner/Springer geben dem Caesar nicht, was offensichtlich dem Caesar wäre. Döpfner hätte das Geld für die Steuer natürlich gehabt.