piwik no script img

Neuer Seenotrettungseinsatz„Sea-Watch 4“ ist auf dem Weg

Sea-Watch und Ärzte ohne Grenzen schicken ein neues Rettungsschiff ins Mittelmeer. Das Geld dafür kommt aus einem breiten zivilen Bündnis.

Hier liegt die „Sea-Watch 4“ noch im Hafen – inzwischen ist sie auf dem Weg zum Rettungseinsatz Foto: dpa

Berlin taz | Mit der „Sea-Watch 4“ ist am Wochenende ein neues ziviles Seenotrettungsschiff ins Mittelmeer aufgebrochen. Das Schiff sei am Samstag vom spanischen Hafen Burriana nahe Valencia in die Such- und Rettungszone aufgebrochen, teilte die Seenotrettungsorganisation Sea Watch mit. Es sei derzeit das einzige Rettungsschiff im Mittelmeer.

Mehrere Schiffe verschiedener NGOs waren in den vergangenen Monaten in Italien und Malta am Auslaufen gehindert oder festgesetzt worden – wegen angeblicher Mängel bei der Registrierung oder Verstößen gegen Sicherheitsvorschriften. Auch wurden kaum erfüllbare Auflagen gestellt, sodass die Schiffe faktisch handlungsunfähig sind.

„Seit Wochen werden zivile Schiffe unter absurden Vorwürfen vom Retten abgehalten, während Menschen im Mittelmeer um ihr Leben kämpfen“, sagte Chris Grodotzki von Sea-Watch. Alleine in den vergangenen sechs Wochen hätte ihr Aufklärungsflugzeug „im zen­tralen Mittelmeer über 1.500 Personen in Seenot dokumentiert“, so Sea Watch.

Die „Sea-Watch 4“ ist das erste Kooperationsprojekt der gleichnamigen NGO mit Ärzte ohne Grenzen. Diese hatten im April ihre bisherige Zusammenarbeit mit der Organisation SOS Méditerranée beendet. Es hatte unterschiedliche Auffassungen darüber gegeben, inwiefern Rettungseinsätze während der Coronakrise möglich sind. Mehrfach war Schiffen mit Geretteten unter Verweis auf die Pandemie das Anlegen in europäischen Häfen versagt worden.

Ermöglicht wurden der Kauf und der Umbau des Schiffes durch Spenden des breiten zivilgesellschaftlichen Bündnisses United4Rescue. Dieses war im November 2019 auf Initiative von etwa 40 Partnern aus Kirchen, Kommunen, Vereinen und Initiativen gestartet. Inzwischen sind dort mehr als 550 zivilgesellschaftliche Organisationen vertreten. Unterstützt werden auch andere Seenotrettungsorganisationen.

Die Lage vor der libyschen Küste sei weiterhin „dramatisch“, sagte Michael Schickwart vom Verein Uninted4Rescue. „Deshalb sind wir froh, dass unser Schiff endlich auf dem Weg ins Einsatzgebiet ist, um Menschen aus Seenot zu retten.“

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

9 Kommentare

 / 
  • Warum wird nicht expliziert erwähnt, dass die Sea Watch 4 vor allem auch durch Spenden aus der Evangelischen Kirche mitfinanziert wird??

  • Ob das Thema Seenotrettung auch kontrovers diskutiert werden kann?

  • Hoffentlich gerate ich bei meinem geplanten Ostseeurlaub mit meiner kleinen Jolle nicht in Seenot. Womöglich kommt ein Rettungsschiff und bringt mich nach Schweden.

    • @Thomas Schöffel:

      Ich verstehe Ihren Kommentar nicht. Würden Sie es denn vorziehen zu ertrinken?

      • @Totti:

        Ich wollte hier auf humoristische Art darauf aufmerksammachen, daß, falls ich an der Ostseeküste in Scharbeutz in Schleswig-Holstein in Seenot gerate, natürlich hoffe, daß ich gerettet werde, aber ich möchte dann nicht nach Schweden oder so gebracht werden, sondern an den Strand zurück in Schleswig-Holstein. Ahnen Sie nun, auf was ich hinausmöchte?

        • @Thomas Schöffel:

          Ja, ich habe mittlerweile auch aus anderen Kommentaren verstanden, dass sie sich hier für den "Humor" zuständig fühlen.

  • Kirchenmittel?



    Es wurden Spendengelder generiert und nicht Mittel aus der Kirchensteuer zur Finanzierung genutzt.

  • Dieses Schiff wurde vorwiegend aus Kirchenmitteln finanziert. Ich finde, dass hätte im Artikel gern konkret erwähnt werden können.

    • @Fallmanagerin:

      steht doch alles da. und wer auf die seite von united4rescue geht, kann sich ein bild davon machen wie viele kirchlich nahe organisationen beteiligt sind. www.united4rescue.com/partners