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Neuer Böhmermann-Song nach Chemnitz„Es gibt keine Nazis in Sachsen“

Zurück aus der Sommerpause widmet sich Jan Böhmermann dem Naziaufmarsch in Chemnitz. Sein Song ist eine Lobeshymne.

Böhmermann haut innerhalb von knapp fünf Minuten einfach gesammelt auf alle drauf Foto: dpa

„Noch sorgloser relaxen als in Erdoğans Türkei kann man im nazifreien Sachsen.“ Jan Böhmermann ist mit dem „Neo Magazin Royale“ zurück aus der Sommerpause. Wie zu erwarten gewesen, verarbeitet er die aktuelle Debatte mit Sarkasmus. Nachdem selbst eine Kommunikationsagentur, die einen Imagefilm für die Region Leipzig drehen sollte, sich nach den Ausschreitungen in Chemnitz von ihrem Auftrag zurückzog – „Unserer Meinung nach ist das Image Sachsens weltweit so nicht mehr vermittelbar“, schrieb die Agentur am Montag auf Twitter –, will Böhmermann den Ruf Sachsen retten.

So stimmt er, untermalt von melancholischem Klavier-Geklimper, ein Loblied an. „Ein Lied gegen Sachsen-Bashing. Ein Lied, das allen Kritikern ein für alle Mal erklärt, wie toll es in Sachsen wirklich ist“, kündigt er seinen Auftritt an.

Für sein Sachsen-Chanson „Es gibt keine Nazis in Sachsen“ fungiert das „Rundfunk-Tanzorchester Ehrenfeld“, die mit Deutschlandhüten und Sonnenbrillen bekleidet sind, als Backgroundchor. Wie oft wurde Sachsen schon „gekränkt oder verletzt“, „mit Häme übersät“ oder von „Hypermoralisten geschmäht“? Es gebe keine Nazis in Sachsen, singt Böhmermann.

Und so nahm sich Polizistensohn Böhmermann den “Pegizisten“ nach den Ereignissen der letzten Tage etwas verspätet zur Brust und sang „wie man in Chemnitz sagt, einen ‚Gassenhauer‘“. Im Wechsel werden immer wieder Aufnahmen vom AfD- und Pegidanahen Dresdner, der jüngst Journalisten anpöbelte, gezeigt.

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Gegen Ende der Darbietung kündigte Böhmermann mit verschmitzter Miene schließlich ein „Sachsophon-Solo“ als Highlight an. Lustig, und doch fällt das Lachen schwer, denn die eigentlich Message ist eindeutig: Es gibt doch Rechte in Sachsen.

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7 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Wer sagt, wer in Sachsen Nazi ist, der muss mE mehr als das sagen, der muss sich mit der Biografie des/der Betroffenen beschäftigen.

    Mein Punkt ist, wenn wir Menschen, die sich aufgrund von Armut nach rechts radikalisieren oder radikalisiert haben nun als Nazis bekämpfen, diffamieren wir Armut, die natürlichen Schwächen aller Menschen und die diesbezügliche Forschung, die die Wirkzusammenhänge aufgedeckt hat.

  • 2G
    2830 (Profil gelöscht)

    Böhmi ist Drittverwerter, wie ein Makler oder Staubsaugervertreter. Wie S. Raab benutzt er Menschen, ihr Schwächen und Fehlleistungen um daraus Profit zu schlagen und Grund zum Fremdschämen zu liefern. Dann kann Gutmensch drüber stehen und wähnt sich auf der richtigen Seite. Böhmi und Raab macht es reich, also monitär und für die Burda-Gala. Kreativeleistung, also nutzen für die Nachwelt, Beitrag zur Kultur? Zynischer Dünnpfiff gleich dem was parodiert wird.

  • "Für sein Sachsen-Chanson „Es gibt keine Nazis in Sachsen“ fungiert das „Rundfunk-Tanzorchester Ehrenfeld“, die mit Deutschlandhüten und Sonnenbrillen bekleidet sind, als Backgroundchor."

    Das ist nicht ganz richtig: das Rundfunk-Tanzorchester Ehrenfeld sorgte für die instrumentelle Begleitung und sollte mit dem Backgroundchor (u.a. mit Florian Will) nicht verwechselt werden.

  • Ein ironischer Kunstbeitrag. Ein fiktives Interview mit einem Pegida-Anhänger zum Thema: „Gibt es Nazis in Sachsen?“

    Presse: Gibt es viele Nazis in Sachsen?

    Pegida: Nein, gar keine! Es gibt viele besorgten Bürger und wir werden nur noch missverstanden.

    Presse: Aber Flüchtlingsheime brennen doch!

    Pegida: Ach was! Man bringt den Neulingen das sparsame Heizen der Wohnungen bei.

    Presse: Aber Menschen werden oft gejagt!

    Pegida: Ach was! Sport ist gesund. Man bringt den Neulingen das Joggen bei.

    Presse: Aber viele Leute werden oft geschlagen und sogar getreten!

    Pegida: Ach was! Man bringt den Neulingen die Selbstverteidigung bei.

    Presse: Selbst viele Kinder werden Opfer der Gewalt!

    Pegida: Ach was! Die können doch erst gar kein Deutsch. Und überhaupt, sie erzählen einfach Märchen in dem Alter.

    Presse: Und ein Kinderwagen wurde angezündet und verbrannte!

    Pegida: Ach was! Das war nur 'ne charmante Art mitzuteilen, dass man am Kind nicht sparen darf und sich 'nen neuen Kinderwagen kaufen soll.

    Pegida, Abschlusspledeuer: Wer zu uns nach Sachsen kommt, muss unsere Kultur noch lernen!

    raa-sachsen.de/sta...-sachsen-2017.html

  • Rechte in Sachsen? echt? wär mir kaum aufgefallen... bei der Präsenz im Innenministerium, bayrischer Staatskanzlei, Bundestag, Verfassungsschutz, Polizei,...

  • Und da sagt noch einer, der Rundfunkbeitrag wäre Verschwendung :-D

  • 8G
    84935 (Profil gelöscht)

    Kommt fast an den legendären Maschendrahtzaun ran...