Neue Vorwürfe gegen Paul Manafort: Dementis und Gemauschel
Der inhaftierte Ex-Wahlkampfchef wird beschuldigt, das FBI belogen zu haben. Parallel sorgen Enthüllungen des „Guardian“ für Wirbel.
Sowohl Manafort als auch Wikileaks wiesen den Bericht klar zurück. „Wikileaks ist bereit, mit dem Guardian um eine Million Dollar und den Kopf des Chefredakteurs zu wetten, dass Manafort niemals Assange getroffen hat“, schrieb Wikileaks auf Twitter. Manafort erklärte in einer Stellungnahme: „Diese Geschichte ist vollkommen falsch und verleumderisch. Ich habe niemals Julian Assange getroffen oder irgendjemanden, der mit ihm in Verbindung steht.“
Laut Guardian habe Manafort in den Jahren 2013, 14 und zuletzt etwa im März 2016 Assange in dessen Zufluchtsort in der ecuadorianischen Botschaft in London besucht. Aber auch in den offiziellen Besucherverzeichnissen der Botschaft tauche Manafort nicht auf, schreibt der Guardian selbst. Wer die Quellen sind, auf die sich die Reporter berufen, wird allerdings nicht genannt, auch nicht, in welcher Funktion sie die verschiedenen Besuche mitbekommen haben wollen. Dass der Artikel aus Ecuadors Hauptstadt Quito geschrieben wurde, legt nahe, dass es sich um früheres Botschaftspersonal handeln könnte.
Wenn der Guardian keine weiteren Beweise vorlegen kann, wird die Story keine Halbwertzeit haben. Falls doch, könnte sie allerdings der Untersuchung des FBI-Sonderermittlers Robert Mueller über russische Einflussnahme im US-Wahlkampf 2016 und eine mögliche Mitwisserschaft des Wahlkampfteams von Donald Trump eine neue Wendung geben.
Manafort sitzt derzeit im Gefängnis
Wikileaks hatte im Sommer 2016 Tausende von E-Mails aus Clintons Wahlkampfteam und dem Demokratischen Parteivorstand veröffentlicht. Die Mails zeigten unter anderem, mit welch unlauteren Mitteln Clinton und der eigentlich zur Neutralität verpflichtete Parteivorstand ihren innerparteilichen Rivalen Bernie Sanders ausgebootet hatten.
Paul Manafort, der fünf Monate lang Trumps Wahlkampfmanager war, sitzt derzeit in einem Gefängnis in Alexandria, Virginia, ein. Er hatte eigentlich einen Deal mit der Staatsanwaltschaft gemacht, bestimmte Vorwürfe gegen ihn fallen zu lassen, wenn er sein Wissen mit Sonderermittler Mueller teilt.
Der verkündete nun aber Anfang der Woche, dass Manafort lüge und nicht alle Informationen preisgebe – der Deal ist damit geplatzt, Mueller seinen Kronzeugen los, und ob die Staatsanwaltschaft nunmehr wieder alle Vorwürfe gegen Manafort in das Verfahren einbeziehen wird, wird derzeit geprüft. Manaforts Anwälte bestreiten die Aussagen Muellers und sagen, ihr Mandant habe wahrheitsgemäß ausgesagt und kooperiert.
Trump-Anhänger halten Ermittlungen für Manöver
Für US-Präsident Donald Trump ist die Mueller-Untersuchung von Beginn an ein Klotz am Bein. Vielfach kritisierte Trump seinen inzwischen geschassten Justizminister Jeff Sessions: Sessions war selbst zeitweise Teil des Trump-Wahlkampfteams gewesen und hatte sich wegen eigener Befangenheit für die Aufsicht über die Untersuchungen als nicht zuständig erklärt. Für Trump war das ein Zeichen von Schwäche.
Dass Ergebnisse der Mueller-Untersuchung großen Einfluss auf die öffentliche Meinung haben, ist kaum zu erwarten. Die meisten Trump-Anhänger halten die Ermittlungen ohnehin für ein Manöver der Demokraten, die nicht über Clintons Niederlage hinwegkämen.
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen
meistkommentiert
BSW in Thüringen
Das hat Erpresserpotenzial
Friedenspreis für Anne Applebaum
Für den Frieden, aber nicht bedingungslos
BSW in Sachsen und Thüringen
Wagenknecht grätscht Landesverbänden rein
Rückkehr zur Atomkraft
Italien will erstes AKW seit 40 Jahren bauen
Klimaschädliche Dienstwagen
Andersrum umverteilen
Tech-Investor Peter Thiel
Der Auszug der Milliardäre aus der Verantwortung