Neue Studie: Wie Aasgeier dabei helfen, die Wildnis zu überwachen
Eine neue Studie hat Aasgeier und Künstliche Intelligenz gemeinsam eingesetzt, um Tiere besser vor Naturereignissen und Wilderern zu schützen.
Dürren, Krankheiten und das Töten von Wildtieren können zu kritischen Veränderungen von Ökosystemen führen. Aber in der Wildnis bekommt der Mensch davon so schnell nichts mit. Der Weißrückengeier, eine selbst bedrohte Art, soll nun als sogenannter Wächter eingesetzt werden, um tote Tiere frühzeitig aufzuspüren. Die Wildvögel sind als Gesundheitspolizei der Natur bekannt. Sie ernähren sich von totem Tier, reinigen so die Landschaft und tragen zur Verringerung von Wildtierkrankheiten bei. Durch ihre besonders gute Sehfähigkeit und ihre Kommunikation untereinander können sie weite Landflächen überwachen.
Die Studie
Unter der Initiative GAIA (Guardian of the Wild using Artificial Intelligence Applications) haben Forschende des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin zusammen mit dem Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen (IIS) und dem Tierpark Berlin ein KI-basiertes Verfahren entwickelt. Die Ergebnisse der Studie sind im Journal of Applied Ecology veröffentlicht.
Die Forschenden statteten die Weißrückengeier mit GPS-Sendern und Beschleunigungssensoren aus. Position und Bewegung der Tiere werden erfasst und anschließend von KI-Algorithmen ausgewertet. In einem ersten Schritt übersetzt die KI die Beschleunigung des Geiers in seine Tätigkeit: Sinkflug, Gleitflug, stehend oder fressend.
Neue wissenschaftliche Studien stellen wir jede Woche an dieser Stelle vor – und erklären, welchen Fortschritt sie bringen. Sie wollen die Studie finden? Jede hat einen Code, hier lautet er: doi.org/ 10.1111/1365-2664.14810
In einem zweiten Schritt stellt ein weiterer Algorithmus fest, ob es zu einer räumlichen Anhäufung kommt, wodurch auf einen Kadaver geschlossen werden könnte. Um die KI zu trainieren und die Datenqualität zu prüfen, haben die Forschenden Referenzdaten gesammelt. Dafür wurden 2 Geier im Berliner Zoo und 27 Geier in Namibia mit entsprechenden Sensoren ausgestattet. Zusätzlich wurde das Verhalten der Tiere durch Videoaufnahmen und Beobachtungen erfasst. Das Ergebnis: Die Trefferquote der KI lag bei über 90 Prozent.
Auf der Suche nach Aas legen die Vögel weite Strecken zurück, weshalb sie sich dazu eignen, große Gebiete zu überwachen. Da es in entlegenen Wildnisregionen nur möglich ist, die Daten über Satellitenverbindungen zu senden, die ausschließlich geringere Datenmengen zulassen, haben sich die Forschenden Folgendes überlegt: Eine KI soll zukünftig in den Sender, den die Geier tragen, integriert werden. So kann die KI schon im Vorhinein filtern und nur die entscheidenden Daten übermitteln.
Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.
Was bringt’s?
Zum einen sind die Geier selbst akut vom Aussterben bedroht. Die Forschung kann daher Auskunft über das Verhalten der Tiere geben und sie so möglicherweise auch besser schützen. Zum anderen kann der von der KI analysierte Geierflug zukünftig als Frühwarnsystem eingesetzt werden, um kritische Veränderungen in der Natur wie Dürren, Krankheitsausbrüche oder das illegale Töten von Wildtieren schneller und zuverlässiger zu erkennen. In Anbetracht der Klima- und Biodiversitätskrise ist das von Bedeutung.
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