piwik no script img

Neue Studie über FemizideGekränkte Männer, tote Frauen

Kommentar von

Amelie Sittenauer

Es sind Partner oder Ex-Partner, die Frauen umbringen. Es ist keine Zeit, darauf zu warten, dass Männer sich ändern. Es muss jetzt etwas passieren.

Protest gegen sexualisierte Gewalt und Femizide anlässlich des Frauentags am 08.03.25 in Berlin Foto: bildgehege/imago

M änner töten in Deutschland jährlich Hunderte Frauen, weil sie Frauen sind. In vielen Fällen würgen oder schlagen sie sie davor, verletzten sie psychisch und physisch. Eine neue Studie der Uni Tübingen und des Kriminologischen Instituts Niedersachsens zeigt, dass der überwiegende Teil dieser Femizide in Paarbeziehungen passiert. Meist töten Männer ihre (Ex-)Partnerinnen, weil sie eifersüchtig sind oder eine Trennung befürchten.

Die kanadische Autorin Margaret Atwood hat dieses Ungleichgewicht einmal so beschrieben: „Männer haben Angst, dass Frauen sie auslachen. Frauen haben Angst, dass Männer sie umbringen.“ Frauen verlieren ihr Leben, weil sich Männer gekränkt fühlen. Das ist perfide Realität. Es muss endlich etwas passieren.

Zum einen braucht es viel mehr Prävention. Denn Frauen können nicht darauf warten, dass Männer sich ändern. Frauen erleben heute Gewalt. Sämtliche Forderungen liegen seit Langem auf dem Tisch, diese müssen umgesetzt werden. Deutschland ist völkerrechtlich verpflichtet, 21.000 Frauenhausplätze vorzuhalten, davon existieren jedoch nur etwa 7.000 bis 8.000 – das ist ein Skandal. Denn die Studie zeigt auch: Jede vierte Frau, die einen Platz im Frauenhaus suchte, hatte Probleme, unterzukommen.

Außerdem braucht es viel mehr Beratungsangebote. Po­li­zis­t:in­nen müssen besser geschult werden. Nicht einmal die Hälfte der getöteten Frauen hatte sich vor dem Femizid an die Polizei gewandt, selbst wenn bereits Gewalt in der Beziehung passierte. Das muss ein Weckruf sein – die Zugangsmöglichkeiten und die Hemmschwelle, sich an die Polizei zu wenden, müssen viel niedriger werden.

Das Logo der taz: Weißer Schriftzung t a z und weiße Tatze auf rotem Grund.
taz debatte

Die taz ist eine unabhängige, linke und meinungsstarke Tageszeitung. In unseren Kommentaren, Essays und Debattentexten streiten wir seit der Gründung der taz im Jahr 1979. Oft können und wollen wir uns nicht auf eine Meinung einigen. Deshalb finden sich hier teils komplett gegenläufige Positionen – allesamt Teil des sehr breiten, linken Meinungsspektrums.

Lange Liste

Die Liste ließe sich weiterführen: Die elektronische Fußfessel, langfristige, gesetzlich gesicherte Finanzierung von Beratungsstellen, die Förderung von Mehrsprachigkeit im Gewaltschutz, die ausreichende Finanzierung der Täterarbeit, weitere wissenschaftliche Aufarbeitung von Femiziden. Auch eine Strafrechtsreform der Tötungsdelikte und eine Reform des Sorge- und Umgangsrechts schlagen Straf­recht­le­r:in­nen vor.

Vor allem aber muss sich zwischen Menschen etwas ändern. Denn Frauen können zwar nicht darauf warten, dass Männer sich ändern – aber ändern müssen sie sich trotzdem. Die strukturelle geschlechtsspezifische Gewalt gegen Frauen liegt einem viel weiter verbreiteten Sexismus zugrunde. Wenn männliche Identität nach wie vor auf patriarchalen Vorstellungen beruht, auf der Idee, dominant zu sein und stark und Frauen sowieso überlegen, ist das eine verdammt wacklige Identität. Und Frauen werden schnell eine Bedrohung für die patriarchalen Machtansprüche.

Männer müssen diese Muster verlernen. Sie müssen sich und anderen erlauben, verletzlich zu sein, Freundschaften zu führen, in Therapie zu gehen, Kränkungen zu ertragen, sich um andere zu sorgen, echte Verbindungen auf Augenhöhe zu führen. Nur dann hören sie vielleicht irgendwann auf, für Frauen im schlimmsten Fall eine Lebensgefahr zu sein.

Gemeinsam für freie Presse

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Alle Artikel stellen wir frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade in diesen Zeiten müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass kritischer, unabhängiger Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

62 Kommentare

 / 
  • Au weia was ist denn hier in der Kommentarspalte los.

    Natürlich können Männer diese Muster verlernen, die meisten haben sie ja auch gar nicht erst erlernt.

    Der Schlüssel ist Aufklärung, aber da befinden wir uns leider auf dem Rückschritt, denn das Internet kennt bis auf einige gut versteckte Ausnahmen nur religiöse Prüderie oder verzerrte Pornoindustrie.

    In der Schule spricht man einmal in der dritten und einmal in der achten Klasse über die biologischen Fakten - und das wars.



    Über Gefühle wird nie gesprochen, konkrete Handlungspraxis wird nicht erlernt.

    Mir ist aufgefallen dass man vor allem zu sozial desintegrierten jungen Männern mit Aufklärung leicht Zugang findet, denn "Erfolg" ist sehr fest in ihrem Männlichkeitsbild verankert, aber die in Schule und Medien erzeugten Bilder versprechen keinen!

    • @Schatten:

      "Natürlich können Männer diese Muster verlernen, die meisten haben sie ja auch gar nicht erst erlernt." Diese Aussage setzt aber erstmal 2 Dinge Voraus die nicht unbedingt stimmen müssen. 1. Könnte es sein das Männer die nicht solche Muster nicht einsetzten das überhaupt nicht "gelernt" haben sondern einfach von Natur aus weniger aggressiv sind. 2. Könnte es durchaus sein das einmal erlernte Muster nicht so leicht zu entfernen sind wie sie ursprünglich anzuerziehen waren.

  • "Männer müssen diese Muster verlernen. "



    Wenn man sich bei den Säugetieren so umschaut, scheint das beste Mittel zum Erreichen des postulierten Zieles, Testosteronblocker zu sein. Einfach per Chemtrails ausbringen.



    Ansonsten fällt der gesellschaftliche Wunsch unter den Begriff Utopie. Er funktioniert bei einzelnen Männern, aber nie bei allen, noch nicht mal bei allen Frauen, wie so manche Partnerwahl zeigt.

    Übrigens wird mehr Verletzlichkeit, mehr Mitgefühl oft auch Schwulen nachgesagt und triggert in einigen Kreisen und Gesellschaften die Verfolgungen und Aggressionen.

    • @fly:

      Ähm.. in welchen Säugetierarten töten Männchen die Weibchen?!



      Ansonsten: Das Patriarchat und männliches Anspruchsdenken sind nicht biologisch determiniert, haben nichts mit Hormonen zu tun und können dementsprechend verlernt oder umgelernt werden. Dafür braucht's halt gesellschaftliche Veränderungsprozesse, die gerade von rechtsaußen blockiert werden.

      • @Piratenpunk:

        Kommt bei Löwen und Schimpansen immer wieder vor.

  • Darf man überhaupt noch darauf hinweisen, dass ca. 70 % der Bewohnerinnen von Frauenhäusern einer hier nicht näher zu nenennden Religion angehören? Der stern, auch nicht gerade rechts, wagt es: "Überproportional häufig hatten laut der Studie sowohl Täter als auch Opfer einen Migrationshintergrund bei Partnerschaftstötungen – knapp die Hälfte der Täter und 45 Prozent der Opfer waren demnach Zuwanderer."

    Mir geht diese Verallgemeinerung auf die Nerven. Ich war fünfzehn Jahre mit drei Söhnen alleinerziehend, habe nie eine Frau geschlagen. So what. P.S.: Die meisten Opfer von Gewalt in diesem Land sind immer noch Männer.

    • @Wilfried Bergmann:

      Ich verstehe das auch nicht.



      Hier wird dieser Zusammenhang konsequent ignoriert, beschönigt oder marginalisiert, weil nicht sein kann, was nicht sein darf.



      In anderen Portalen geht es genau anders herum und jeder, der es wagt, auch auf Nichtmigranten als Täter hinzuweisen, wird niedergemacht.



      So kommt man doch zu keiner Lösung. Es müssen Fakten benannt werden, auch wenn sie möglicherweise mit den eigenen politischen Wunschvorstellungen kollidieren. Die Bereitschaft dazu zeigen leider nur sehr wenige.

    • @Wilfried Bergmann:

      Darf man überhaupt noch darauf hinweisen, dass ca. 70 % der Bewohnerinnen von Frauenhäusern einer hier nicht näher zu nenennden Religion angehören?

      Schlicht und ergreifend nicht wahr, Ihre Behauptung

      de.statista.com/st...rn-in-deutschland/

      • @Kaboom:

        Aus der von Ihnen verlinkten Statistik geht hervor dass ca. 27% der in Frauehäusern aufgenommen die Staatsangehörigkeit eines primär islamischen Landes haben, während 36%, Deutsche Staatsangehörige sind. Meiner Erfahrung nach werden darunter zahlreiche Frauen mit islamisch geprägter Familie sein. Dazu kommen 25% diverse, nicht aufgeschlüsselten Staatsangehörige. Es deutet sich also schon auch statistisch an, dass Frauen deren Partnern aus islamisch geprägten Familien einem höheren Risiko von Gewalt ausgesetzt sind. Dies deckt sich sowohl mit eigenen Erfahrungen, als auch mit der neulich veröffentlichten Studie. Das bedeutet natürlich keinesfalls dass alle muslimischen Männer Gewalt ausüben, noch heißt es daß "Biodeutsche" dieses nicht tun. Aber abzustreiten, dass sexuelle und andere Gewalt von Migranten aus islamisch geprägten Gesellschaften häufiger ausgeübt wird, als von anderen Einwohnern Deutschlands zeugt einfach nur von Scheuklappen.

    • @Wilfried Bergmann:

      Ja, die meisten Opfer von Gewalt sind Männer. Und wer sind weit überdurchschnittlich die Täter? Männer.

  • Vor allem Anderen brauchen wir jedoch eine Politik, die sich ernsthaft mit diesem Thema befasst. Ernsthaft! Solange es Parteien gibt, die es für unnötig halten etwa das unerlaubte Filmen von weiblichen Körpern zu verbieten, falls sie bekleidet sind, solange die Vergewaltigung in der Ehe nicht strafrechtlich verfolgt werden soll (Merz hat das mit verhindert) und solange die völkerrechtliche Vorgabe von genügend Frauenhausplätzen mit billigen Sparparolen ausgebremst wird, solange wird sich auch nicht viel verändern. Für diese unverantwortlichen Missstände ist in erster Linie csdU verantwortlich und wird dafür - natürlich- von der AgD beklatscht.

    • @Perkele:

      Vergewaltigung in der Ehe ist seit 1997 strafbar. Merz kann es also nicht verhindert haben.

  • Crimes passionnels

    Zitat: „Denn Frauen können nicht darauf warten, daß Männer sich ändern. Frauen erleben heute Gewalt.“

    Bei aller Sympathie und notwendiger Solidarität mit den aus den aufgeführten Motiven gedemütigten Frauen sind beide Topi als erkenntnishemmend entschieden zurückzuweisen: Bei den Gewaltverbrechen aus Leidenschaft in Partnerbeziehungen, in der Rechtsprechung mit Crimes passionnels beschrieben, sind in der Tat statistisch die Männer in der Überzahl, was zum einen wohl an der gefühlten physischen Unterlegenheit des „Schwachen Geschlechts“ liegen mag, zum anderen aber an einer nach wie vor vorherrschenden ökonomischen Abhängigkeit der Frauen von ihrem Partner, mit Sicherheit aber nicht an einer gottgegebenen moralisch-zivilisatorischen Überlegenheit der Frau und über den Mann oder deren genetisch bedingten Mildtätigkeit o. ä. Crimes passionals gibt es auch in gleichgeschlechtlichen Paarbeziehungen, proportional sogar noch häufiger als in Heterobeziehungen.

    Und was heißt hier „Frauen erleben heute Gewalt.“? Sie erlebten dies in den Vorzeiten der erkämpften juristischen und (formal) ökonomischen Gleichberechtigung schon immer als Alltagserfahrung.

  • "Männer müssen diese Muster verlernen"



    Da will ich sehen wie das gehen soll. Das klingt so, als könnte man das abtrainieren... - da sehe ich Grenzen.



    Natürlich verstärken patriarchale Strukturen das Problem. Je dominanter Männer in einer Kultur sind, desto wertloser die Frau. Beschneidung, Verbote das Haus alleine zu verlassen oder den Körper komplett verhüllen zu müssen - solche Regel werden nur in Ländern gepflegt, die kulturell die Dominanz des Mannes extrem in den Fokus stellen.



    Und DIESE kulturelle Überhöhung, die kann man abtrainieren.



    Wo ich aber Grenzen sehe, ist alles darüber hinaus. Männer sind Männer und keine Frauen. Unsere Geschlechter unterscheiden sich elementar - eben nicht nur äußerlich, sondern auch in Körperbau, Kraft, Hormone, etc...



    Der Artikel verlangt quasi, dass Männer zu Frauen werden. Das wird nie passieren, weil das nicht geht.



    Insofern bin ich beim ersten Teil des Artikels:



    Mehr Anlaufstellen für Frauen.



    Mehr Frauenhäuser.



    Mehr Information, gerade auch für Migrantinnen, dass es hier Möglichkeiten zur Abhilfe gibt.



    Mehr Sensibilisierung für Polizisten - aber auch mehr Möglichkeiten für die Polizei eingreifen zu können, bevor etwas passiert ist.

    • @Saskia Brehn:

      Zitat : Und DIESE kulturelle Überhöhung, die kann man abtrainieren.

      Kann man nicht! Weder in deren Ländern noch hier. Dort steht die Religion im Weg, hier die Dummheit von Politiker und Gesellschaft.

    • @Saskia Brehn:

      Das große Problem in dem Artikel ist vor allem die Verallgemeinerung. Die steht nämlich einer konkreten Lösung im Weg.

      Geht man pauschal davon aus, dass man alle Männer und sowieso die komplette Gesellschaft umkrempeln muss, damit Gewalt gegen Frauen endet, dann wird das nie stattfinden, weil es irrsinnig aufwendig ist. Und was wäre überhaupt, wenn die Diagnose falsch ist - und es eben nicht das Patriarchat, sondern völlig andere Ursachen sind?

      Es fällt leider unserer Gesellschaft schwer zu akzeptieren, dass Menschen sehr dunkle Seiten haben können. Man reduziert das gerade in der Linken immer auf Aspekte wie Besitzverhältnisse oder die Kultur. (Und in der Rechten versucht man alles durch Wegsperren und Kontrolle der Täter zu lösen)

      Statt das Problem auf die Dimension der ganzen Gesellschaft auszudehnen, wäre es in meinen Augen sinnvoller die Opfer zu schützen - und die konkreten Täter und konkreten Tathergänge verstehen zu lernen. Auch gerade in die Früherkennung und Aufklärung zu Partnerschaftsgewalt in den Schulen zu investieren.

      Das konkrete Problem ist die Gewalt - nicht das abstrakte Patriarchat.

      • @Sebomark:

        "(Und in der Rechten versucht man alles durch Wegsperren und Kontrolle der Täter zu lösen)"



        Naja, den Impuls, bei Straftaten jeder Art immer härter bestrafen zu wollen, sehe ich inzwischen lager- und parteiübergreifend. Die Linke mag sich gegen die Inhaftierung von Schwarzfahrern einsetzen, aber bei (selbst geringfügigen) Sexualdelikten unterscheiden sich die Lager nur dahingehend, ob für diese primär Ausländer oder Männer an sich verantwortlich seien - die Konsequenz "Wegschließen" ist da weitestgehend Konsens. Ob dies mittelfristig zu weniger sexueller Gewalt führt, wird sich zeigen. Ich habe Zweifel - die auch darin begründet liegen, dass der (extrem harte) Kurs gegenüber Sexualstraftätern in den USA mit "Sex Offender Registry" etc. dort nicht zu einer relevanten Besserung des Problems geführt haben. Aber es möchte eben auch hierzulande niemand als derjenige wahrgenommen werden, der sich "schützend vor die Täter" stellen würde, wenn er diese Zweifel allzu laut äußert, weshalb sich kaum ein*e Politiker*in dies traut.

  • Während ich ebenfalls sehr darauf poche, dass man endlich mal Istanbul&co ordentlich umsetzt - halte ich dieses holzschnittartige Gerede von der toxischen Männlichkeit und den ach-so-gefühlskalten Männern und dem omnipräsenten Patriarchat für töricht und kontraproduktiv.

    Zum einen wird es ohnehin kaum jemand erreichen, weil es im aktuellen gesellschaftlichen Klima viel zu angreifbar ist. Zum anderen geht es an der Ursache sexualisierter Gewalt vorbei - die meiner Meinung nach eher was mit konkreten psychischen Problemen der Täter zu tun haben, als mit sozio-kulturellen Strukturen.

    Wir brauchen in meinen Augen mehr konkrete Handreichungen für potenzielle Täter. Anstatt solche Themen zu verschweigen - Menschen einen sozialverträglichen Umgang mit ihrer Gewaltbereitschaft oder problematischer Sexualität lehren.

  • titel Unterschrift:



    "Es sind Partner oder Ex-Partner, die Frauen umbringen."



    Erster Satz auf dem Artikel: "

  • Es stellt sich schon die Frage, warum Männer Kränkungen ertragen und zur Therapie gehen sollen. Warum unterschlägt dieser Bericht, aus welchen gesellschaftlichen Schichten diese Gewalt kommt ? Die Daten sind bekannt.



    Quelle:



    www.bka.de/SharedD...ang.html?nn=235776

  • "Männer müssen diese Muster verlernen. Sie müssen sich und anderen erlauben, verletzlich zu sein, Freundschaften zu führen, in Therapie zu gehen, Kränkungen zu ertragen, sich um andere zu sorgen, echte Verbindungen auf Augenhöhe zu führen."

    Alles richtig, aber ich sehe ein paar Probleme, von denen das größte sicherlich ist, das jene Männer, die diese Message brauchen, sie nicht lesen bzw. sich nicht zu Herzen nehmen werden. Denn wie sehr man an Stereotype gebunden ist, hängt meiner Erfahrung nach nicht nur am individuellen Charakter, sondern auch sehr am sozialen Milieu. Und ich kann mich gut an diverse soziale Milieus erinnern, zu denen ich Kontakt hatte, in denen Männer und Frauen gleichermaßen das Orientieren an bestimmten Geschlechterrollen sozial erzwingen. Wer da nicht mitzieht, ist dann schnell der "Sonderling", der irgendwie "komisch" ist und geächtet wird. Ich glaube, das Verlernen negativer Verhaltensmuster ist keine rein männliche, sondern eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, für die z.B. der Schutz vor Gewalt in der Kindheit und Jugend sowie der Zugang zu möglichst diversen sozialen Milieus entscheidend sind.

    • @Agarack:

      Sehe ich genauso. Auch hier ist die Simplifizierung "Das Problem sind Männer." nicht zielführend.

  • Weißer Ring, Ärzteblatt und Wiki meinen: Partnergewalt gibt es auch gegen Männer, das Thema wird aber mehr tabuisiert, weswegen die Dunkelziffer größer ist. Vielleicht sollte man hier mit dem Therapieren ansetzen. Und Schutzräume schaffen...

    • @Kelkin:

      Unbedingt sollte man hier ansetzen - und gleichzeitig Frauen effektiv vor Partnergewalt schützen. Das ist kein Widerspruch.

    • @Kelkin:

      Gute Idee, fangen Sie doch damit an. Wär auf jeden Fall besser als dieser dämliche Whataboutism, den Männerrechtler jetzt schon seit Jahrzehnten ergebnislos betreiben.

      PS: Die allermeisten männlichen Gewaltopfer werden durch männliche Täter beeinträchtigt.

  • Ja, alles richtig! Männer müssen lernen, Männer müssen diszipliniert werden, wenn sie nicht tun, leider müssen Frauen geschützt werden. Aber doch, ja, es muss in der Erziehung einfach mehr Bewusstsein für die Problematik vorhanden sein. Ich habe einen prügelnden Vater gehabt (war damals nicht so furchtbar ungewöhnlich) und natürlich war mein erster Ehemann ein Abziehbild davon. Erst als ich spürte, jetzt meint er wirklich dich, und jetzt wird es gefährlich, bin ich schlagartig zu einer Freundin gezogen und habe mich danach unsichtbar gemacht. Seitdem stelle ich immer wieder fest, dass schon kleine Jungs mit Begeisterung zum Macho erzogen werden. Das die Mama, die Oma und die Tante begeistert sind, wenn der kleine Kerl sein vermeintliches Recht mit Körpereinsatz verteidigt. Wenn einem kleinen Jungen beim Verreisen des Vaters gesagt wird, er sei jetzt der Mann im Haus und müsse für Ordnung sorgen. Und ähnliche Vorkommnisse. Wann wollen wir endlich anfangen, auch Jungs zu Menschen zu erziehen? Der Ansatz mit entsprechenden Unterrichtsfächern in der Schule ist vielleicht der Erfolg versprechendste.

    • @Stinepizza :

      Ich weiß nicht, ob diese Reduktion auf sie Erziehung so stimmt. Ich glaube es ist deutlich komplexer. Es gibt kulturelle, familiäre, biologische und soziale Aspekte.

      Das Auseinandersetzung mit Gewalt in Kindergärten, Schulen und Kultur halte ich durchaus für sinnvoll. Bitte aber genderneutral - das erhöht die Akzeptanz und betrachtet auch die Ursachen umfassender.

    • @Stinepizza :

      In Ihrer Darstellung fehlen Männer oder besser Väter vollkommen. Jungs identifizieren sich mit Vätern, schlägt dieser, schlägt der Junge möglicherweise später auch. Ist der Vater verständnisvoll und setzt sich angemessen mit seinem Sprössling auseinander, ist der Junge später vermutlich auch angemessen und einfühlsein.

    • @Stinepizza :

      Kann mir jemand erklären, warum Männer Frauen, die sie angeblich lieben, verprügeln oder gar umbringen? Ich würde nicht auf die Idee kommen, meine Hand gegen meine Frau zu erheben - was also bringt einen Mann dazu, was geht in seinem Gehirn vor?



      Gewalt habe ich in meiner Kindheit übrigens vorwiegend von meiner Mutter, selten von meinem Vater, erlebt...

    • @Stinepizza :

      Ich denke, das Thema aks Unterrichtsfach kommt vuel zu spät und auf der faldchen Ebene.

      Bis dahin haben die Jungs bereits mehrere Jahre Abwertung von Mutter, Oma und Tante erfahren, wenn sie sich "unmännlich" verhalten.

      Außerdem kann ein Unterrichtsfach nur in erster Linie auf der rationalen Ebene Kinder ansprechen.

      Das wird nicht reichen.

      Dass es nicht ok ist, seine Partnerin zu schlagen oder umzubringen, weiß bis 18 jeder Mann.

      Die Bildung scheint da nicht zu versagen.

  • Ein interessanter Beitrag zur Diskussion ist die norwegische Fernsehserie "Toxic Tom". Interessante Einblicke in die "Gefühlslage der armen, geschundenen Männerseele (Ironie aus!). Es ist die Odyssee eines "starken" Mannes, nämlich Tom, vom Verfolger zum Verfolgten. Am Ende hat das eigentliche Opfer, eine Fernsehmoderatorin Mitleid mit dem "Häufchen Elend".

  • Und täglich grüßt das Murmeltier! Also entweder ist die Analyse der Ursachen falsch oder aber die abgeleiteten Maßnahmen werden nicht korrekt umgesetzt. Aber interessiert das bei diesem ideologisch aufgeladenem Thema irgendjemanden? Wohl eher nein.

    • @Nachtsonne:

      Aber man kann sich so wunderbar auf der richtigen Seite fühlen.

    • @Nachtsonne:

      „Also entweder ist die Analyse der Ursachen falsch oder aber die abgeleiteten Maßnahmen werden nicht korrekt umgesetzt.“

      Inwiefern ist die Analyse falsch und was wären Ihrer Ansicht nach die richtigen Maßnahmen?

      • @Lou Andreas-Salomé:

        Guckst du Statistik!

      • @Lou Andreas-Salomé:

        Zur Beantwortung dieser Fragen gibt es doch gerade die Wissenschaft.

        Die wird das besserkönnen, als wenn wir hier rumspekulieren.

  • Danke, treffender vor allem in den letzten 2 Absätzen kann man es nicht betiteln. Denn bei allen Frauenhäusern (& hätten sie Mio. Plätze) oder (überlegt wurden) Frauenabteile in U- & S-Bahnen, Gewaltschutzgesetzen, Fußfesseln… all das ist lediglich Symptombekämpfung. Das Patriarchat ist toxisch geworden, wo es ein männliches Selbstverständnis ist, sich einfach mal jeden Dreck überall erlauben zu dürfen, das Patriarchat ist existenzbedrohlich geworden wo Mio. Frauen aufgrund Ungleichstellung, Ignoranz der Care Arbeit, Gender Pay Gap usw & usf ökonomisch keine Chance auf Autonomie haben & das Patriarchat ist tödlich geworden, wo ein täterschützendes System Männer entlastet & strukturelles victimblaming tausende Frauen zu Mitschuldigen machen. Es müssen Maßnahmen getroffen werden, bis Männer erlernt haben, wofür sie sich halten: Die Krone der Schöpfung zu sein geht mit Verantwortung einher. Nicht Frauen gehören „weggeschützt“ sondern Männer diszipliniert & vielleicht trifft man sie da, wo es wehtut: empfindliche Strafzahlung zu Gunsten frauenschützender Projekte bei jedem kleinsten Vergehen (zB. catcalling) . Die heiße Herdplatte hat noch jeden gelehrt, sich nicht drauf zu setzen.

    • @Lou Andreas-Salomé:

      Irgendwie lebe ich in einer anderen Reakität als Sie.

      Patriarchat ist nicht erst toxisch geworden.

      Es ist heute in vielen Gesellschaften moderater als früher.

      Auch im Patriarchat dürfwn Männer sich nicht alles erlauben.

      Verletzbarkeit, Angst, starke Empathie oder gar Schwulsein dürfen sich Männer beispielsweise in Patriarchaten keinesfalls leisten.

      Für sowas wird mann auch ggf. umgebracht.

      Ökonomische Autonomie ist für Frauen im Patriarchat selten vorgesehen.

      Wenn wir über Gender Pay Gap in Deutschland reden, ist das geradezu Feminismus für viele heutige Gesellschaften und such im Verhältnis zu früher.

      Dass Männer als Krone der Schöpfung Verantwortung tragen müssen, ist genau die Vorstellung der Patriarchen und deren Sprösslinge.

      Aus ihrer Sicht tun die genau das.

      Die Kunst ist, ihnen beizubringen, dass Frauen für sich selbst Verantwortung tragen.

      Wenn Männer bereit sind, aus falsch verstandener Verantwortung für die Familie ihre Schwester umzubringen und dafür ins Gefängnis zu gehen, wird sie eine Strafzahlung kaum schrecken.

      • @rero:

        Nope, wir leben schon in derselben Realität, wenn Sie die Toxizität genau richtig beschreiben:

        „Verletzbarkeit, Angst, starke Empathie oder gar Schwulsein dürfen sich Männer beispielsweise in Patriarchaten keinesfalls leisten.“

        „Ökonomische Autonomie ist für Frauen im Patriarchat selten vorgesehen.“

        Ansonsten erlauben Sie mir bitte etwas Ironie:



        „Die Krone der Schöpfung“

        „Wenn Männer bereit sind, aus falsch verstandener Verantwortung für die Familie ihre Schwester umzubringen und dafür ins Gefängnis zu gehen, wird sie eine Strafzahlung kaum schrecken.“

        Nein das natürlich nicht, dafür wegsperren und nicht mehr raus lassen. Ich sprach von KLEINSTEN Vergehen (und nicht Mord), die bereits mit empfindlichen Strafzahlungen geahndet werden müssten.

  • Schwierig ... Es gibt nicht nur trotz Istanbul Konvention viel zu wenig Frauenhausplätze, es besteht zugleich ein dramatischer Mangel an bezahlbaren Wohnungen. Sprich die wenigen Plätze werden kaum wieder frei, weil Frauen mit niedrigem Einkommen nicht als Mieterinnen in Betracht gezogen werden ... Einige ziehen sie aus existenziellen ökonomischem Zwang zum Täter zurück. Blindstelle fast aller Artikel zum Thema - ohne einen regulierten Wohnungsmarkt, ohne eigene Grundsicherung auch für arbeitslose (Ehe) Partnerinnen gibt es keine neue Freiheit für die Opfer. Insofern @GoJoRow ihr Ansatz hat viel positives. Leider, nur bleibt die Bedrohungslage in dem Fall physisch existenziell bestehen, wenn der Täter genau weiss an welchem Ort das Opfer lebt.

    Der emanzipatorische Ausblick des Artikels mag sich partiell für junge Männer der gehobenen Mittelschicht und wenige Überzeugte einlösen lassen. Auf's Ganze sehe ich da schwarz. In einer Konkurrenz basierten Gesellschaft die zukünftig wieder 'kriegstüchtig' sein soll unrealistisch ... Wer heute noch stark ist, kann morgen schon Schwäche fühlen und tritt dann dahin wo er unten sehen möchte.

  • Die Sachlage mit den Frauenhäusern ist deutlich komplexer als dargestellt. Von allen Opfern von (Ex-)Partnern (n=108) haben 12 versucht in einem Frauenhaus unterzukommen, zwei fanden keinen Platz, eine bekam nicht direkt Platz für ihre Kinder. Diese drei Frauen bekamen also de facto keinen Platz in einem Frauenhaus und wurden ermordet. Die anderen neun bekamen einen Platz in einem Frauenhaus und wurden dennoch ermordet. Eine gute Werbung für Frauenhäuser ist das nun weiß Gott nicht.

    Das diese Negativauswahl eine deutliche Limitierung der Aussagekraft darstellt wird in der Studie auch explizit hervorgehoben.



    Wenn es nach mir ginge wären die 21.000 Plätze morgen da, man sollte sich allerdings keine Illusionen dazu machen was für eine Wirkung diese Maßnahme entfalten wird. Das gilt auch für die anderen Maßnahmen, wer die Istanbul-Konvention einmal gelesen hat der weiß das Deutschland den erheblichsten Teil der (meist sehr abstrakten) Anforderungen längst erfüllt. Mit einem Beharren auf der Umsetzung der Konvention hat man zwar ein klares Ziel aber eines bei dem auch klar ist das das Potenzial der Wirkung stark begrenzt ist.

    • @Julius Anderson:

      "Eine gute Werbung für Frauenhäuser ist das nun weiß Gott nicht."



      Organisationen und Ämter geben, z.B. in Sorgerechtsfällen, oft die Adressen der Frauen in Frauenhäusern an die Männer bzw. deren Anwält*innen weiter, obwohl die Frauen gleichzeitig das Recht haben, dass die Adresse geheim bleibt.

      Dadurch finden die gewalttätigen Männer die Frauen.

      Es ist ein Horrorfilm im Real-Life und das System ist in der Rolle des Verräters beteiligt. Manchmal unbewusst/ungewollt, manchmal bewusst ignorant.

      Wenn die Täter den Frauen vor den Frauenhäusern auflauern, können die Frauenhäuser nichts tun. Ressourcen für einen 24/7 Begleitschutz sind nicht verteilt worden, sondern werden bei den Reichen und Ultrareichen gehortet.

      Du schiebst hier in Deinem Unwissen Leuten die Schuld zu, die Gutes tun.

      Gruß

      • @bonus bonus:

        Sie missverstehen mich da, glaube ich. Die Studie versucht nicht die Wirksamkeit von Frauenhäusern zu beurteilen und hebt das auch deutlich hervor. Wer sich die Zahlen dennoch zu Eigen machen will weckt damit einen völlig falschen Eindruck, dass meinte ich mit Negativwerbung.

        Wenn im Zuge eines Sorgerechtsfalls die Adresse des Frauenhauses herausgegeben wird ist dies das Ergebnis grober Fahrlässigkeit auf Seiten des Rechtsbeistandes, dieser kann (und wird i.d.R.) die Adresse seiner Kanzlei als Absender angeben.

        • @Julius Anderson:

          Wobei die Mutter das Sorgerecht auch nicht so einfach vorenthalten kann. Erst recht nicht, wenn Sie länger in einem Frauenhaus ist.



          Das ist ein Fehler im System. Allerdings ist ein Kind auch eigentlich nicht vorgesehen in einem Frauenhaus.

          Zum anderen kann auch das Kind die Adresse preisgegeben haben. Oder die Ortung des Handys über Snapchat, der dir jederzeit den genauen Standort einer Person anzeigt. Oder die Frau selber, die dann doch nochmal mit dem Ex-Freund reden will.



          Hat jetzt nicht zwingend mit dem Anwalt zu tun.

  • Hallo Frau Sittenauer,

    Vielen Dank für Ihren Kommentar

    Als Mit-Adressat würde ich gerne folgendes Anmerken: ich glaube Ihre Forderung geht zu weit und greift zu kurz.

    Zum einen halte ich die Dämonisierung von Dominanz für vereinfacht. Als von anderen als dominant beschriebener Mann: Ich empfinde die Ausübung von Gruppenmacht oder biologisch-hormoneller Kraftüberlegenheit als Ausdruck maximaler Wurstigkeit (ich versuche hier Kraftausdrücke zu vermeiden). Wenn eine Trennung oder ein neuer Macker der Expartnerin einen zu Gewalt motiviert, hat man meiner Meinung nach keine Selbstachtung.

    Leider kenne ich auch Fälle von Männern, die sich verletzlich zeigen und zur Therapie gehen, die man mal daran erinnern musste, dass es Grenzen gibt. Von verbalen Entgleisungen bis zur körperlichen Gewalt.

    Ich glaube, dass wir uns als Gesellschaft ehrlich machen und aufeinander aufpassen müssen. Es muss klar sein: Gewalt gegen Frauen wird nicht akzeptiert! Und wer das nicht akzeptiert, wird korrigiert - von der gesellschaftlichen Ächtung bis zum Strafrecht. Und das muss ganz vorne im Alltag ansetzen. Wir Männer müssen viel mehr eingreifen, wenn Männer Frauen einschüchtern oder bedrohen.

  • Fast jeder Femizid kündigt sich an durch eine lange Vorgeschichte aus fehlender Achtung, Drohungen, Misshandlungen bis hin zu gescheiterten Mordversuchen. Es ist ein eklatantes Versagen der Politik, dass es keine besseren Schutzmaßnahmen für gefährdete Frauen gibt und diese nicht ausreichend finanziert werden.

    Auch juristisch muss ein Umdenken stattfinden. Dass eine voran gegangene Trennung noch immer strafmildernd berücksichtigt wird, da die Tat im Affekt geschehen sein soll aus Wut, Kränkung oder Verzweiflung, ist nicht hinnehmbar. Genauso dass ein Mann der seine (Ex)-Frau mit Benzin anzündet noch strafbefreiend vom versuchten Mord zurück treten kann, weil er die Sache trotz körperlicher Überlegenheit nicht mit den Händen zu Ende bringt.

    Die Tötung einer Expartnerin als Tötung einer Frau weil sie eine Frau ist zu charakterisieren finde ich schwierig. Der eigentliche Grund liegt ja darin, dass 99% aller schweren Gewalttaten von Männern begangen werden und 95% der Männer heterosexuell sind. Die Tötungen direkt auf das Patriarchat zurück zu führen erscheint mir ebenfalls schwierig, solange von 20 Millionen patriachal denkenden Männer "nur" zweihundert einen Femizid begehen.

    • @Myra13:

      Hinsichtlich des juristischen Umdenkens muss ich Ihnen jedenfalls teilweise widersprechen. Auch eine Affekttötung kann selbstverständlich den Tatbestand des Mordes erfüllen. Bei Tötungen im Kontext von Beziehungen ist regelmäßig an sonstige niedere Beweggründe zu denken. Diese sind regelmäßig bei Ehrenmorden oder Morden aus gekränkter Ehre im Sinne von "Wenn ich dich nicht haben darf, dann soll dich keiner haben (..)" verwirklicht. Anders schaut es aus, wenn sich die Tötung im Rahmen eines Streits oder einer länger andauernden Auseinandersetzung geschieht. Dann wird man häufig keinen sonstigen niederen Beweggrund haben, da dieser sehr vereinfacht formuliert vorliegt, "(...)wenn der Beweggrund so verwerflich ist, dass die Motivation des Täters unter keinen Umständen mehr nachvollziehbar ist". Diese Situation hat man bei Taten im Kontext von Sorgerrechtsstreitigkeiten uws. häufig nicht. Das Problem liegt also nicht, bei einer falschen Milde ggü. den Tätern, sondern in der Formulierung des Mordparagraphen.

  • "Männer müssen diese Muster verlernen."

    Na dann mal los.

    Jeder Mann hat eine Mutter.

    Auch im Hardcore-Patriarchat.

    Wenn der mit 17 seine erste Freundin stalkt oder bedroht, ist eigentlich zu spät.

    Patriarchat kriegt man früher eingeimpft.

    • @rero:

      "Jeder Mann hat eine Mutter."

      Was soll uns dieser Satz sagen? Die Mütter sind Schuld?

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Es geht nicht um Schuldzuweisung, sondern dass auch Frauen im Patriachat Verhaltensweisen aufnehmen, die das Patriachat perpetuieren.

    • @rero:

      Ah, das "Aber die Mütter tragen auch Verantwortung!" - Argument. Was ist so schwer daran zu verstehen, dass Frauen eben auch im Patriarchat aufwachsen und vom Säuglingsalter an von diesem System geprägt werden? Es kann sich nur was verändern, wenn eine kritische Masse an Männern sich an ihre Mitmänner wendet und Veränderungen einfordert. Das kann aber nur was werden, wenn sich mehr Männer ihrer Privilege bewusst werden, und einsehen, dassder Wandel von IHNEN ausgehen muss. Auch zu ihren Gunsten: Toxische Männlichkeit in Gestalt des Patriarchats schadet allen, Frauen und Männern und allen dazwischen und außerhalb.

      Ganz wichtig im Umfeld dieser Zeitung: Das ist eben so gar kein Rechts-Links-Ding. Die Misogynie, das Mackertum und das gnadenlose Ausnutzen der eigenen Privilegien sind auch unter sich als Links verstehenden Männern lähmend allgegenwärtig, ganz aktuell zu sehen bei der Linken Ikone Konstantin Wecker. Der vergiesst jetzt Krokodilstränen über seine "moralischen Ausrutscher" und gibt seiner Alkoholsucht die Schuld, ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, dass er auch einfach nur als Macker in einer Mackerwelt gehandelt hat.

      Check. Your. Privileges.

    • @rero:

      „Patriarchat kriegt man früher eingeimpft.“

      Yepp, auch die Mütter… oder was wollen Sie sagen?

  • Muss, muss, müsste, müsste. Es wird sich aber nix ändern

  • Es ist ja eine Binsenwahrheit, aber ich wiederhole sie gerne nochmal: Männer, die Gewalt ausüben, sind nicht stark, sondern schwache Hanseln, die versuchen, über die Ausübung von Gewalt ihre fragile männliche Identität etwas "aufzupeppen".

    • @Il_Leopardo:

      Einer der stärksten Risikofaktoren dafür, gewalttätig gegenüber der eigenen Familie zu werden, sind eigene Gewalttaten in der Kindheit und Jugend. Das Schlagen der eigenen Familie ist dabei oft ein Muster, das man bereits in der Kindheit selbst zu Hause erlebt hat. Oft liegt eine empfundene Ohnmacht und Hilflosigkeit bei tatsächlicher körperlicher Überlegenheit vor, was eine sehr gefährliche Mischung ist, insbesondere, wenn man selbst keine gewaltfreien Mittel zur Konfliktlösung gelernt hat, weil sie einem keiner vorgelebt hat.

      • @Agarack:

        Das sehe ich genauso. Habe ihren Beitrag jetzt erst gelesen. Hätte ich ihn früher gelesen, wäre mein Beitrag weiter oben überflüssig gewesen.

      • @Agarack:

        Korrektur: Das sollte "eigene Gewalterfahrungen in der Kindheit und Jugend" heißen, nicht "eigene Gewalttaten".

  • Ich vermisse bei dieser sich ewig wiederholenden Diskussion mit den ewig gleichen Vorschlägen Folgendes:

    Bislang versuchen wir vergeblich, Opfer und potentielle Opfer zu schützen. Frauenhäuser, dass es so etwas überhaupt gibt!

    Was wurde aus „Wer schlägt, der geht“?

    Wir brauchen Männerhäuser für Gewalttäter. Damit die TÄTER eingeschränkt leben, als Konsequenz ihres Verhaltens. Kann man ja abstufen, individuell, mit Fußfesseln oder nur begleiteter Ausgang usw.

    Wenn man bei Rennmäusen eine dabei hat, die eine andere aggressiv zerbeißt, dann nützt es nichts, das Opfer raus zu nehmen. Der Aggressor sucht such dann das nächste Opfer. Man muss die Ursache des Problems raus nehmen!

    Die Gewalttäter, die körperlich unterlegene Menschen quälen und verletzen, die müssen wir aussondern. Die dürfen dann schrittweise beweisen, dass man Ihnen wieder etwas vertrauen kann, weil sie dazu gelernt haben, um Freiheiten wieder zu erlangen.

    Das ganze System bisher steht auf dem Kopf.

    Das Recht muss dem Unrecht nicht weichen, das haben wir so festgelegt. Aber in der Praxis leben wir es schon so lange umgekehrt, dass das irgendwie alle normal finden.

    • @GoJoRow:

      "Wir brauchen Männerhäuser für Gewalttäter. Damit die TÄTER eingeschränkt leben, als Konsequenz ihres Verhaltens. Kann man ja abstufen, individuell, mit Fußfesseln oder nur begleiteter Ausgang usw."



      Ich gratuliere, Sie haben gerade das Konzept eines Gefängnisses erfunden. Ich fürchte, das Patent dafür ist vermutlich leider bereits vergeben.

    • @GoJoRow:

      Diese Einrichtungen nennen sich JVA. Wenn jemand seine Partnerin oder seinen Partner physisch oder psychisch misshandelt, dann ist das Kind schon in den Brunnen gefallen.

    • @GoJoRow:

      Was sie vorschlagen kann nur der Anfang sein, jede Form von Machtmissbrauch durch Gewalt jeglicher Art sollte geächtet werden. Der physischen Gewalt geht oft genug psychische Gewalt (leider auf den ersten Blick nicht sichtbar) voraus.



      Der Weg dahin wäre wäre aus meiner Sicht relativ einfach, nämlich das Schulfach "Gewaltfreie Kommunikation" ab der 1. Klasse einzuführen.

    • @GoJoRow:

      Wichtiger Punkt, aber leider in einer Welt von langsamer Justiz und ordentlichen Prozessen nicht ausreichend. Frauen brauchen den Schutz von so etwas wie Frauenhäusern in der Zeit zwischen Tat und Urteil. Außerdem sollte es im besten Fall überhaupt nicht zur Tat kommen, sondern Hilfe für Frauen geben, die vorher den Absprung von so einem Typen finden.

      Nichtsdestotrotz stimme ich Ihnen zu, dass viel zu wenig Konsequenzen im Raum stehen, insbesondere mit der „Familiendrama“-Verniedlichung von Gewalt.

      Ergänzend kann man noch darauf hinweisen, dass Frauenhäuser nur so hilfreich sind, wie Frauen unabhängig vom Mann. Man hört immer wieder, dass Frauen aus finanziellen Nöten zurück zum gewalttätigen Partner gehen. Und hier wird die Verfügbarkeit von Kitaplätzen, Ganztagsschulen und finanzieller Hilfe für Alleinerziehende bzw. Anerkennung von Care-Arbeit in der Sozialversicherung von links-sozialer Politik zur existenziellen Vorsorge.