Neue Richtlinien für Rüstungsexporte: Ein bisschen schwieriger
Mit Verzögerung beschließt die Bundesregierung neue Export-Richtlinien für Waffen. Die Opposition kritisiert deren Unverbindlichkeit.
Ausfuhren von Kleinwaffen (zum Beispiel Maschinengewehre) in Staaten außerhalb von EU und Nato will die Regierung grundsätzlich nicht mehr genehmigen. „Grundsätzlich“ bedeutet in diesem Zusammenhang, dass Ausnahmen möglich bleiben. In den alten Leitlinien tauchten Kleinwaffen nicht explizit auf. In der Praxis handhabt die Regierung den Export solcher Waffen aber schon seit 2015 restriktiver. Durchgesetzt hatte das der damalige Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel.
Endverbleibskontrollen führt die Regierung vereinzelt seit 2017 durch, jetzt tauchen auch sie erstmals in den Leitlinien auf. Bei solchen Kontrollen überprüfen deutsche Beamte, ob aus Deutschland gelieferte Waffen noch im Besitz des Käufers sind oder an Dritte weitergegeben wurden. Die Bereitschaft der Käufer zu solchen Kontrollen fließt in Zukunft in Genehmigungsentscheiden ein – allerdings nicht als Muss-, sondern nur als Kann-Kriterium.
Technologie-Exporte, also zum Beispiel die Ausfuhr von Bauplänen für Waffen, will die Regierung ebenfalls strenger handhaben. Bevor sie solche Technologie-Transfers genehmigt, will sie genauer wissen, was der Empfängerstaat damit anfängt. Wörtlich heißt es, man wolle prüfen, ob „hierdurch der Aufbau von ausländischer Rüstungsproduktion ermöglicht wird, die nicht im Einklang mit der restriktiven Rüstungsexportpolitik der Bundesregierung steht“.
Grüne fordern gesetzliche Regelung
Kritik kommt von den linken Oppositionsparteien. Sie befürchten, dass das Ergebnis in der Praxis nicht zu strengeren Genehmigungsentscheidungen führen werde, weil die Richtlinien nicht bindend sind. „Rüstungsexportrichtlinien, die wie im Fall des Jemen-Krieges nicht umgesetzt werden, sind wertlos“, sagt die Linken-Abgeordnete Sevim Dağdelen. „Die Bundesregierung ignoriert seit Jahren mit Waffenlieferungen an Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate und die anderen Länder der Jemen-Kriegsallianz bestehende Beschränkungen.“
Eine Lösung wäre es, die Richtlinien in ein Gesetz zu packen. So sagt Katja Keul (Grüne): „Wir fordern seit Jahren eine verbindliche gesetzliche Regelung der Exportkriterien und die Einführung einer Verbandsklage, damit Exportgenehmigungen auch gerichtlich überprüfbar werden, so wie es gerade das Urteil des britischen Gerichtshofes vorgeführt hat.“ Das Gericht erklärte letzte Woche Waffenexporte an Saudi-Arabien für unrechtmäßig.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Weltpolitik in Zeiten von Donald Trump
Schlechte Deals zu machen will gelernt sein
Einführung einer Milliardärssteuer
Lobbyarbeit gegen Steuergerechtigkeit
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Trump macht Selenskyj für Andauern des Kriegs verantwortlich
Wahlarena und TV-Quadrell
Sind Bürger die besseren Journalisten?
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links