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Neue Prognose für BundestagswahlUntenrum offen

Bis zur Bundestagswahl am 23. Februar kann noch viel passieren – vor allem bei Kleinparteien. Das ZDF sieht die Linke erstmals wieder bei 5 Prozent.

Freude und Hoffnung auf mehr bei den LINKEN Foto: Sebastian Christoph Gollnow/dpa

Berlin taz | Es sind nur noch gut vier Wochen bis zur Bundestagswahl am 23. Februar. Doch deren Ausgang ist weiterhin mehr als offen – vor allem am unteren Ende der Parteienskala. Das zeigt die am Freitag veröffentlichte, jüngste Prognose des ZDF-Politbarometers. Die von der Forschungsgruppe Wahlen erstellte Umfrage sieht die Linkspartei bei 5 Prozent, würde an diesem Sonntag gewählt. Damit kommt die Linke erstmals seit Herbst 2023 wieder in den Bereich, der ihr einen Einzug in den Bundestag über die Zweitstimmen ermöglichen würden.

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Die anderen Kleinparteien stuft das ZDF deutlich schwächer ein. Der FDP gibt die Forschungsgruppe Wahlen weiterhin nur 4 Prozent. Das erstmals antretende BSW sieht die Prognose sogar bei nur 3 Prozent – das ist der tiefste Stand seit Gründung der Wagenknecht-Partei und lässt ihren direkten Einzug fraglich erscheinen.

Die für die Linke günstige Rangfolge der Kleinparteien prognostiziert die Forschungsgruppe Wahlen aber bisher noch als einziges Institut. Alle anderen, die in dieser Woche Umfragen veröffentlicht haben, bewerten die Linkspartei schlechter. Laut YouGov kommt die Linke in der Sonntagsfrage nur auf 4 Prozent, Forsa sieht sie bei 3. Das konservative Allensbach-Institut weist die Partei erst gar nicht extra aus und zählt sie zu „Sonstige“.

Dafür dürfen sich FDP und BSW dort Hoffnung auf ein Überschreiten der 5-Prozent-Hürde machen. Die Liberalen stehen allen Instituten zufolge bei 4 Prozent, nur INSA spricht ihnen 5 Prozent zu. Am stärksten unterscheiden sind die Vorhersagen für das BSW, welches INSA sogar bei 7 Prozent sieht.

Koalitionen können an Kleinparteien scheitern

Dabei sind die kleinen Parteien nicht nur für deren An­hän­ge­r:in­nen interessant. Sie können entscheidend werden für die Bildung der nächsten Regierungskoalition. Denn je mehr Parteien im Bundestag vertreten sein werden, desto schwieriger wird es, mit einem Zweierbündnis auf eine Mehrheit zu kommen, wie ein Blick auf den Koalitionsrechner zeigt.

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Laut der Forschungsgruppe Wahlen kämen derzeit sowohl eine schwarz-rote als auch eine schwarz-grüne Koalition auf eine Mehrheit der Sitze. Eng würde es für sie allerdings, wenn bei der Wahl zwei der drei Kleinparteien die 5-Prozent-Hürde übersteigen. Das zeigt die jüngste Prognose von INSA, die FDP und BSW im Parlament sieht. Ihr zufolge reichte es dann weder für ein Bündnis aus CDU/CSU und SPD, noch für eins der Unionsparteien und der Grünen.

Auch bei den vier großen Parteien zeigt sich etwas Bewegung in den Umfragen. CDU/CSU, die lange von allen Instituten deutlich über 30 Prozent gesehen wurden, liegen in einigen Umfragen mittlerweile sogar knapp darunter. Dennoch bleiben die Unionsparteien überall mit klarem Vorsprung stärkste Partei vor der AfD, die von allen bei um die 20 Prozent gesehen wird.

Bei SPD und Grünen scheint es in den letzten Wochen einen sanften Aufschwung zu geben. Ein wahlentscheidender Umschwung ist aber bisher nicht zu erkennen. Nur wenn es der SPD, wie zuletzt von YouGov errechnet, tatsächlich gelingen sollte, so stark wie die AfD zu werden und gleichzeitig die Union zu schwächen, hätte das Auswirkungen. Denn dann würde es nur noch für Schwarz-Rot reichen, Schwarz-Grün kämen dann auf keine Mehrheit mehr. Wenn die Union wie angekündigt eine Zusammenarbeit mit der AfD auch nach der Wahl ausschließt, müssten sich dann erneut drei Parteien für eine Koalition zusammenreißen.

Weiterer Zuwachs bei der Linken möglich

Für die kleinen Parteien ist derzeit vor allem wichtig, dass sie in den Umfragen über 5 Prozent gesehen werden. Deshalb ist die Freude bei der Linken über die jüngste 5-Prozent-Vorhersage groß. Für die Parteivorsitzende Ines Schwerdtner zeigt der Wert, dass sich die harte Arbeit auszahlt, wie sie auf taz-Anfrage schreibt.

„Die Linke ist im Aufwind! Denn wir bleiben konsequent bei den Anliegen der Menschen.“ Die Partei wolle als Einzige die breite Masse entlasten. Schwerdtner führt den für die Partei erfreulichen Wert darauf zurück, dass sie aktuell „so geschlossen und motiviert wie nie“ auftrete. Nun wolle sie weiterkämpfen und auch die Direktmandate gewinnen.

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Bereits beim Bundesparteitag am Wochenende habe tolle Stimmung geherrscht, das betonen viele aus der Partei gegenüber der taz. „Den Aufschwung spürt man überall, auch an den Haustüren, auf den Marktplätzen, im Umfeld“, sagt auch der Parteivorsitzende Jan van Aken der taz am Telefon. „Die fünf Prozent sind erst der Anfang. Ich bin mir sicher, das geht noch weiter.“

Bis auf wie viel Prozent könnte die Linke realistischerweise bis zur Wahl am 23. Februar noch klettern? „Das ist open-ended“, meint der Vorsitzende und will sich auf keine Zahl festlegen. „Viele, die die Linke gerne wählen wollen, sehen jetzt: Meine Stimme wird nicht verschenkt sein, die Partei wird den Einzug in den Bundestag wieder schaffen.“ Auch unter Menschen, die die Linke bisher „doof“ gefunden hätten, sehe er jetzt viele Interessierte, besonders aus aktivistischen Kreisen. „Wir haben einfach wieder einen anderen Vibe“, so van Aken.

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26 Kommentare

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  • Würde mich auch freuen wenn der ganze Umfragenquatsch vor der Wahl nicht veröffentlicht würde.



    Stattdessen konsequente Aufarbeitung der Wahlprogramme in den überregionalen Medien, Interviews mit den Direktkandidaten in dem lokalem Medien.



    Die Linke bietet aktuell gute Gründe für ein Kreuz, bessere als in vergangenen Zeiten. Für mich hat sie das seriöseste Personal, Ramelow aber auch Lederer überzeugen durch Art und Argumente. Hörenswert l



    Lederer gestern im dlf Kultur wortwechsel: www.deutschlandfun...usgedient-100.html

    Zum Glück darf ich ne Silberlocke mit der ersten Stimme direkt wählen , damit ist ein Kreuz schon mal leicht zu machen.

    Generell zu den Umfragen, mehr Unterhaltungswert als Umfragen von interessengeleiteten ,teils dubiosen Instituten, hätte es wie bei Weltmeisterschaften üblich putzige Orakel aus den Zoos des Landes zu befragen.

  • Kommt dann auch ein Artikel in der taz wenn wes wieder unter die 5% geht?

    Ich denke die Linke wird durch unqualifizierte Äußerungen wieder so viele potentielle Wähler vergraulen wie in der Vergangenheit.

    Ist bis jetzt immer, wenn die Linke glaubte im Aufwind, zu sein passiert ist.



    Dann werden wieder unsinnige Parolen rausgehauen, weil man sich schon als Gewinner fühlt, dem ja nichts passieren kann.

  • Linkspartei wählen ist wieder so spannend. Kommt sie rein, hab ich Habeck verhindert. Kommt sie nicht rein, ist die Stimme weg. Wenn das mal nicht tolle Optionen sind!

    • @Schnurrschaedel:

      Wie hier schon dargelegt, sehe ich als Pro für die Linken ihre kritischen, wohl fundierten Nachfragen im Parlament selbst, ihre klar soziale Ausrichtung, die so eigentlich bis hin zur Union herrschen müsste, aber nicht herrscht.



      Als Contra immer noch zu viel druschba zu einem aktuellen Angriffskrieger.



      Also vielleicht doch etwas komplexer.

  • linke im aufwind:



    das scheint auch bei uns in hamburg der fall zu sein.



    es ist zu hoffen, daß hier die menschen nicht auf das sammelsurium des bsw reinfallen, und der linken stimmen verloren gehen.



    in eimsbüttel gabs (taz berichtete) eine party mit tischtennis - die lt. insiderin total überfüllt war.



    es gibt ja nix für die jugend, oder das mittlere alter + die älteren was tanzen, feiern usw. anbetrifft.



    dies allein den kommerziellen klubs zu überlassen, kanns auch nicht sein. damit treffen sie bei den jungen leuten den nagel auf dem kopf.



    weiter so!

    • @Brot&Rosen:

      Die soziale Schiefverteilung und die völlig unseriös aufgesetzte Steueragenda rechts spricht für die linke Seite des Spektrums. Mit Jan van Aken schon und Sahra W. nicht haben die Linken auch wohl eine gute Wahl getroffen.



      Das Auswärtige Amt sollten sie aber nicht erhalten.

  • Entschieden werden Wahlen immer am Wahltag und da ist diesmal nicht nur viel Luft bei WählerInnen drin. Laut Umfrage des Ins­ti­tut Wahl­kreis­prog­nose (13.01.2025 – 16.01.2025) sind 39% noch Unentschlossene oder Nichtwähler. Darin steckt realistisch ein Potenzial von ca, 25%, dass sich kurzfristig (um-)entscheiden wird und besonders 'sensibel' für aktuelle Ereignisse ist. Trump, Ukraine-Krieg, Fernost und Nahost, Attentate, TV-Auftritte usw., jede aktuelle Nachricht kann gerade für die kleineren Parteien einen großen Unterschied machen. Die Linke und die Freien Wähler haben auch gute Chancen über die Grundmandatsklausel, also 3 gewonnene Direktmandate, in den Bundestag zu kommen.

  • Merz hat doch gesagt er würde mit jedem koalieren der seinen Weg der sofortigen Rückweisungen mit geht und keine Kompromisse machen:



    Also eigentlich nur mit der AfD.

    Heißt die Union sollte für diese Aussage idealerweise so stark abgestraft werden, das AfD und Union zusammen keine absolute Mehrheit erreichen. Dann reicht es vermutlich, wenn FDP und BSW fehlt auch für andere Koalitionen ohne Union

    www.ardmediathek.d...C05MGU3MTVlMGI2MGY

    • @AntiAuA:

      Zitat:



      "Merz hat doch gesagt er würde mit jedem koalieren, der seinen Weg der sofortigen Rückweisungen mit geht und keine Kompromisse machen:

      Also eigentlich nur mit der AfD."

      Also Merz persönlich dann vielleicht doch nicht. Aber es ist ja auch nicht so, daß den Schlüssel des Kanzleramtes niemand aus der Union aufläse, fiele er unter diesen Umständen vom Podium.

      Weidel scheint jetzt darauf zu zählen, daß ihr die Aktion mit Merz zu Lasten aller anderen noch ein paar Prozent einbrächte, so daß sie knapp vor der Union einliefe und die Arithmetik das von ihr postulierte "Blauschwarz" so verlockend erscheinen lasse. Zumal das ja schon drei Partner wären, in allen anderen Konstellationen dagegen vier oder gar fünf ...

      Wie dem auch sei, weder SPD noch Grüne können sich jetzt noch leisten, mit Merz zu koalieren, ohne im Grunde in der Union aufgehen zu wollen. Denn mehr als ein paar Ministerien - und im Übrigen die Knute - ist ja für sie nicht mehr zu holen. Da wären dann 2029 locker mal 10% oder mehr von den jetzigen Umfragen weg. Sie brauchten dann noch nicht mal mehr verboten werden ...

    • @AntiAuA:

      Merz hat sich gerade alles verbaut.



      Er sollte sofort nach der Wahl zurücktreten und Günther das aufräumen lassen. Dann darf er auch weiter im Sauerland Privatflugzeug fliegen, ohne Verantwortung.

  • Ich glaube nur der Umfrage, die selbst bezahlt habe. Frei nach Churchill oder so.

    • @vieldenker:

      Das Zitat stammt bekanntlich nicht von Churchill, sondern wurde dem von Goebbels untergeschoben. Sie finden es.

  • Da es sich immer öfters zeigt, dass die Menschen nicht mehr nach Partei-Programmen abstimmen, sondern nach veröffentlichten Wahlumfragen (Stichwort: Herdentrieb), würde ich es begrüßen, wenn diese nur bis 1 Monat vor der Wahl veröffentlicht werden dürften.



    Dann müssten sich die Menschen SELBST eine Meinung bilden, anstatt nur bequem mit der Masse mitzuschwimmen.

    • @Macsico:

      Wenn das wirklich so sein sollte, dann gute Nacht!

  • Was soll schon gross passieren, wenn AfD oder BSW and die Macht kommen? Nix. Wir zahlen in Rubel statt Euro, "wählen" Putin mit 100% und russische Panzer haben Vorfahrt.

    • @Jelli:

      Und Menschen die sich beschweren könnten sind magisch alle verschwunden.

  • Zur Vereinigung der linken Stimmen könnte das BSW seine Ein-Frau-Show beenden, sich wieder bei der Linken einbringen, und dort würden aus Internationalismus und Nationalismus die besten Ansätze zusammenraffiniert.



    Die Linken profitieren vom Zusammensacken von BSW und durch die Soziallücke der SPD im Vergleich.

    Leider gehört auch zum Bild, dass die ADis der Merztruppe wohl sehr nahekommen könnten. Merz' Nullprogramm mit Anbiederung im Rhetorischen zahlt sich halt nicht aus.

  • Wie ein Phönix aus der Asche wird die linke Kraft ihr Comeback bekommen und letztendlich obsiegen.



    Und nicht mal die faschistischen Bajonetten können diese neue Kraft der sozialen Gerechtigkeit aufhalten.

    • @Ice-T:

      Ironieversuche haben am besten einen Kristallisationskern.

      Dass soziale Politik eine Grundlage hätte, ist offensichtlich. Es ist peinlich etwa für eine Union, ihren sozial-christlichen Anspruch so kupiert zu haben und sich so vor den Blackrocks in den Staub zu werfen.

    • @Ice-T:

      Letztendlich wird die Linke, wie immer falls sie in den Bundestag kommt, keine Rolle spielen.

  • Die Linke vor dem BSW und bei 5%. Ich staune. Schön wär's, wenn es so bliebe.

  • Es gibt Fälle, da würde ich am ehesten, vielleicht sogar nur, den ÖR-Nachrichten trauen und es gibt Fälle, da würde ich denen nicht mal so weit trauen, wie ich den Lerchenberg mit bloßen Händen versetzen könnte.



    Da die Umfragen nach der Wahl sowieso Makulatur sind, ich kann mich an Kamala Harris schon kaum mehr erinnern, zählen genau diese Nachrichten zu Letzterem.

  • Das konservative Allensbach-Institut weist die Partei (Die Linke! Anm. von mir) erst gar nicht extra aus und zählt sie zu „Sonstige“. ... Dafür dürfen sich FDP und BSW dort Hoffnung auf ein Überschreiten der 5-Prozent-Hürde machen.



    Nachtigall, ick hör dir trapsen...

    • @Köppen Robert:

      Bei Allensbach steht die FDP heute bei 4 % und ist damit draußen. Und glauben Sie ernsthaft ein Institut, könnte die Wahlen beeinflussen?

      • @weather2018:

        Tja, was am Ende rauskommt. Die Linke ist immer noch für ein paar Direktmandate gut, bei der Linder-Truppe undenkbar.

        • @dtx:

          Leider ginge es dem Kommentator nicht darum.



          Er suggerierte das dass Allensbach Institut wäre nicht unabhängig, bzw. neutral.



          Von daher ist Ihre Aussage von den Direktmandaten am Thema vorbei.