piwik no script img

Neue Präsidentin in SlowenienKlar proeuropäisch

Erich Rathfelder
Kommentar von Erich Rathfelder

Der Rechtspopulismus ist nach der Präsidentschaftswahl in Slowenien weiter in der Defensive. Das dürfte positive Wirkungen auf Südosteuropa haben.

Wahlsiegerin Natasa Pirc Musar gibt sich kämpferisch Foto: Luka Dakskobler/dpa

D as macht Hoffnung für Südosteuropa: „Ich trete schon mein ganzes Leben für die gleichen Werte ein: Demokratie, Menschenrechte, Toleranz“, sagte die 54-jährige Nataša Pirc Musar, nachdem ihr Wahlsieg bei den Präsidentschaftswahlen in Slowenien feststand. Das kleine Land zwischen Österreich und Kroatien hat mit dem Sieg der parteilosen Kandidatin für das Präsidentenamt und dem Sieg linksliberaler Kräfte bei den Parlamentswahlen im vergangenen April den rechtspopulistischen Kräften im Land und der gesamten Region die Rote Karte gezeigt.

Pirc Musars Wahl bedeutet nicht nur eine schwere Schlappe für den slowenischen Rechtspopulisten und ehemaligen Premierminister Janez Janša, der noch vor Kurzem in einer Allianz mit dem ungarischen Präsidenten Viktor Orbán versucht hatte, die politische Landkarte in der Region buchstäblich neu zu zeichnen.

So sollte Bosnien und Herzegowina nach ethnisch-nationalistischen Kriterien territorial aufgeteilt werden. Innenpolitisch wollte Janša nach ungarischem Modell die Pressefreiheit beschneiden und von „linken“ Einflüssen säubern sowie eine Allianz mit den Putinfreunden in Serbien und auch Kroatien aufbauen. Die Wahl Pirc Musars ist auch ein Zeichen an das Nachbarland Italien, wo die Rechten den Faschismus rehabilitieren wollen.

Antifaschismus ist in Slowenien tief verankert. Pirc Musar will angesichts der Gefahren die Aufgaben des Staatsoberhaupts neu interpretieren. Bisher konnte der Präsident neben den repräsentativen Aufgaben zwar immerhin die Kandidaten für das Premierministeramt und das Verfassungsgericht nominieren, doch mehr auch nicht.

Pirc Musar will sich mehr in die Politik einmischen als ihr Vorgänger. Sie tritt außenpolitisch klar für einen proeuropäischen Kurs ein. Slowenische Waffenlieferungen an die Ukraine gehören zu dieser Politik – genauso wie die Unterstützung demokratischer Kräfte und der Zivilgesellschaften in der Region. In der Zusammenarbeit mit der linksliberalen Regierung könnte ihre Politik positive Rückwirkungen auf die politischen Kräfteverhältnisse in Südost­europa haben.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Erich Rathfelder
Auslandskorrespondent Balkanstaaten
Erich Rathfelder ist taz-Korrespondent in Südosteuropa, wohnt in Sarajevo und in Split. Nach dem Studium der Geschichte und Politik in München und Berlin und Forschungaufenthalten in Lateinamerika kam er 1983 als West- und Osteuroparedakteur zur taz. Ab 1991 als Kriegsreporter im ehemaligen Jugoslawien tätig, versucht er heute als Korrespondent, Publizist und Filmemacher zur Verständigung der Menschen in diesem Raum beizutragen. Letzte Bücher: Kosovo- die Geschichte eines Konflikts, Suhrkamp 2010, Bosnien im Fokus, Berlin 2010, 2014 Doku Film über die Überlebenden der KZs in Prijedor 1992.
Mehr zum Thema

0 Kommentare