Neue Musik aus Berlin: Der Zweifel gibt den Ton an
Auf die jüngere Berliner Postpunk-Szene ist Verlass. Das zeigt auch „Talisman“, das Debütalbum der Band Die Letzten Ecken.
S o ist das in dieser Kolumne, wir schauen und hören hier bis in Die Letzten Ecken! Auf ebendiesen Namen, Die Letzten Ecken, hört ein darkwaviges und postpunkiges Bandprojekt aus Berlin; ein weiteres, das im Umfeld der umtriebigen Allee-der-Kosmonauten-Crew entstanden ist.
Sängerin bei Die Letzten Ecken ist Lisa von (oder Liv) Billerbeck, die man unter anderem von den Bands Aus, Die Schiefe Bahn und als bildende Künstlerin kennt, neben ihr besteht die Band aus Christian Ramisch und T-Rex, der als Produzent diverser Berliner Underground-Kapellen bekannt ist.
Nach einem Demo im Jahr 2020 erscheint dieser Tage das Letzte-Ecken-Debütalbum „Talisman“. Es orientiert sich erkennbar an der dunklen Seite des deutschen Pop, Bands wie Liaisons Dangereuses, Malaria! oder Mania D. kommen einem in den Sinn, bei den frickligeren Synthesizer-Parts („Zirkus“) könnten dagegen auch jüngere experimentelle Acts – etwa Lucrecia Dalt – auf das Trio abgefärbt haben.
Die Letzten Ecken: „Talisman“, als Kassette auf Billo Records, als LP auf Static Age
Zu den Highlights zählen das textlich auf Paul Virilio und musikalisch auf DAF verweisende Stück „Rasender Stillstand“, das prototechnoide Stück „Träumerei“ und ganz besonders das hymnische Titelstück „Talisman“, das mit ordentlich Kraut- und Ambient-Einflüssen daherkommt. Besungen wird auf dem Album oft die Sehnsucht nach dem besseren, dem anderen Leben.
„Eine aus der Gegend sagte mal/ Prinzen suche man hier vergebens/ Eine aus der Gegend sagte mal/ der Zweifel ist immer tonangebend“, heißt es etwa in „Talisman“. In „Träumerei“ frisst sich die schöne Zeile „Die gemeinsame Agenda/ zieht sich durch die Herren Länder“ in die Gehörgänge. „Talisman“ ist neue Neue Deutsche Welle in richtig gut.
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